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Spektrum

Spektrum

Titel: Spektrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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durfte er wohl kaum mit einer Gaumenfreude rechnen – denn in diesem Fall hätte man die lokalen Erzeugnisse gewiss schon zur Erde exportiert. Möglicherweise hatte jene unbekannte Rasse, die den Planeten in ein riesiges Denkmal verwandelt hatte, sogar das in ihre Pläne einbezogen.
    Kurz grübelte Martin über die Frage nach, ob die Schließer wohl etwas über die Erbauer von Bibliothek wussten. Da er von ihnen darauf ohnehin keine Antwort erwarten durfte, ließ er von den sinnlosen Überlegungen bald ab. Eventuell hatten den Planeten die Schließer selbst geschaffen. Und sei es zum Spaß. Denn niemand wusste, was die Schließer eigentlich veranlasste, ihr Transportnetz in der Galaxis zu spannen. Ob dahinter ein bizarrer Humor stand? Der Wunsch, jene Wilden zu beobachten, die von Stern zu Stern irrten und die vergeblich versuchten, zu verstehen, was hier eigentlich vor sich ging? Auch diese Erklärung taugte nicht weniger als andere.
    Martin sah sich indes als Mann der Praxis, der sich nicht in Gedankenspielereien verlor, bestimmte mit Hilfe des Kompasses die Richtung und marschierte weiter. Die Sonne ging schon unter, verschwand am Horizont. Sofort senkte sich Dunkelheit herab. Die Luft des Planeten enthielt kaum Staub, wie er für eine normale Dämmerung vonnöten gewesen wäre. Martin machte auf der ersten großen Insel Halt, baute sein kleines Zelt auf und zündete einen Spirituskocher an, über den er einen Kessel hängte. Ein Becher heißer Erbsensuppe aus der Tüte, veredelt mit zerkrümeltem Roggenzwieback. Danach eine Tasse starken Ceylontees, keine erste Qualität, dafür aber herb und aromatisch – das war alles, was ein Mensch brauchte, ehe er zu Bett ging.
    Beim Einschlafen legte Martin sich vorsichtshalber den Karabiner unter den Arm, während er an die junge Frau namens Ira dachte, die auf einem fremden Planeten so selbstsicher aufgetreten war. Und bevor ihn der Schlaf dann übermannte, konnte er endlich jenen unangenehmen Gedanken formulieren, der seit gestern an ihm nagte.
    In Iras Zimmer hatte er nichts entdecken können, was ihn in Erstaunen versetzt hätte. In ihrem Tagebuch und den Briefen las er nur Dinge, die im Tagebuch und den Briefen einer Siebzehnjährigen zu erwarten waren. Der Herr Papa, jener Geschäftsmann mit dem in russischen Breiten seltenen Namen Ernesto, hatte seine Tochter völlig zutreffend beschrieben.
    Und das gab es nicht.
    Niemals!
    Zischend stieß Martin die Luft zwischen den zusammengepressten Zähnen aus, um seinen Ärger loszuwerden. Hatte man ihn also doch getäuscht. Noch wusste er nicht wie, aber jetzt würde er der Sache auf den Grund gehen.
    Mit diesem gewichtigen Gedanken eines Menschen mit Selbstachtung schlief Martin dann ein.

Vier
     
    Die Sonne lugte eben hinterm Horizont hervor, als Martin sich anzog. Seine Uhr, eine einfache und solide Casio Tourist, hatte er bereits in der Station auf Bibliothekszeit umgestellt. Noch vor der Dämmerung hatte sie ihn geweckt. Als der helllichte Tag heraufzog, marschierte Martin bereits weiter. Ein bedächtiger Schritt, Anlauf, ein Sprung über einen Kanal … ein bedächtiger Schritt, Anlauf … Martins Schatten zog sich vor ihm in die Länge, erschreckte einen Fisch im Kanal kurz vor dem Sprung und gewährte ihm eine schlichte, wiewohl zuverlässige Orientierung. Bald schon schrumpfte der Schatten jedoch, kroch unter seine Füße, weshalb Martin immer öfter den Kompass zu Rate ziehen musste. Seinem Gefühl nach sollte das Dorf irgendwo in der Nähe liegen.
    Letztlich stieß er dann aber doch überraschend auf Enigma. Das Dorf war winzig klein, zählte nicht mehr als zwei Dutzend Zelte, die in kleinen Grüppchen auf wenigen Inselchen standen. Zwei Frauen in langen Kattungewändern hatten ein Feuer aus zu Briketts gepressten, getrockneten Algen angezündet, über dem in einem Kessel eine dicke Suppe brodelte. Den näher kommenden Martin musterten sie gelassen, eine der beiden spähte allerdings in ein großes orangefarbenes Zelt hinein, sagte etwas und machte sich sodann wieder an ihre Arbeit.
    Mit langsamen Schritten hielt Martin auf die Frauen zu. Zwar eignete der menschlichen Bevölkerung auf Bibliothek ausnahmslos eine bronzene Bräune, doch diese beiden Köchinnen schien eher von Natur als von der Sonne braun zu sein. Nach Martins Dafürhalten floss in den Adern der beiden Frauen das Blut nordamerikanischer Indianer.
    »Friede sei mit euch!«, rief Martin, wobei er die Hand grüßend erhob.
    »Auch mit dir sei

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