Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SPIEGEL E-Book: Best of SPIEGEL:Ausgezeichnete SPIEGEL-Autorinnen und Autoren des Jahres 2012 (German Edition)

SPIEGEL E-Book: Best of SPIEGEL:Ausgezeichnete SPIEGEL-Autorinnen und Autoren des Jahres 2012 (German Edition)

Titel: SPIEGEL E-Book: Best of SPIEGEL:Ausgezeichnete SPIEGEL-Autorinnen und Autoren des Jahres 2012 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Mascolo
Vom Netzwerk:
Herrn Dr. Hecker achtet. Der Verantwortungsbereich unterliegt alleinig der Ärztlichen Direktion der Bodenseeklinik."
    Ein Arzt, der ohne Approbation eigenständig operiert, kann sich laut Strafrecht der Körperverletzung schuldig machen.
    Im April 2009 stellte Mang auf seine Homepage ein Foto, es zeigt ihn mit Fritz Wepper, Bernd Herzsprung und Prinz Leopold von Bayern in Costa Rica beim Angeln. Wenige Tage später hielt der Professor wieder Sprechstunde. Eine seiner Patientinnen an diesem Tag war eine freundliche, zurückhaltende Altenpflegerin aus Bayern. Es war zufälligerweise ihr 52. Geburtstag, als sie den großen Mang kennenlernte.
    Ihre Vorgeschichte: Im Jahr 2000 hatte die Frau, die ihren Namen nicht in der Presse lesen will, Probleme beim Essen bekommen – immer diese Schmerzen im Hals. In der HNO-Klinik diagnostizierten die Ärzte Krebs, den besonders tückischen Zungengrundkrebs. Sie wurde operiert, erhielt danach eine Chemotherapie, dann noch eine Strahlenbehandlung. "Die war so stark, dass mir die Zähne ausgefallen sind. Und überall tiefe Falten im Gesicht, es war furchtbar", erzählt sie. "Aber ich hab's überlebt, und irgendwann dachte ich mir, ich möchte wieder normal aussehen, einfach nur normal."
    So sei sie zu Mang gegangen, der ihr zu einer Gesichtskorrektur geraten habe. Sie erinnert sich, dass er gesagt habe, wie problemlos das gehe, alles machbar, alles paletti. Mang habe ihre Wangenhaut auseinandergezogen, gestrafft und gesagt: Sehen Sie, so schön wird das wieder. "Er hat mir Mut gemacht, und ich hab mir vorgestellt, wie ich wieder diese normale Haut habe."
    Einige Tage später erhielt sie ein Schreiben der Bodenseeklinik und einen Termin. Wie gefordert überwies sie sofort 2000 Euro, den Rest kurz vor der Operation, insgesamt 10   627,80 Euro.
    Am Tag der Operation führte Mang laut Krankenakte aber nur ein Minilifting, ("M-Lift") bei der Patientin durch, eine Schönheits-OP sei bei ihr aufgrund ihrer schweren Erkrankung nicht möglich gewesen. Dass dieses Mini-Lift vereinbarungswidrig gewesen sein soll, bestreitet Mang.
    Mit ihrem Kopfverband lag die Krebspatientin bis zum nächsten Morgen im Bett, danach schaute sie in den Spiegel. "Ich war wie im Schock", erinnert sie sich. Sie erkannte keinen Unterschied zu ihrem Zustand vor dem Eingriff. Kurz darauf sei Professor Mang ins Zimmer gekommen und habe beschwichtigt: "Das ist doch alles bestens! Sieht gut aus!"
    Die Frau war fertig mit den Nerven, sagt sie. Einige Wochen später vereinbarte ihr Mann für sie einen Termin in der Bodenseeklinik. Dort beschwerten sie sich, dass die OP gar nichts gebracht habe. Mang habe nach einigem Hin und Her schließlich angeboten, 3000 Euro zurückzuzahlen. Der Scheck traf kurz darauf ein, doch für die 52-Jährige bleibt das Erlebte "eine bodenlose Enttäuschung".
    Die damals 34 Jahre alte Sandra O. hätte ihr Vertrauen dagegen fast mit dem Leben bezahlt. Sie ließ sich im Kantonsspital Appenzell in der Schweiz, wo Mang nebenbei die Abteilung für Ästhetische Chirurgie leitete, Fett absaugen und musste dafür im Voraus 7213 Euro bezahlen.
    Am Tag nach der Operation fühlte sich Sandra O. elend, dennoch sagte man ihr, sie könne die Klinik am nächsten Tag verlassen. Bei der Morgenvisite fragte eine Krankenschwester, weshalb sie blauen Lippenstift trage. Finger und Lippen waren allerdings aus anderem Grund völlig verfärbt. "Dann haben sie meinen Sauerstoffgehalt im Blut gemessen, und es wurde ein lebensbedrohlich niedriger Wert festgestellt."
    Spätabends wurde sie schließlich mit dem Rettungswagen ins 20 Kilometer entfernte Krankenhaus St. Gallen gebracht. Dort stellte sich auf der Intensivstation heraus, dass sie vermutlich eine Vergiftung durch das örtlich wirkende Betäubungsmittel Prilocain erlitten hatte.
    Aus den Anästhesieprotokollen geht hervor, dass Sandra O. während der Operation mit Novalgin mindestens ein Medikament bekam, das sie auf keinen Fall hätte bekommen dürfen, weil sie an Asthma litt und auf bestimmte Medikamente allergisch reagierte.
    Darauf hatte sie bereits bei der Aufnahme in die Klinik hingewiesen. Es steht auch groß im Anästhesieprotokoll. Darüber hinaus erhielt Sandra O. auch noch das Betäubungsmittel Pethidin, das bei Atemstörungen ebenfalls nicht verordnet werden darf.
    Als sie endlich zu Hause war und das Ergebnis der Operation betrachtete, dachte sie: Die haben gar kein Fett abgesaugt! Frau O. suchte eine Medizinerin in Salzburg auf und

Weitere Kostenlose Bücher