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Spiegel der Offenbarung

Spiegel der Offenbarung

Titel: Spiegel der Offenbarung
Autoren: Susan Schwartz
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paar Stunden oder Jahre – irgendeinen Krieg gibt es immer. Doch dieser Kampf ist bestanden. Und du hast den Sieg errungen.«
    »So bin ich nicht ...«
    »Deine Bescheidenheit ehrt dich. Aber sie ist unnötig. Freue dich daran, jetzt haben wir Gelegenheit dazu. Gedenken wir derer, die vielleicht bereits vor Morgenröte kämpfen, und schicken ihnen unsere Gedanken. Das wird sie stärken und frohgemut stimmen.«
    Schließlich kamen Milt und Finn frisch gekleidet und rasiert dazu, und die Elfen, einschließlich Yevgenji, machten ihnen Platz, damit sie sich links und rechts von Laura setzen konnten.
    »Wir drei«, sagte Finn. »Ein weiter Weg hat uns hierher geführt.«
    »Ja«, sagte Milt. »Ich weiß nicht, ob ich das alles je begreifen werde.«
    Spyridon, der gegenübersaß, hob den Pokal. »Iss schneller, Finn, damit wir dich spielen hören können!«
    Der Nordire verdrehte die Augen. »Ihr seid Elfen, wie wär's, wenn ihr das mal übernehmt?«
    »Wir begleiten dich!«, riefen einige Krieger, die hinter ihnen in Gruppen standen und tranken. Sie waren seit Anbeginn, seit dem ersten Sturm auf Morgenröte dabei gewesen und allmählich vertraute Gesichter. »Zur Einstimmung können wir ja schon mal anfangen.«
    »Gute Idee«, brummte Finn. »Und jetzt lasst mich essen, bitte schön.«
     
    Akuró – König Akuró – hob den Kopf, und sein Nasenrücken kräuselte sich. Er fletschte die Zähne. Der buschige Schwanz, den er als Einziger seines Volkes besaß, peitschte heftig. Jeder, der sich in der Nähe befand, legte die Ohren an und sah zu, dass er außer Reichweite kam.
    Doch der Herrscher der Gog/Magog beachtete seine Umgebung gar nicht, sondern schritt auf den mächtigen Wolfsbeinen davon, durch das Lager, an den Rand und darüber hinaus. Niemand folgte ihm, niemand wagte etwas zu fragen.
    Schwer rissen die Krallen Furchen in die Erde, Ballen hinterließen tiefe Abdrücke. Die Arme hingen entspannt an den Seiten herab, lediglich die langen Krallen an seinen starken Fingern bewegten sich sacht. Tief saugte er die Luft ein. Seine Brust war wie eine Tonne gewölbt und bot viel Platz für Herz und Lungen. Er könnte allein auf zwei Beinen drei Tage ohne Pause in vollem Sprint zurücklegen, wenn er die Arme zu Hilfe nahm, gar noch länger.
    Neben dem üblichen ledernen Lendenschurz trug er einen Brust- und Rückenpanzer und einen gekreuzten Schultergürtel mit zwei Schwertscheiden am Rücken, deren Griffe über die Schultern hinausragten. Hinzu kamen eine gewaltige Axt im Gürtel und ein Morgenstern.
    So hatte er sich schon einige Male Vedas Lager präsentiert und sicher sein können, dass die dort drin, hinter den Palisaden, ob seines Anblicks erschauerten. Vor allem die Menschen aus der anderen Welt erkannten ihn. Der große böse Wolf , das Urbild allen Schreckens, das in der Erinnerung jedes Neugeborenen verankert war. Sollten sie ruhig wissen, worauf sie sich einließen. Unterwerfung erwartete er nicht und wollte er auch nicht, sein Ziel waren Kampf und Tod. Und blutiges Fleisch zwischen seinen Zähnen, Knochen, die er mit einem Biss zermalmen würde, Köpfe, die er mit einem einzigen Schlag seiner Krallenhand von den Rümpfen trennen würde.
    Land umgab ihn, eine weite, nur durch kleine Senken unterbrochene baumlose Steppe. Es gab Spuren der Zerstörung nach der ersten Schlacht. Das Blut war inzwischen versickert, der Boden selbst aber war braun und tot. Nicht einmal der vorwitzigste Grashalm zeigte sich. Bald würde sich dieses Feld ausweiten, so weit man blicken konnte, bis zum Palast Morgenröte und von dort aus zum Horizont.
    Akuró leckte sich über die Lefzen, das glühende Rot in seinen Augen vertiefte sich. Am linken Rand ragten die Türme von Vedas Lager durch den düsteren Dunst auf, und Fahnen flatterten im Wind. In der Ferne, den Bergen zu, sah er die dahinschwindende Silhouette des fliegenden Schiffes. Eine erste Flucht?
    Der riesige, über zweieinhalb Meter messende, aufrecht gehende Werwolf hielt inne, seine Nasenspitze bewegte sich witternd. Speichel troff von der Spitze eines Reißzahns, der aus der zurückgezogenen Lefze herausragte.
    »Ich bin hier«, sagte er mit heiserer Stimme. Dann wartete er.
    Es dauerte nicht lange, bis er eine gewaltige Präsenz spürte. Das Dunkel des Himmels über ihm schien sich zusammenzuziehen und zu ihm herabzufließen, bis es knapp vor und über ihm in einem wabernden Nebel wallte.
    Nun steht uns niemand mehr im Weg, kein Seelenfänger, kein Drachenzwerg.
    »Das ist
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