Spektrum
her«, forderte sie ihn mit leiser Stimme auf.
Gleichwohl fand Martin in sich noch genügend Kraft, um zu wiederholen: »Ich fliege mit dir. Du brauchst also nicht …«
»Idiot«, befand Irina und streckte sich nach ihm aus. Auf ihren Lippen lag noch der Geschmack des Kognaks. Die Decke rutschte hinunter. Einen flüchtigen Augenblick lang suchte Martin das aufdringliche Bild der ersten Irotschka Poluschkina heim, ihr nackter Körper, der im Wasser des Kanals versank, und jenes der vierten Irina, die nackt vor dem Geistlichen des ThaiGeddars kniete …
Dieser Körper hingegen lebte und dürstete nicht weniger nach Leben als Martin.
Tod gab es hier keinen.
Vier
Natürlich war Martin nie zuvor im Kosmos gewesen. Er hatte etwa sechs Dutzend Planeten besucht, auf seinen Reisen rund hundert Rassen kennengelernt, aber er hatte sich niemals mit einer solch altmodischen Einrichtung fortbewegt. Der suborbitale Flug auf Arank hatte die größtmögliche Annäherung an einen Ausflug in den Kosmos dargestellt.
In seiner Kindheit hatte er wie jedes belesene Kind aus einer Familie von Intelligenzlern Bücher über Raumfahrt verschlungen, meist Übersetzungen amerikanischer Werke, mitunter aber auch von russischen Autoren. Daher wusste Martin, dass der erste Mann im All Juri Gagarin gewesen war, dass der erste Sputnik ebenfalls aus Russland gestartet war, das damals freilich einen anderen Namen trug. Mitunter hatte er sogar Wetten gegen seine Klassenkameraden gewonnen, die behaupteten, der erste Mann im Weltraum sei Neil Armstrong gewesen – und zwar gleich mit einem Flug zum Mond und im Shuttle.
Gleichwohl hatte Martin nicht davon geträumt, Astronaut zu werden. Selbst als Leseratte legte er eine gewisse Nüchternheit an den Tag, weshalb er wusste, was die moderne russische Raumfahrt eigentlich ausmachte – und er hegte nicht die Absicht, für selbstzufriedene Amerikaner Güter in den Weltraum zu transportieren. Daher entzückte ihn die überraschende Aussicht auf einen Eintritt in den Orbit keineswegs.
Zumal sich das Raumschiff der Bessarianer beängstigend von irdischen Raketen unterschied. Es verfügte über jene breiige Plattform, die alle Transportmittel des Planeten aufwiesen, die hier jedoch weit größer ausgefallen war, mit einem Durchmesser von zwanzig Metern und einer Dicke von zehn Metern. Unter einer kleineren Kuppel in der Mitte der Scheibe gab es Platz für die Besatzung, genauer, zwei Bodenvertiefungen in Form eines menschlichen Körpers und zwei tiefe Schächte, in die die Bessarianer »flossen«.
»Das ist Petenka«, stellte Pawlik das zweite bessarianische Mitglied im Team vor. »Er ist noch sehr jung, verfügt jedoch über eine erstaunliche Struktur des blauen Labyrinths, die ihm eine rasante Informationsverarbeitung erlaubt.«
Beim jungen Petenka handelte es sich um einen transparenten Schlauch von anderthalb Meter Größe. »Es ist mir eine Ehre, mit euch zusammenzuarbeiten«, brachte er verlegen hervor.
Martin, bereits daran gewöhnt, drückte die kühle Pseudohand.
»Petenka ist der wohlgeratene Spross von Andrjuschka, dem Leiter unseres Projekts«, erläuterte Pawlik. »Eigentlich wollte Andrjuschka den Flug selbst übernehmen, doch seine Aufgabe ist zu wichtig, als dass er dieses Risiko eingehen sollte. Deshalb hat er Petenka von sich durch Zellteilung abgespalten und ihn persönlich im Geist eines Pioniers erzogen. Ein bemerkenswerter Ausweg aus der Situation, nicht wahr?«
Er brach in schallendes Gelächter aus. Etwas befremdete Martin im Verhalten Pawliks, vielleicht das hastige Sprechen und die allzu heftigen Emotionen … Stünde vor ihm ein Mensch, und keine Amöbe, hätte er eine erhöhte Dosis eines Rauschmittels geargwöhnt.
»Könnt ihr euer Gedächtnis mit euren Sprösslingen teilen?«, wollte Martin, dem die Dio-Daos einfielen, wissen.
»Natürlich nicht«, sagte Pawlik mit leichtem Bedauern. »Aber Petenka dürfte sogar seinen Vater in manchen Dingen übertreffen. Er ist klug, unser Petenka! Ein Schlaukopf!«
»Sag mal, Pawlik, warum gebraucht ihr alle Namen nur in der Koseform?«, konnte Martin sich nicht verkneifen zu fragen.
»Um Sympathie zu erwecken«, gab Pawlik unumwunden. »Wenn ihr mich Pwchannlk nennen müsstet, was der tatsächlichen Aussprache meines Namens relativ nahe käme, wäre eure Beziehung zu mir eine ganz andere. Selbst der kämpferische und strenge Name Pawel würde eine gewisse Distanz schaffen. Aber Pawlik … Das ist freundlich, zärtlich und
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