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Spektrum

Spektrum

Titel: Spektrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Prärie 2 kommt, mit ihr die Frage der Korrelation zwischen der Lage der Stationen der Schließer und den alten Ruinen zu erörtern verlangt? Darüber hinaus könnten Sie auch die klaffende Leere an dem Ort, wo der sogenannte Altar stand, erwähnen. Eine wissenschaftliche Diskussion ist für mich jetzt unverzichtbar, sie allein vermag meine schöpferischen Gedanken zu beflügeln!«
    Der Wachtposten holte sein Handy heraus. Das Gespräch wurde zu Martins Erstaunen auf Arankisch geführt, obgleich nicht zu überhören war, dass der Aranker versuchte, die Sätze so einfach wie möglich zu konstruieren und das Gesagte hin und wieder zu wiederholen. Konnte das jemand anders als Irotschka sein?!
    »Frau Groschewa erwartet Sie in ihrem Labor«, teilte ihm der Wachtposten mit, als er das Handy wegsteckte.
    Martin zog die Augenbrauen hoch. In ihrem Labor! Das hörte sich doch schon ganz anders an, als über Kanäle hinweg von einem steinernen Inselchen zum nächsten zu springen! Alle Achtung, Irotschka!
    »Nehmen Sie den Führer.«
    Martin nahm eine kleine transparente Scheibe entgegen, in der sich unablässig wie in einem defekten Kompass eine Nadel drehte. Der Wachtposten beugte sich über einen Rechner und berührte verschiedene Felder auf einer Sensorfläche, worauf die Nadel im »Kompass« sich scharf drehte und eine Richtung fixierte. Der Neugier folgend, wandte sich Martin um hundertundachtzig Grad um, doch die Nadel ließ sich nicht manipulieren und kehrte in die richtige Position zurück.
    »Lassen Sie sich unterwegs durch nichts ablenken«, warnte der Wachtposten. »Ihr Aufenthaltsort wird am Pult erkennbar sein. Sprechen Sie bitte mit niemandem, es sei denn, jemand wendet sich an Sie.«
    »Wird gemacht«, willigte Martin fröhlich ein.
    »Und die Waffe«, fuhr der Wachtposten mit einem Blick auf den Bildschirm fort, »lassen Sie hier. Mir ist schleierhaft, wie Sie die Erlaubnis für eine Thermowaffe bekommen haben, aber auf dem Gelände des Zentrums werden Sie sie ohnehin nicht benötigen.«
     
    In dem wissenschaftlichen Zentrum gab es – entweder um die körperliche Fitness der zerstreuten Wissenschaftlicher zu wahren oder aus anderen, beispielsweise ästhetischen Gründen keine Gleitstraßen. Mehr noch, Straßen fehlten überhaupt, selbst die Pfade hörten auf, denn das elastische, sattgrüne Gras ließ sich von den Füßen nicht unterkriegen.
    »Sehr widerspenstiges Gras«, bemerkte Martin begeistert. »Der Wind wird es nicht knicken können …«
    Er marschierte zehn Minuten, dabei immer wieder den Führer konsultierend. Der piepte leise, sobald Martin mehr als fünfzehn Grad vom Kurs abkam. Der Aufforderung des Wachtposten Folge leistend, knüpfte Martin mit niemandem ein Gespräch an, obgleich er unterwegs viel Interessantes erlebte.
    In dem kleinen Waldstück beobachtete er beispielsweise eine Szene, die Platon gerührt hätte: Ein in die Jahre gekommener, grauhaariger Aranker hielt einer Gruppe von Jünglingen einen Vortrag. Man brauchte nur ihre Kittel gegen Chitons einzutauschen und könnte einen Film über das alte Griechenland drehen.
    Der vermeintliche Aquapark, an dem Martin vorbeikam, stellte sich keinesfalls als Stätte des Vergnügens heraus, sondern als grandiose, wiewohl unverständliche wissenschaftliche Anlage. In den Rinnen floss auch kein Wasser, sondern eine glänzend auffunkelnde, gallertartige dunkelblaue Flüssigkeit. Hin und wieder kugelten durch die Röhren transparente Blasen mit einem Durchmesser von einem Meter, in denen weißer Nebel wölkte. In den Becken stauten sich diese Blasen, manche platzten auf und ließen Gas in die Luft entweichen. Etwa drei Dutzend Aranker hielten sich im »Aquapark« auf, es ließ sich jedoch nicht erkennen, womit sie sich eigentlich beschäftigten.
    Kurzum, obgleich in Martin die Neugier loderte, genoss er den Spaziergang durch das Gelände. Und als der Führer piepste und sich vor der Tür eines der Gebäude abschaltete, verspürte Martin sogar eine gewisse Enttäuschung.
    Galina Groschewas Labor nahm sich im Vergleich zu den anderen Gebäuden nicht sonderlich imposant aus. Ein grünes Ziegeldach krönte das eingeschossige Haus, es gab nur wenige Fenster, und technische Anbauten fehlten ganz, obwohl in der Nähe einiger Gebäude gigantische Fabrikhallen lagen, endlose Türme aufragten, sich Hangars und andere Attribute der großen und teuren Wissenschaft fanden.
    Was Irotschka hier wohl tat? Ob sie verschiedenfarbige Flüssigkeiten von einem

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