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Spektrum

Spektrum

Titel: Spektrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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haben ein winziges Schwarzes Loch in die Umlaufbahn des Satelliten gesandt.«
    »Hat man je herausbekommen, was genau da geschehen ist?«
    Martin schüttelte den Kopf.
    »Ich glaube nicht, dass das ein Raumschiff der Altvorderen war, dazu war die Technologie zu schlicht … abgesehen davon, glaube ich ohnehin nicht an die Alten Rassen.« David schnippte seine Kippe ins Wasser, die im nächsten Moment von einem dicklippigen Fisch verschluckt wurde. »Die Schließer haben alle hinter sich gelassen … Sie sind gewissermaßen die einzigen Altvorderen. Die Zivilisation auf Galel muss hoch entwickelt gewesen sein, als die Schließer den Planeten erreichten … es gab ja sogar Basen auf dem Satelliten. Das haben die Schließer übersehen. Warum auch immer. Die Bewohner des Planeten verrohten und gewöhnten sich an die Wunder, die sie geschenkt bekamen. Irgendwann wird uns das gleiche Schicksal ereilen. Diejenigen, die auf dem Satelliten leben, kapitulierten nicht. Sie höhlten ihn von innen aus, schufen damit ein gigantisches Raumschiff mit Photonenantrieb … und versuchten, zu fliehen und ihre Zivilisation auf einem anderen Stern wieder aufzubauen …«
    »Was hatte es denn mit dem Vulkan auf sich, der das Raumschiff beschossen hat?«
    »Er gehörte zum Verteidigungssystem der Schließer.«
    »Das entspricht nicht ihrem Stil«, widersprach Martin kopfschüttelnd. »Sie ziehen eine lautlose Vernichtung vor. Im Übrigen ist diese Version weder besser noch schlechter als jede andere.«
    »Ja, sicher …«, pflichtete ihm David bei. »Aber seitdem suche ich mir immer Planeten ohne Monde aus.«
    Wie es sich für Menschen, die einander respektieren, nach einer solchen Geschichte gehört, quittierten sie diese Bemerkung mit einem Lachen.
    »Ich werde jetzt doch gehen«, verkündete Martin und erhob sich. »Ich werde nicht auf Ihren Freund warten. Haben Sie noch Briefe für die Erde?«
    »Ja.« David sprang auf, verschwand im Zelt und tauchte kurz darauf mit einem dicken Paket wieder auf. »Hier sind Briefe, Disketten … Medaillons von Verstorbenen … und einige Proben für die Universität … Das ist doch nicht zu viel, oder? Alles zusammen wiegt weniger als drei Kilogramm …«
    In seine Stimme mischte sich ein leicht bittender Unterton.
    »Das ist schon in Ordnung«, beruhigte Martin ihn.
    Nachdem sie sich die Hand gedrückt hatten, begab Martin sich zur Station. Obwohl die Veranda leer war, hielt er entschlossen und zügig auf sie zu, ganz wie ein Mensch, der zu einem Termin bestellt ist.
    Dann tauchte der Schließer auf. Er trat zur Holztür hinaus, die er hinter sich anlehnte, setzte sich in einen Sessel und machte sich daran, seine Pfeife anzuzünden. Bekleidet war er mit einem dicken Bademantel aus Frottee, gleichsam als friere ihn oder als käme er geradenwegs aus dem Bett.
    Vor den Stufen blieb Martin stehen.
    Der Schließer schnaufte, saugte an seiner Pfeife, ließ das Feuerzeug wieder und wieder aufflammen. Als endlich gleichmäßiger Rauch aufstieg, lehnte sich der Schließer zufrieden im Sessel zurück. Mit einem Blick, in dem wohlwollende Ironie, möglicherweise jedoch auch leichte Verärgerung liegen mochte, betrachtete er Martin.
    »Sei gegrüßt, Schließer«, begrüßte Martin ihn.
    »Sei gegrüßt, Wanderer.« Der Schließer nickte. »Tritt ein und ruh dich aus.«
    Martin stieg die Treppe hinauf und nahm dem Schließer gegenüber Platz. Nach kurzem Schweigen sagte er: »Ich möchte dir eine Geschichte erzählen.«
    »Einsam ist es hier und traurig, Wanderer«, brachte der Schließer hervor. »Sprich mit mir, Wanderer.«
    Martin schloss die Augen. Noch wusste er nicht, was er gleich vortragen würde. Die besten Geschichten waren stets die, deren Ende er selbst noch nicht kannte. Eins wusste Martin jedoch: Wenn er jetzt etwas erzählen würde, dann von …
    »Wenn ein Mensch zur Welt kommt, trägt er bereits eine Welt in sich«, begann Martin. »Die ganze Welt, das ganze Universum. Er selbst ist ein Kosmos. Und alles, was sich um ihn herum befindet, sind nur die Ziegelsteine, aus denen das Sein erbaut ist. Die Muttermilch, die seinen Körper nährt, die Luft, die das Trommelfell vibrieren lässt, die undeutlichen Bilder, die der Netzhaut Photonen einmalen, der ins Blut vordringende, erquickende Sauerstoff – all das wird zur Realität, sobald es zum Teil des Menschen wird. Aber der Mensch kann sich nichts aneignen, ohne im Gegenzug etwas zu geben. Mit Fäkalien und Tränen, Kohlendioxyd und Schweiß,

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