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worden" sein könnten.
Mangs Sensibilität verwundert nicht, denn diese Dokumente zeigen erstmals, wie
Mang bei Rechtsstreitigkeiten mit Patienten auch komplett neu geschriebene Krankenakten vorlegt;
Mang Patienten mit juristischen Auseinandersetzungen droht, wenn sie Unvorteilhaftes über ihn erzählen;
Patientinnen der Eindruck vermittelt wird, Mang werde sie persönlich operieren, obwohl der Eingriff dann von einem angestellten Arzt vorgenommen wird.
Auch Irmtraud B. machte ihre Erfahrungen mit der Bodenseeklinik. Die 66-Jährige aus dem Raum Offenburg kannte Professor Mang wie viele andere nur aus dem Fernsehen. Sie kam 2006 zu ihm, um Falten rund um den Mund und am Hals straffen und Tränensäcke glätten zu lassen. "Mein Mann ist ja zehn Jahre jünger, und da habe ich gedacht, ich muss mal etwas machen lassen", sagt sie.
Sie fuhr mit ihrem Mann nach Lindau in die Bodenseeklinik. Als sie schließlich in der Sprechstunde dem berühmten Arzt gegenübersaß, habe sie zu ihm gesagt: "Ihnen geht der Ruf voraus, dass Sie der Beste sind, deshalb bin ich zu Ihnen gekommen."
In der Regel müssen Patienten der Bodenseeklinik die gesamten Kosten der Operation im Voraus zahlen. Bei Frau B. waren das mehr als 14 000 Euro. Erstaunt war sie dann über den miesen Service. Doch das Problem sei nicht die schlechte Unterbringung gewesen, auch nicht die hohe Rechnung. "Das Problem war die Operation selbst, ich habe überhaupt keinen Unterschied zwischen vorher und nachher gesehen."
Am 7. Dezember 2006 schrieb Frau B. einen erbosten Brief an Mang: "Bei der Beratung haben Sie meine Frage, ob Sie selbst die OP durchführen, mit Ja beantwortet, sonst wäre ich nicht in Ihre Klinik gekommen. Bei der Abschlussuntersuchung haben Sie mir erklärt, dass Frau Dr. B. die OP durchgeführt hat."
Eine Woche später antwortete Mang beschwichtigend: "Natürlich führe ich bei Ihnen nochmals eine Unterspritzung durch. Sie sind eine liebenswerte Patientin, und ich werde Ihnen nichts berechnen." Zwei Monate später erhielt Frau B. tatsächlich ihre Unterspritzung – für weitere 3400 Euro.
Danach schrieb die Rentnerin dem Professor erneut: Jetzt habe sie bereits 20 000 Euro "für diese nicht zufriedenstellende Leistung" ausgegeben, und das ein-zig sichtbare Ergebnis seien zwei hässliche Narben. "Mir scheint, diese OPs wirken nur bei reichen Leuten."
Mang antwortete, dass sie korrekt operiert worden sei, dennoch könne sie "jederzeit nochmals in die Sprechstunde zur Kontrolle kommen, wir sind immer für Sie da".
Das einzig Gute sei, sagt Frau B., dass bis heute niemand etwas von ihrem Facelifting in der Bodenseeklinik gemerkt habe, nicht einmal ihre drei erwachsenen Kinder. "Die lachen sich tot, wenn sie erfahren, dass ich so viel Geld für absolut nichts bezahlt habe."
Mang lässt zu diesem Fall schriftlich mitteilen: Er habe erst durch die SPIEGEL-Recherchen erfahren, "dass die Patientin dennoch bezahlt hat". Die Bodenseeklinik werde nun aber "die Erstattung dieses Betrags veranlassen".
Manuela Aegerter kam zu Professor Mang, um sich die Brust vergrößern zu lassen. 7745 Euro musste sie im Voraus bezahlen – doch die Brüste erschienen ihr nach der Operation unterschiedlich groß. Selbst Monate nach dem Eingriff litt die damals 40-jährige Mutter noch unter Schmerzen.
Nach zahlreichen erfolglosen Anrufen in der Bodenseeklinik schickte sie einen Brief an Mang: "Sie haben mir … versprochen, dass Sie die Operation nochmals durchführen werden und zwar kostenlos."
Mang wiegelte am 6. Mai 2008 in einem Brief ab: "Es geht mir nicht darum, dass Sie kostenlos noch eine Operation bekommen sollen, da würde ich sicher zu meinem Wort stehen, nur es ist keine weitere Operation notwendig. Das wird Ihnen jeder seriöse plastische Chirurg sagen."
Deutlich ruppiger klingt eine Notiz an jene Ärztin seiner Klinik, die die Brust von Frau Aegerter operiert hatte: "Die Patientin ist Psychopathin. Das Ergebnis der Brustoperation ist i. O. Bitte rufen Sie die Patientin an und stellen Sie die Situation klar."
Mang weist – grundsätzlich zu Recht – darauf hin, dass es in der Schönheitschirurgie zahlreiche Patienten mit hohen Erwartungen gebe, die dann nach der Operation enttäuscht seien, weil es vielleicht doch nicht so perfekt aussehe wie erhofft. War im Fall von Frau Aegerter aber wirklich alles in Ordnung?
Die Frau ließ sich nicht abwimmeln, bat die Patientenstelle Zürich um Hilfe und ließ sich von Bernhard Kipfer, einem Facharzt
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