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SPIEGEL E-Book: Deutschland, Deine Reichen: Wer sind sie - und warum so viele? (German Edition)

SPIEGEL E-Book: Deutschland, Deine Reichen: Wer sind sie - und warum so viele? (German Edition)

Titel: SPIEGEL E-Book: Deutschland, Deine Reichen: Wer sind sie - und warum so viele? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Tuma
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gibt. Drei Jahre später haben sich der Manager und die Moderatorin das Jawort gegeben.
    Sie entstammt dem Osten, er "einfachen Verhältnissen" im Westen: frühe Scheidung der Eltern, Tod des Vaters, aufgewachsen bei den Krefelder Großeltern im sozialen Wohnungsbau, Abi mit zu schlechtem Schnitt, als dass er den Traum vom Medizinstudium hätte wahrmachen können, Bundeswehr, Ausbildung zum Industriekaufmann bei BMW. Dann Volkswirtschaftsstudium, das er erst mit einem kleinen Telefonhandels- und Technikbetrieb finanziert und dafür bald sausen lässt, weil die Firma schnell wächst.
    Als Telekom-Chef führt der 49-Jährige heute knapp eine Viertelmillion Beschäftigte. Der Geschäftsbericht listet seine Bezüge akribisch auf: 3,26 Millionen Euro waren es 2011. Unteres Mittelfeld im Olymp der Vorstandsvorsitzenden jener 30 Konzerne, die den Deutschen Aktienindex Dax bilden.
    Ganz oben rangierten schon 2010 VW-Chef Martin Winterkorn (9,3 Millionen), Siemens-Boss Peter Löscher und Josef Ackermann von der Deutschen Bank (je 8,8 Millionen Euro). Aber es gibt allein bei dem Geldinstitut noch einige im Investmentbanking, die dank hoher Boni mehr verdienen. Ganz unten in der Liste hängt Martin Blessing, weil der Bund seine Commerzbank retten musste und deshalb sein Gehalt gedeckelt hat. Es lag bei nur 617   000 Euro.
    Man hätte gern mit Blessing darüber geredet. Aber er wollte über Reichtum und Vermögensverteilung nicht sprechen. So wenig wie Nikolaus von Bomhard von Munich Re, einem der größten Rückversicherer der Welt. Ein tolles Thema, aber … Alexander Dibelius, Deutschland-Chef der Investmentbank Goldman Sachs, ließ seine Sprecherin gleichfalls abwinken. Und auch der Chef der Axel Springer AG, Mathias Döpfner, der eine hohe Millionengage erreichen dürfte, mochte nicht über Geld sprechen. Schade, denn Döpfners Boulevardblätter sind mit Die-da-oben-zocken-uns-nur-ab-Rufen sonst nicht allzu zögerlich.
    An keinem anderen Punkt dieser Reise in die Welt des deutschen Wohlstands gingen so viele Türen zu wie bei den Top-Managern der Republik. Aber man muss sie vielleicht verstehen: Wer zu marktkritisch auftritt, wird von den anderen Alphatieren schnell als Schleimer und Populist belächelt. Wer alle Exzesse verteidigt, ist beim Volk unten durch, was noch schlimmer ist. Denn sie alle spüren heute gewaltigen öffentlichen Druck.
    Dass Angestellte wie sie Millionen verdienen, ist ja noch keine jahrhundertealte Tradition, sondern Nebeneffekt von Finanzkapitalismus und Aktienkultur. Das Credo dieser Ära: Manager, die am Erfolg ihrer Unternehmen beteiligt werden, sind fleißiger. Es gibt inzwischen genug Beispiele, die diese These widerlegt haben. Das Geld macht die klügsten Leute ja nicht klüger, manchmal macht es sie nur gieriger.
    Kreativ sind viele immerhin bei den Argumenten für ihre Bezahlung, zum Beispiel sagen sie gern: Man müsse im globalen Vergleich bezahlt werden, der weltweite Personalmarkt dirigiere die Preise.
    Warum eigentlich? So groß ist der Bedarf britischer oder amerikanischer Konzerne an deutschen Managern auch wieder nicht. Oder – weiteres Argument: Mein Gehalt legt doch der Aufsichtsrat fest. Das stimmt, wobei in den Kontrollgremien natürlich auch viele Ex-Manager des eigenen Konzerns oder Top-Leute anderer Unternehmen sitzen.
    Manche empfinden zumindest einen Teil ihrer Gage auch einfach als Schmerzensgeld: Aufsichtsräte, Aktionäre, Analysten, Verbände, Medien, Politik, Gewerkschaften, Konkurrenten und deren PR-Berater – sie alle sind heute potentielle Gegner von Managern.
    Bei der Telekom ist das besonders heftig, weil der Bund dort Großaktionär ist und der Konzern folglich immer für irgendetwas als Symbol herhalten muss: von Modernität bis sozialer Kälte.
    Es ist Samstagabend, René Obermann steht in Freizeitklamotten in einem vollbesetzten Mainzer Lokal und wird weder beschimpft noch um ein Autogramm gebeten. Er fällt auf angenehme Weise nicht auf. Ein Tourist, dessen Tischreservierung nicht geklappt hat. Seine Frau Maybrit Illner hilft gerade beim "heute journal" auf dem Lerchenberg aus. Er wartet auf sie und hat Zeit für eine neue Runde Kapitalismuskritik.
    Auch Obermann hat sich überlegt, ob er sich den Fragen stellen soll. Es ist einfacher, über den missglückten Milliardenverkauf seiner US-Mobilfunksparte zu sprechen als über Vermögensverteilung im Land. Dennoch wird es ein gutes Gespräch, das sich am Ende auf typische Schlüsselfragen und -antworten

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