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SPIEGEL E-Book: Best of SPIEGEL:Ausgezeichnete SPIEGEL-Autorinnen und Autoren des Jahres 2012 (German Edition)

SPIEGEL E-Book: Best of SPIEGEL:Ausgezeichnete SPIEGEL-Autorinnen und Autoren des Jahres 2012 (German Edition)

Titel: SPIEGEL E-Book: Best of SPIEGEL:Ausgezeichnete SPIEGEL-Autorinnen und Autoren des Jahres 2012 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Mascolo
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für Plastische Chirurgie, in Bad Ragatz untersuchen.
    Kipfer hielt das Ergebnis schriftlich fest: "Beidseitig sind die Implantate zu hoch, das Ergebnis ist ästhetisch unbefriedigend. Dr. Mangs Beurteilung, das Ergebnis sei gut und von einer weiteren Operation müsse dringend abgeraten werden, das würde jeder seriöse Plastische Chirurg sagen, ist völlig unzutreffend." Er empfahl Frau Aegerter sogar, die Implantate wechseln zu lassen.
    Wie aber reagiert Professor Mang, wenn er von einem Kollegen auf so einen "Anfängerfehler" (Kipfer) aufmerksam gemacht wird? Am 14. November 2008 schrieb er an den Kollegen: "Sie wissen, dass Patienten in der Ästhetisch-Plastischen Chirurgie rotieren und dass gerade deshalb ein kollegiales Verhalten äußerst wichtig ist. Meine Maxime ist absolut kollegiales Verhalten, welches ich in Ihrem Brief leider nicht erkennen kann."
    Mang behauptete, dass Manuela Aegerter über alle Risiken der OP aufgeklärt worden sei, also auch darüber, dass die Brust nach der OP nicht das gewünschte Aussehen haben könnte. Als Beleg schickte er eine Kopie des von Frau Aegerter unterschriebenen Aufklärungsbogens an die Patientenstelle Zürich. Darin sind die OP-Risiken jeweils deutlich umkreist, manche unterstrichen, zum Beispiel: "Es kann nicht garantiert werden, dass die Brust nach der Operation das gewünschte und geplante Aussehen hat."
    Dem SPIEGEL liegt der gleiche, von Frau Aegerter am 30. November 2005 unterzeichnete Aufklärungsbogen vor, in der diese Unterstreichungen und Markierungen fehlen. Mang erklärt diese Unterschiede damit, dass die Hervorhebungen "ausschließlich für die Patientenstelle in Zürich vorgenommen" wurden und "den Inhalt niemals verändert haben".
    In der Regel erhalten Patienten in der Bodenseeklinik keine Kopie des Aufklärungsbogens und der Einverständniserklärung. Die Schriftstücke sind Blankoschecks, die man eben unterschreibt. Kommt es zu Streitigkeiten, bei denen unter Umständen auch Anwälte eingeschaltet werden, kann die Klinik immer darauf hinweisen, dass ja alles schriftlich festgehalten wurde. Mang erklärt dazu, die angesprochenen Unterlagen würden "Patienten vollständig immer dann ausgehändigt, wenn der Patient das ausdrücklich wünscht".
    Frau Aegerter immerhin hatte Erfolg mit ihrer Hartnäckigkeit: Mang zahlte ihr im Dezember 2008 "ohne Anerkennung einer Rechtspflicht" 10   000 Schweizer Franken zurück.
    Die Rückzahlung begründet Mang auf Anfrage damit, "dass die Patientin eine Nachoperation dringend wollte", er dies aber "für nicht notwendig" hielt und "die Patientin ob dieser Situation in einer erkennbar schwierigen Verfassung war".
    Mang sagt, er habe schon sehr oft Brüste operiert. In diesem Fall habe aber eine seiner angestellten Ärztinnen die Operation vorgenommen. Schriftlich räumt der Professor ein, Bruststraffungen, Brustaufbau nach Tumor, Bauchdeckenstraffungen und Haarverpflanzungen operiere er nicht selbst, dafür gebe es Spezialisten an der Bodenseeklinik. Die Frage, wie häufig Mang im vergangenen Jahr eine Brustvergrößerung durchgeführt hat, beantwortete er nicht.
    In seiner Sprechstunde jedenfalls berät er regelmäßig Frauen über Brustoperationen, bespricht mit ihnen, welche Implantate sie erhalten sollen, und zeichnet mit einem Stift an, wo ihre Brust operiert werden soll. Manche Patientinnen legen sogar größten Wert darauf, dass Mang persönlich zum Messer greift.
    In der Einverständniserklärung, die eine Berlinerin unterschrieben hat, heißt es: "OP wie besprochen nur durch Professor Mang persönlich." Im OP-Buch findet sich dann aber ein angestellter Arzt als Operateur.
    Die Frage, ob er die Brust-OP in diesem Fall eigenhändig durchgeführt hat, beantwortete Mang nicht.
    Einer Patientin, die ausdrücklich darum bat, "von Ihnen persönlich operiert" zu werden, schrieb er: "Natürlich werde ich den Eingriff zusammen mit meiner Oberärztin durchführen." Als die Frau später erfuhr, dass der berühmte Professor sie gar nicht eigenhändig operiert hatte, schrieb auch sie ihm einen empörten Brief.
    Einer anderen Patientin versprach er schriftlich: "Jede Operation wird von mir persönlich ausgeführt. Natürlich habe ich auch eine Fachärztin für Plastische Chirurgie bei der Operation dabei, die dann entsprechend die kosmetischen Nähte durchführt."
    Zur Eröffnung der Mang Klinik Suisse verkündet er gar: "Jeder Patient wird von mir persönlich beraten, von mir persönlich operiert in Zusammenarbeit mit

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