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Spektrum

Spektrum

Titel: Spektrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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überlegen ist, wie verfahren Sie dann mit Außerirdischen?«, fragte er.
    »Wozu sollen wir das Fell eines Bären teilen, der noch nicht einmal erlegt ist?«, erwiderte Klim stirnrunzelnd. »Es wird nicht an uns sein, diese Entscheidung zu treffen … Aber ich bin mir sicher, dass die Menschheit andere Rassen weder unterdrücken noch vernichten wird. Eine friedliche Koexistenz, Handel, humanitäre Hilfe … Für die Außerirdischen würde ich mich dagegen nicht verbürgen. Wären Sie etwa dazu bereit?«
    Martin schüttelte den Kopf.
    »Sehen Sie. Also«, zog Klim Bilanz, »wir sind keine Faschisten. Wir sind lediglich vorsichtig. Doch nun, nachdem ich sämtliche Vorbehalte abgelegt habe, sagen Sie mir doch, verehrter Detektiv, was Sie nach Bibliothek gebracht hat?«
    »Eine junge Frau namens Irina«, sagte Martin.
    Klim entglitten die Gesichtszüge, gleichsam als erinnere Martin ihn an etwas Unangenehmes oder Peinliches. Er blickte sogar weg, bemerkte den Jungen, der sich gerade an einen der Ausdrucke heranpirschte, schnappte ihn sich geschickt, setzte ihn auf die entgegengesetzte Krabbelspur und gab ihm einen Klaps. Nachdem er sich überzeugt hatte, dass der Junge die Lektion begriffen hatte und von den wertvollen wissenschaftlichen Dokumenten wegkroch, sah er Martin wieder an. »Hat irgendein untröstlicher Gatte Sie bezahlt, damit Sie sie suchen?«
    »Das ist mein Berufsgeheimnis«, witzelte Martin. »Der Vater.«
    Klim seufzte. »Der Mann muss hart im Nehmen sein. Ein Held von einem Vater. Hut ab!«
    »Ist sie so schlimm?«, fragte Martin voller Mitgefühl.
    »Das Mädchen ist vor drei Tagen zu uns gekommen«, berichtete Klim. »Ich habe die üblichen Probleme erwartet … Sie ist jung und hübsch, und natürlich gibt es hier mehr Männer als Frauen … Daraufhin habe ich mit ihr, aber auch mit unseren Leuten gesprochen … Damit schien die Sache geklärt. Natürlich brauchte sie nicht so mit dem Hintern zu wackeln, aber immerhin baggert sie niemanden an. Das Unglück lauerte an einer Stelle, wo ich es nie vermutet hätte. Das Mädchen hat sich mit allen Wissenschaftlern angelegt, wobei ihr Charme nicht die geringste Rolle spielte.«
    »Doch nicht etwa auf wissenschaftlichem Feld?«, fragte Martin begeistert.
    »Leider doch. Das Mädchen hat zwei von drei Theorien in Grund und Boden gestampft, die bei uns als besonders aussichtsreich gelten … Falls es Sie interessiert: Es ist die Theorie der Vereinheitlichten Gleichung von Universum und Sonnenzyklus beim Lesen …«
    Verständnislos zog Martin die Brauen hoch.
    Auf Klims Gesicht spiegelte sich der leidgeprüfte Ausdruck eines Physikprofessors wider, der seinem schulpflichtigen Sohn Newtons Gesetze erklärt.
    »Die Sprache Bibliotheks ist eine Lautschrift«, holte Klim aus. »Die Schwierigkeiten bestehen keinesfalls darin, die Symbole auf den Obelisken dem einen oder anderen Laut zuzuordnen. Das Hauptproblem ist vielmehr darin zu sehen, wie diese Buchstaben sich zu einem Wort fügen und die Worte zu einem Satz. Der Theorie des Sonnenzyklus zufolge muss man die Lektüre an einem Obelisken im Osten aufnehmen, um anschließend, sobald sein Schatten klar und deutlich auf den nächsten Obelisken fällt, ein neues Zeichen hinzuzufügen, den Schatten dieses zweiten Obelisken zu beobachten …«
    »Und wenn die Sonne im Zenit steht, setzt man einen Punkt hinter den Satz«, soufflierte Martin höflich.
    Nervös rutschte Klim hin und her. »Es ist zwar weitaus komplizierter«, brummte er, »aber den Grundgedanken haben Sie erfasst … Die Theorie der Einheitsgleichung des Universums besagt nun, bei der Sprache Bibliotheks handle es sich im Grunde um mathematische Symbole, die in einer Einheitsgleichung alle Gesetze des Weltalls beschreiben. Sie wird auch die Gleichung Gottes genannt. Das Mädchen hat diese Theorien in der Luft zerrissen. Es teilt meine Auffassung, wonach die Sprache Bibliotheks mit dem Touristischen verwandt sei. Wissen Sie, wie viele Buchstaben es hat?«
    Martin dachte nach. Komischerweise ging die Kenntnis des Touristischen nicht unbedingt mit dem Verständnis seiner Grammatik einher. Jeder, der durch ein Großes Tor trat, konnte danach Touristisch sprechen – und zwar frei und fließend.
    »In dieser misslichen Lage befindet sich auch ein Kind, das zwar schon hervorragend sprechen, aber noch nicht lesen kann und nichts von Grammatik versteht«, tröstete ihn Klim. »Man kann intuitiv, ohne darüber nachzudenken, zählen lernen. Aber alle Laute einer

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