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Spektrum

Spektrum

Titel: Spektrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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»Trotzdem …«, flüsterte er. »Sie hätte nicht … Mit mir geht’s zu Ende, Martin …«
    »Lieg still«, befahl Martin. »Es ruft schon jemand einen Arzt.«
    »An meinem Grab … soll stehen … hier ruht …« Er atmete mehrmals tief ein, erzitterte und erstarrte.
    Martin erhob sich. Seine Hände waren voller Blut, in seiner Seele klaffte Leere.
    Wie hatte das passieren können? Wie konnte es etwas dermaßen Tragisches geben? Ein flüchtiger Verbrecher, mit dem Irotschka sich angefreundet hatte, diese gnadenlosen Kopfgeldjäger, diese grauenvolle Schießerei …
    Und er, er war einfach eine tolle Marke! Entspannt hatte er sich, nicht mehr auf sein Mündel aufgepasst!
    »Stehen geblieben, die Waffe weg, Hände über den Kopf!«, brüllte hinter ihm jemand. Martin erkannte die Stimme von Sheriff Glenn. Nun ja, die amerikanische Kavallerie trifft stets rechtzeitig ein …
    Servil hielt Martin die Hände hoch. Selbst den überflüssigen Schlag mit dem Kolben in die Rippen ertrug er mit der Genugtuung eines Märtyrers.

Fünf
     
    Erst am nächsten Morgen ließ man ihn wieder frei. Mit den Schlüsseln klimpernd, öffnete Glenn die Gittertür der Zelle, in der sich Martin die Nacht um die Ohren geschlagen hatte.
    »Gehen wir …«, grummelte der Sheriff.
    Dem Verhalten des Sheriffs und der Gelassenheit, mit dem er ihm den Rücken zukehrte, entnahm Martin, dass die Anklage gegen ihn fallen gelassen worden war.
    Sie durchquerten einen kurzen Gang, den Gitter in vier Zellen unterteilten, in denen freilich niemand saß, gab es auf Prärie 2 doch keine hohe Verbrechensrate. In seinem Büro schnaufte Glenn geräuschvoll und nahm Martin die Handschellen ab. »Hast du irgendwelche Beschwerden?«, fragte er.
    »Wollen Sie eine ehrliche Antwort oder eine, die ich mit meinem Gewissen vereinbaren kann?«, fragte Martin zurück.
    »Ihr Russen tickt doch alle nicht mehr richtig«, verwunderte sich Glenn aufrichtig. »Worin besteht denn der Unterschied?«
    »Wenn ich ehrlich sein wollte, müsste ich mich beschweren«, erklärte Martin grinsend. »Wenn ich auf mein Gewissen höre, nicht. An Ihrer Stelle hätte ich mich genauso verhalten.«
    Eine Weile mühte sich der Sheriff, das Gesagte zu verstehen, dann schüttelte er den Kopf. »Lassen wir das. Willst du noch was schriftlich verfassen?«
    »Nein«, versicherte Martin kopfschüttelnd. »Wie ich schon sagte, ich könnte es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, Beschwerde einzulegen.«
    »Setzt dich … Schnüffler«, forderte der Sheriff ihn abwinkend auf.
    Abermals fanden sie sich am Tisch des Sheriffs wieder. Glenn drückte den Knopf der Kaffeemaschine, der jedoch knallend wieder heraussprang. Fluchend griff der Sheriff zum Telefon und verlangte Wasser. Daraufhin kam eine unansehnliche junge Frau herein, die aus einer Karaffe Wasser in die Maschine füllte.
    Geduldig wartete Martin.
    »Du hast nicht geschossen, meine Jungs haben deinen Lauf überprüft«, erläuterte ihm Glenn das, was Martin gestern vergebens darzulegen versucht hatte. »Anscheinend gibt es auch keine Verbindung zwischen dir und diesen Hohlköpfen … Folglich hat das Volk von Prärie 2 auch gegen dich nichts vorzubringen.«
    »Wer waren die denn?«, fragte Martin.
    Glenn wollte zwar schon auf stur schalten, denn die halbe Nacht hatte er von Martin auf ebendiese Frage eine Antwort verlangt. »Professionelle Kopfgeldjäger«, gab er dann widerwillig zu. »Sie haben auf der Erde gelebt und meistens im Interesse der Kolonien gehandelt … Eine ganz normale Sache. Erst sind sie zu mir gekommen, haben mir ihren Auftrag vorgelegt … War alles hundertprozentig sauber …«
    »Hätten Sie sie nicht aufhalten müssen?«, wollte Martin wissen. »Fünf gut bewaffnete Profis … schneien hier abends rein, in Ihrem Büro ist sonst niemand …«
    Röte schoss in Glenns Gesicht.
    »Ich mache Ihnen ja keinen Vorwurf«, versicherte Martin in sanftem Ton. »Am Ende hatten Sie ja sogar recht, denn es ist so wenig Blut wie möglich vergossen worden.«
    Nach diesen Worten taute der Sheriff sofort auf. Er goss Martin und sich Kaffee ein, holte die am Vorabend als Geschenk erhaltene Zigarre heraus und zündete sie sich an. »Wer kann schon sagen, was sonst noch passiert wäre …«, sinnierte er. »Der Cowboy … zum Teufel mit ihm, mit dem Cowboy. Ich will gar nicht wissen, was er verbrochen hat! Ein seltsamer Typ! Da lebt er zwei Jahre lang auf Prärie, wird aber mit niemandem richtig warm. Um das Mädel tut es mir leid. Und

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