Spektrum
an, etwas zu tippen.
»Öffnet sich jetzt unter mir eine Klappe über einem Kellerloch voll giftiger Schlangen?«, höhnte Martin.
»Halten Sie den Mund, ich versuche gerade, Sie zu retten …«, brummte Irina. »Mein Gott … was war ich für eine Idiotin.«
»Also geht der Überfall auf Ihr Konto?«, fragte Martin.
»Das war mein Freund … mein Assistent. Einer meiner Assistenten. Als wir von dem Vorfall auf Prärie hörten …« Irina stockte. »Wir haben geglaubt, Sie seien ein Killer. Meine Freunde haben sich zu allen Stationen auf Arank begeben, um Sie dort abzupassen.«
»Herzlichen Dank, dass Sie Ihre Meinung geändert haben«, stichelte Martin.
»Ich habe sie noch nicht geändert.« Schweigend nahm Irina ein Blatt Papier vom Schreibtisch, das sie zusammenknüllte und in Martins Richtung warf. Unwillkürlich zuckte er zusammen und duckte sich, doch das Papiergeschoss stürzte ab, kaum dass es die Hälfte des Tisches überflogen hatte. »Uns trennt ein Kraftfeld«, erklärte Irina. »Ich habe damit gerechnet, dass Sie mich angreifen würden.«
»Was für ein Tollhaus«, befand Martin lakonisch. Blinzelnd legte er den Kopf bald auf die linke, bald auf die rechte Seite und versuchte, die sie trennende Barriere auszumachen. Aber nein, er konnte nichts erkennen.
»Versetzen Sie sich doch einmal an meine Stelle …«, murmelte Irina.
»Klären Sie mich darüber auf, was hier vor sich geht, dann tu ich es«, versprach Martin.
Die junge Frau hackte weiter auf die Tastatur ein. »Mist«, meinte sie kopfschüttelnd. »Er hat sein Handy abgeschaltet.«
»Wer denn?«
»Derjenige, der auf Sie geschossen hat. Er sollte Ihnen übrigens nur Angst einjagen … Sie warnen …«
»Das ist ihm gelungen«, räumte Martin ein. »Was machen Sie hier auf Arank, Irina?«
Die Frau zögerte, gab es dann aber auf, sich länger dem Computer zu widmen, und sah Martin an. »Ich suche etwas, was es nicht gibt.«
Auf Martins Gesicht musste sich seine aufrichtige Liebe zu Rätseln widerspiegeln, denn Irina erklärte sofort: »Sie müssen wissen, Martin, es gibt da eine seltsame Theorie … im Grenzbereich zwischen Theologie und Psychologie … Sie wissen, dass die Zivilisation der Aranker auf ihre Weise einmalig ist?«
»Schon verstanden«, sagte Martin. »Sie suchen ihre Seele?«
»Ja« Irina errötete, antwortete aber herausfordernd: »Sie können mich auslachen, aber Versuche, diese zarte Komponente des Verstandes zu finden, werden permanent unternommen.«
»Gibt es schon Erfolge zu verzeichnen?«, fragte Martin sachlich.
»Nein, denn es ist nicht genau bekannt, was man sucht. Aber es gibt eine Theorie, derzufolge die Aranker intelligente Lebewesen bar jeder Seele sind.«
Martins Begeisterung kannte keinen Halt mehr. »Haben Sie den Segen der Kirche für Ihre Forschungen, Irotschka? Oder ist das eine Privatinitiative?«
»Letzteres«, erklärte Irina, die immer röter anlief.
»Und?«, fuhr Martin fort. »Hatten Sie schon Erfolge?«
»Bei lebenden Wesen konnten wir bisher keinen Unterschied feststellen«, setzte ihm Irina auseinander. »Möglicherweise wird uns das gelingen, wenn wir einen sterbenden Aranker untersuchen … genauer, wenn wir einen sterbenden Aranker mit einem sterbenden Menschen vergleichen.«
»Haben sich schon Freiwillige gemeldet?« erkundigte sich Martin.
»Wir haben einen Vertrag mit dem hiesigen Krankenhaus …
Die Aranker beweisen große Toleranz, wenn es darum geht, Tote zu untersuchen.«
»Liegen dort viele Menschen?«
Irina hüllte sich in Schweigen.
»Diese seltene Ehre sollte doch wohl nicht mir zuteil werden?«, fragte Martin.
Irina wandte den Blick von ihm ab.
»Also doch«, fuhr Martin fort. »Es gibt hier ein merkwürdiges Zimmer mit verspiegelten Wänden … Das sind durchweg Detektoren, oder? Sie fixieren alles, was man sich nur denken kann. Sie wollen dort einen sterbenden Aranker hineinbringen und untersuchen. Danach wiederholen Sie die Prozedur mit einem sterbenden Menschen. Wenn bei dem Menschen dann im Moment des Todes irgendetwas kurz aufstrahlt, heißt das: ssst …« Martin schwenkte mit den Armen. »… und die Seele ist aufgestiegen. Stimmt’s?«
»Wenn Sie mich angegriffen hätten …«, flüsterte Irina.
»Dann hätten Sie mich, sicher hinter dem Kraftfeld geschützt, erschossen. Wobei Sie sorgsam darauf geachtet hätten, mich tödlich zu verwunden. Dann hätten Sie mich in Ihr Labor gebracht und die Apparate eingeschaltet …«
Martin erschauderte. Er sah
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