Spektrum
Vater. Wenn meine Anwesenheit nicht erwünscht ist … gehe ich. Aber schreiben Sie Ihren Eltern wenigstens ein paar Zeilen! Erklären Sie ihnen, dass Sie nicht zurückkehren wollen, teilen Sie ihnen mit, dass mit Ihnen alles in Ordnung ist.«
In Irinas Augen flutete das Misstrauen nur so. »Und was ist mit Prärie 2?«, fragte sie argwöhnisch.
»Das würde ich auch gern wissen«, konterte Martin. »Es geht mich ja nichts an, aber wer war diese Frau? Und wer sind Sie?«
»Was ist mit ihr passiert?«, fragte Irina, ohne auf Martins Antwort einzugehen.
»Sie hatte die glorreiche Idee, sich in eine Schießerei zwischen Cowboys zu stürzen. Sie hat versucht, die Feinde zu beschwichtigen … und von jedem ein paar Kugeln erhalten«, legte Martin ihr unerbittlich dar.
Irinas Gesicht zuckte nicht einmal. Vom Tod der Irina auf Prärie 2 musste sie bereits gewusst haben.
»Wollen Sie damit sagen, nicht Sie hätten sie ermordet?«
Nunmehr war es an Martin, die Augen aufzureißen: »Weshalb hätte ich das tun sollen? Ich bin ein Detektiv, wissen Sie. Ich bin zwar nicht der beste Mensch auf der Welt, mitunter gerate ich mit dem Gesetz in Konflikt, ich musste auch bereits schießen … aber ich ermorde keine jungen Frauen, egal, wie frech sie mir kommen!«
»War das denn der Fall?«
»Sie haben sich über mich lustig gemacht«, präzisierte Martin. »Mich ausgelacht. Mit ironischen Bemerkungen bedacht. Nennen Sie es, wie Sie wollen.«
Irina trat vom Fenster zurück. Sie setzte sich an den großen Tisch, und Martin entging nicht, wie sie rasch etwas, das sie in der Faust gehalten hatte, in eine offene Schublade steckte.
Das durfte doch nicht wahr sein! Schon wieder hatte sein Leben an einem seidenen Faden gehangen.
»Wenn Sie nicht lügen, dann bitte ich Sie um Verzeihung«, sagte Irina. »Aber alles, was ich wusste, war, dass Sie … im Moment ihres Todes bei Irina waren.«
»Ja, sogar zweimal«, brummte Martin. »Darf ich mich setzen?«
Diesmal hatte er es geschafft, Irina aus dem Gleichgewicht zu bringen.
»Was heißt das? Zweimal?«
»Auf Bibliothek auch. Eine Frau namens Irina Poluschkina ist gestorben … ein wildes Tier hat sie angegriffen«, informierte Martin sie, während er auf dem Stuhl ihr gegenüber Platz nahm.
»Dort gibt es keine wilden Tiere!«, ereiferte sich Irina.
»Doch. Genauer, es gab sie, wenn auch nur eins. Ein verwilderter Kchannan, der von den Geddarn mit nach Bibliothek gebracht worden war. Er hat …« Martin zögerte, schloss dann aber mit fester Stimme: »… Sie angefallen. Sie sind in meinen Armen gestorben und konnten mir nur noch Prärie 2 nennen. Ich hätte meine Mission als gescheitert betrachten können … habe mich jedoch nach Prärie 2 aufgemacht. Ich wollte herausfinden, was Sie mit diesem Planeten verbindet. Dort habe ich Sie dann abermals getroffen.«
»Ich bin dort nicht gewesen«, legte Irina schwachen Widerspruch ein. In ihre Augen schlich sich Angst.
»Doch! Sie waren dort! Sie und niemand sonst! Oder Ihre Kopie – wo ist der Unterschied? Ich habe mit Ihnen gesprochen, einen Brief an Ihre Eltern erhalten, und dann brach diese dämliche Schießerei los. Sie haben versucht, den kleinen kahlen Cowboy zu schützen, mit dem Sie sich in diesen Tagen angefreundet hatten …«
»Ein kleiner kahler Cowboy?«, fragte Irina, nunmehr mit panischem Unterton in der Stimme.
»Ja! Ein kleiner! Kahler! Cowboy! Ein gebürtiger Russe! Sie haben, glaube ich, nicht mit ihm geschlafen, waren aber mit ihm befreundet. Und Sie haben versucht, ihn vor den Marshalls zu schützen, den Kopfgeldjägern. Das hat Ihren Tod zur Folge gehabt. Zuvor haben Sie mich allerdings noch gefragt, ob ich Sie auf Arank getroffen hätte. Deshalb …« Martin breitete die Arme aus und fügte bereits wieder ruhiger hinzu: »Deshalb bin ich hier. Vielleicht hätten Sie jetzt die Freundlichkeit, mir das eine oder andere zu erklären?«
»Wie sind Sie hier hergekommen?«, fragte Irina.
»Mit einigen Schwierigkeiten«, blaffte Martin gallig. »Kurz nachdem ich auf dem Planeten angekommen war, hat man auf mich geschossen. Mir ist jedoch nichts passiert …«
»Ich war mir sicher, dass Sie mein Mörder sind!«, sagte Irina in einer Mischung aus Provokation und Reue. »Also, wie sind Sie hier hergekommen?«
»Ich habe anständige Leute getroffen … Aranker … Sie haben mir ein Privatflugzeug zur Verfügung gestellt.«
Hilflos schaute Irina umher. Schließlich zog sie den Bildschirm zu sich heran und fing
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