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SPIEGEL E-Book: Deutschland, Deine Reichen: Wer sind sie - und warum so viele? (German Edition)

SPIEGEL E-Book: Deutschland, Deine Reichen: Wer sind sie - und warum so viele? (German Edition)

Titel: SPIEGEL E-Book: Deutschland, Deine Reichen: Wer sind sie - und warum so viele? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Tuma
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reduzieren lässt. Nirgends ist das Auseinanderdriften von Arm und Reich ja so offensichtlich wie bei den Manager-Gagen: IG Metall und Ver.di fordern aktuell 6,5 Prozent höhere Löhne und Gehälter. Da greifen die Top-Leute anders zu: Allein im Jahr 2010 haben sich Vorstandsbezüge in Deutschland um 22 Prozent im Vergleich zum Jahr davor erhöht.
    SPIEGEL:  Ist das fair, Herr Obermann?
    Obermann:  Natürlich gibt es da Fehlentwicklungen. Deshalb halte ich die Debatten über Angemessenheit, Maß und Mitte für gut und wichtig, weil sie das Verantwortungsbewusstsein aller Akteure schärfen. Aufgabe guter Unternehmensführung muss es aber zuallererst sein, so vernünftig zu wirtschaften, dass es der Firma gutgeht, und neben angemessenen Renditen auch gute Arbeitsplätze zu sichern. Das hat doch hierzulande in den vergangenen Jahren weitestgehend funktioniert.
    SPIEGEL:  Sind Sie persönlich Ihr Geld wert? Der Kurs der Telekom ist in Ihrer Ära abgerutscht …
    Obermann:  … wobei Sie fairerweise anerkennen müssen, dass wir uns besser geschlagen haben als die meisten vergleichbaren Telekomfirmen in Europa. Wir arbeiten in einer Industrie, in der Preise rasant purzeln und Umsätze zurückgehen. Darauf müssen wir jeden Tag antworten, mit Preisanpassungen, neuen Produkten, ja, auch mit harten Kostensenkungen. Dass der Aktienkurs nicht besser steht, ärgert uns natürlich auch, wenngleich sich ein Blick auf die gute Dividende und den starken Cash-flow lohnt, den wir erwirtschaften.
    SPIEGEL:  Sie haben 50   000 Mitarbeiter in eine Beschäftigungsgesellschaft ausgelagert. Das bedeutete für viele mehr Arbeit zu schlechteren Konditionen.
    Obermann:  Immerhin gehören diese 50   000 weiterhin zur Telekom, und das zu besseren Bedingungen als bei den meisten Wettbewerbern. Ich will unsere teils harten Maßnahmen nicht schönreden, aber das Unternehmen hat seither in einem schrumpfenden Markt an Wettbewerbsfähigkeit deutlich zugelegt.
    SPIEGEL:  In der Öffentlichkeit kommt in ähnlichen Fällen an: Manager, die Löhne kappen oder Leute rausschmeißen, werden mit Boni belohnt …
    Obermann:  … was so pauschal nicht stimmt. Unser Aufsichtsrat zum Beispiel achtet – wie wir im Management auch – sehr genau darauf, dass wir sozialverantwortlich handeln. Und er legt unsere Bezüge im Übrigen fest.
    SPIEGEL:  Werden Telekom-Beschäftigte gut bezahlt?
    Obermann:  Ich denke schon. Aber noch mal: Wir müssen wettbewerbsfähig sein. Und wissen Sie, was mich immer wieder nervt? Die, die am lautesten geschrien haben über unseren vermeintlichen Sozialabbau, haben uns auf der anderen Seite vorgeworfen, wir seien zu teuer – und deshalb Verträge gekündigt. Da ist viel Scheinheiligkeit im Spiel.
    SPIEGEL:  Würden Sie persönlich eine höhere Vermögensteuer akzeptieren?
    Obermann:  Ja, damit hätte ich kein Problem, wenn das Geld zum Beispiel für eine Art Bildungs-Soli und für bessere Chancen von Kindern und Jugendlichen in sozial schwachen Familien genutzt würde. Es gibt in Deutschland immer noch viel zu viel Kinderarmut. Allein in Berlin leben über ein Drittel der Kinder in Hartz-IV-Haushalten. Einen Steuer-Freibrief würde ich der Politik aber nicht ausstellen.
    SPIEGEL:  Wie erleben Sie generell die Politik in der Verteilungsdebatte?
    Obermann:  Die Kritik an Besserverdienern begann Mitte der neunziger Jahre mit Oskar Lafontaine und dem Vorwurf, die Reichen würden alle keine Steuern zahlen.
    SPIEGEL:  Da war ja auch etwas dran.
    Obermann:  Aber obwohl viele Steuerschlupflöcher gestopft wurden, hat die Reichen-Debatte seither an Schärfe gewonnen. Politik ist da sehr … wie soll man sagen …
    SPIEGEL:  … populistisch?
    Obermann:  Populär. Sie schaut aus der Sicht der Normaleinkommen auf die Dinge. Auch Politiker sind ja in der Regel nicht mit allzu großen Reichtümern gesegnet. Da ist die kritische Sicht verständlich und legitim. Und sie wissen eben auch, was ankommt, selbst wenn ich die sozialen Ungleichgewichte in Deutschland noch für vergleichsweise zivilisiert halte. Schauen Sie sich die blutigen Demonstrationen in Griechenland oder England an, die Jugendarbeitslosigkeit in Spanien oder das Elend in vielen Gegenden und Bevölkerungsschichten der USA!
    SPIEGEL:  Wie legen Sie Ihr Geld an?
    Obermann:  Zum guten Teil in Immobilien und in Telekom-Aktien.
    SPIEGEL:  Das ist nicht Ihr Ernst.
    Obermann:  Wieso? Das ist für mich bislang unterm Strich ein gutes Investment gewesen. Ich bin

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