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aber nicht jeder halte sich daran.
Hinzu komme, dass die in der Schönheitsmedizin verwendeten Implantate und Füllmaterialien lediglich Medizinprodukte sind und eingesetzt werden können, sobald sie in einem öffentlichen Register angemeldet wurden. Anders als bei Arzneimitteln finde eine weitere Nutzen- und Risikoanalyse leider nicht statt.
Diese ärztliche Freiheit kann für Patienten gefährlich sein. Vor zehn Jahren noch, berichtet Vogt, habe man Frauen mit Sojaöl gefüllte Brustimplantate eingesetzt, die dann mitunter ausliefen und das Gewebe der Patientinnen großflächig zerstörten. "Eine echte Katastrophe", fügt er hinzu, "wir bräuchten viel strengere Zulassungskriterien".
Vogt spricht sich deshalb dafür aus, die Regeln für die verwendeten Methoden zu ändern: "Auch in Kliniken sollten nur dann Neuerungen eingeführt werden, wenn deren Nutzen vorher unter Studienbedingungen getestet wurden." Doch die Krankenhauslobby verteidigt den bisherigen Freibrief mit allen Kräften.
Peter Vogt ist ein Mann der leisen Töne, ein nachdenklicher Mediziner. Er sagt viel Richtiges und Kritisches. Aber das ist eigentlich egal, weil ihm in der Öffentlichkeit kaum jemand zuhört. Medien lieben keine Leisetreter, sondern Zampanos wie Mang.
Auf Mangs Internetseite steht, er gehöre "zu den Top Ten der Ästhetischen Chirurgen der Welt", er habe Lehrbücher geschrieben, die "internationale Standards setzen auf dem Gebiet der plastisch-ästhetischen Chirurgie". Der Frauenzeitschrift "Brigitte" verriet Mang: "Jeden Tag mache ich mit meinem Team zehn bis zwölf Eingriffe, dabei mache ich wie Michelangelo Anzeichnen und Schnittführung."
Der Michelangelo vom Bodensee – das findet Vogt, Präsident der chirurgischen Fachgesellschaft, dann doch lächerlich. Eine "Top Ten"-Liste der Ästhetischen Chirurgen weltweit? "Nein, die kenne ich nicht." Standardwerke der Plastischen Chirurgie könne er zwar einige nennen. "Ein Buch von Mang würde ich da aber nicht hinzuzählen."
Ist er wenigstens der Pionier, für den er sich selbst hält? Vogt sagt: "Wer sich in der Medizin als Pionier bezeichnet, sollte schon sehr gut belegen können, was er als Erster gemacht hat. Ich wüsste aber nicht, was Herr Mang an herausragenden chirurgischen Leistungen vollbracht hat, die ihn als Pionier erscheinen lassen."
Mangs letzte wissenschaftliche Publikationen stammen aus den Jahren 1989 und 1999. Sie sind nicht auf Englisch verfasst, wie heute alle wissenschaftlich relevanten Forschungsarbeiten, sondern auf Deutsch.
Zwar hält er auch Sprechstunde auf Mallorca und operiert in der Schweiz, sein Hauptsitz aber bleibt die Bodenseeklinik am Rand seiner Heimatstadt Lindau. Hier wuchs er auf, hier besuchte er die Grundschule, hier machte er 1968 Abitur. Mit den 68ern hatte er schon damals nichts zu tun. In einem seiner Bücher schreibt Mang: "Mein Ausgleich waren Sport, schöne Frauen, schöne Autos."
Noch im Jahr 1968 beginnt er mit dem Medizinstudium in München. Bereits nach dem Grundstudium kauft sich der Student seinen ersten Porsche, gebraucht, quietschgelb, für 14 000 Mark. Nach Abschluss des Studiums und einer kurzen Tätigkeit im Kreiskrankenhaus Lindau wird Mang 1976 wissenschaftlicher Assistent an der HNO-Klinik der Uni München, 1984 wird er habilitiert, 1988 Professor.
Im Jahr darauf zieht es ihn an seinen "geliebten Bodensee" zurück. In einem seiner Bücher schildert Mang, wie er bei Bürgermeister und Landrat anklopft und den beiden erklärt, "dass ich nach Lindau kommen würde, wenn ich von der Stadt ein altes Haus kaufen könnte, in dem sich eine Praxis und eine kleine Klinik einrichten ließen".
Mang bekommt seine Klinik, zunächst eine kleine, später ermöglicht ihm die Stadt sogar den Kauf eines Grundstücks in schönster Seelage, wo er bis heute seine Bodenseeklinik betreibt. Mang hat, seit er wieder in Lindau ist, Grundstück um Grundstück dazugekauft. Vor allem, versichert ein Sprecher der Stadt, "trägt sein Wirken dazu bei, den Bekanntheitsgrad unserer Stadt zu steigern".
Im Gegenzug preist die Lindauer Oberbürgermeisterin "Deutschlands berühmtesten Schönheitschirurgen" als einen, der "weltweit zu den Koryphäen seines Fachs gehört", und ist sich sicher: "Der Professor nimmt sein Berufsethos sehr ernst." Unter den anerkannten Koryphäen der Plastischen Chirurgie ist er nicht ganz so beliebt.
Wolfgang Mühlbauer, 73, kennt Mang bereits seit 30 Jahren. Sie begegneten sich in München am Klinikum Rechts der
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