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SPIEGEL E-Book: Deutschland, Deine Reichen: Wer sind sie - und warum so viele? (German Edition)

SPIEGEL E-Book: Deutschland, Deine Reichen: Wer sind sie - und warum so viele? (German Edition)

Titel: SPIEGEL E-Book: Deutschland, Deine Reichen: Wer sind sie - und warum so viele? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Tuma
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jene FDP, deren Vize-Landesvorsitzender er in Thüringen mal war. Und die rund 450   000 Mitglieder der 1-Prozent-Partei der Besserverdiener sind mächtig, wenn auch völlig verhaltensunauffällig. Also das Gegenteil der FDP.
    Es ist die Liga der niedergelassenen Ärzte und IT-Chefs, der gutausgebildeten Ingenieure, Unternehmensberater und Juristen. Journalisten bei "Zeit" und "Bild", "Stern" oder SPIEGEL gehören ebenso dazu wie erfolgreiche Vertriebsleiter oder Fluglotsen. Es ist die Klasse jener Hoffnungs- bis Leistungsträger, die das Business erledigen und doch meist noch Economy fliegen müssen.
    Sie leben in einer Welt, in der man den BMW X3 oder Audi-Kombi vor dem Townhouse in Berlin stehen hat, vor der Altbauwohnung rund um die Hamburger Alster oder der Doppelgarage des ländlichen Einfamilienhauses. Meist ärgert man sich noch über einen Chef, während die Putzfrau einen schon selbst als Chef betrachtet.
    Ab einem Bruttojahresgehalt von rund 120   000 Euro gehört man dazu, zur Unterschicht der Oberschicht. Es markiert die Grenze, ab der man Clubmitglied wird – ob man will oder nicht. Das Gros der Leute in Volker Webers Gehaltsregion will eher nicht.
    Weber ist Finanzchef einer kleinen Berliner Firma, die anderen Jungunternehmern auf die Beine hilft. Er kommt sogar auf ein Gehalt von 142   000 Euro pro Jahr. Aber das Reichen-Gerede hat er wirklich satt, nicht nur weil fast die Hälfte seines Gehalts für Steuern und Sozialabgaben draufgeht.
    Die obersten zehn Prozent der hiesigen Bevölkerung liefern rund zwei Drittel des Steueraufkommens, die untere Hälfte quasi nichts. "Im Wahlkampf musste ich mir dennoch oft Anfeindungen anhören in der Art: Die Besserverdienenden hätten einfach keine Ahnung davon, wie man über die Runden kommt", sagt Weber.
    Er hat durchaus Träume, für deren Erfüllung ihm schlicht das Geld fehlt. Ein Urlaub in Asien oder Lateinamerika zum Beispiel sei "einfach nicht drin". Und wenn seine beiden kleinen Töchter in die Pferdeshow "Apassionata" gehen wollen, fängt selbst er an zu rechnen, denn da braucht seine vierköpfige Familie für Karten und ein bisschen Verpflegung gleich ein paar hundert Euro.
    Volker Weber setzt Prioritäten, die für Mitglieder der 1-Prozent-Partei typisch sind: Er investiert in Bildung. Die Bildung seiner eigenen Kinder, die es mal besser haben sollen. Noch besser als er, obwohl er auch da weniger Mittel hat als echte Reiche.
    Seine siebenjährige Tochter besucht die zweite Klasse einer Berliner Privatschule, die mit zweisprachigem Unterricht auf die Tücken einer globalisierten Welt vorbereitet. Ihre jüngere Schwester soll im Sommer in die erste Klasse kommen.
    Die 1-Prozent-Partei empfindet das nicht als Abschottung, sondern als Sicherheitsmaßnahme. Sie will dem Staat nicht zur Last fallen, hat aber auch den Glauben an großes Verständnis oder gar Unterstützung verloren – zumindest wenn es um Steuer- oder Bildungsfragen geht. Auch Webers Kinder aus erster Ehe können sich auf Papa verlassen: Die 22-jährige Tochter studiert Betriebswirtschaft in Stendal und war vorher auf der Internatsschule Pädagogium in Bad Sachsa (Kosten 1500 Euro pro Monat). Ihr älterer Bruder ist mit dem Studium fertig, wird aber auch noch unterstützt, "wenn er Hilfe braucht".
    Volker Webers 34-jährige Frau hat gerade erst ihr zweites juristisches Staatsexamen abgelegt. Er muss die Familie allein ernähren. Für ihn bleibt allenfalls noch die Zigarre zwischendurch. Manchmal, wenn er mit seiner Familie in der Mercedes-B-Klasse durch Berlin zuckelt, sagt er deshalb an einer Kreuzung: "Schaut mal, Mädels, da fährt mein Porsche vorbei."
    Es ist nur Spaß. Er will sich nicht beklagen. Er will aber auch keine Vorwürfe mehr hören, dass es ihm zu gut gehe. Reich? Reich sind wirklich andere.
    Station 5
Die Top-Angestellten
    Sie bekommen Millionen, verlieren aber allenfalls den Job, wenn was schiefgeht: Top-Manager sind Superstars geworden – mit allen Licht- und Schattenseiten des Ruhms.
    Für eine ordentliche Runde Kapitalismuskritik muss René Obermann, Chef der Deutschen Telekom AG, nicht lange suchen. Er hat Volkes Stimme quasi geheiratet.
    Einst saß er in Maybrit Illners ZDF-Talkshow. So lernten die beiden sich kennen. Und weil Oskar Lafontaine an jenem Abend nicht wirklich gut war, übernahm Illner die Linken-Rolle gleich mit. Auch gegen Obermann, der eigentlich ein Beleg dafür ist, dass es eine gesellschaftliche Durchlässigkeit von unten nach oben noch

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