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Spiegelschatten (German Edition)

Spiegelschatten (German Edition)

Titel: Spiegelschatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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Cal zu berühren und von ihm berührt zu werden, war kaum noch zu ertragen.
    Es tut weh, Cal. Es tut so entsetzlich weh!
    » Ich weiß, dass ich dich verletzt habe, Romy, aber ich weiß nicht, wie… ich es hätte vermeiden können. Ich hab mir wahrhaftig nicht gewünscht, jemandem wie Lusina zu… begegnen. Es ist einfach… passiert.«
    So weh …
    Greg kam aus seinem Büro, ging an ihnen vorbei, grüßte Cal mit einem kurzen, ernsten Nicken und durchquerte die Redaktion. Er trug seinen Mantel überm Arm und hatte sich die Tasche mit dem Laptop umgehängt. Von der Tür aus warf er einen Blick zurück, besorgt und irgendwie auf der Hut.
    Als wäre Cal eine tickende Zeitbombe.
    Und vielleicht war er das ja auch.
    Romy lächelte Greg zu und hoffte, er würde nicht merken, wie viel Kraft sie das kostete. Dann wandte sie sich wieder Cal zu. Für einen Moment betrachtete sie ihn mit Gregs Augen.
    Und hatte zum ersten Mal Angst vor ihm.
    Es war zu Ende.
    Endgültig.
    Egal, was wir auch tun mögen, Liebster, wir können nicht zu dem Punkt zurückkehren, an dem du unseren gemeinsamen Weg verlassen hast.
    » Zwing mich nicht zu einer Entscheidung zwischen dir und ihr«, sagte Cal. » Nicht jetzt, Romy. Ich muss erst herausfinden…«
    Wen du mehr liebst? Glaubst du, das ist möglich, Cal? Deine Gefühle für Lusina in die eine Waagschale zu legen und die für mich in die andere? Und dann abwarten, was passiert? Findest du das fair? Ihr gegenüber? Oder mir?
    » Verdammt! Sag doch endlich was!«
    Mit den letzten Worten war Cal laut geworden und alle Köpfe hatten sich zu ihnen gedreht. Romy registrierte das, doch es war ihr gleichgültig. Sie hatte jetzt nicht mehr das Bedürfnis, Cal in die Arme zu schließen. Am liebsten wäre sie mit den Fäusten auf ihn losgegangen.
    Sie hatte doch die ganze Zeit mit ihm gesprochen. Wieso hatte er das nicht bemerkt? War er so auf Worte angewiesen?
    Was willst du von mir? Verständnis etwa? Und dass ich dich dann aus deiner Zwickmühle erlöse? Abrakadabra, drei Mal schwarzer Kater – und alles ist Friede, Freude, Eierkuchen?
    Endlich gelang es ihr, aufzustehen und den Kopf zu heben.
    Anscheinend sprach ihr Blick Bände. Cal zögerte, drehte sich um und ging ohne ein weiteres Wort.
    Romy setzte sich wieder hin und tat so, als würde sie arbeiten, während ihr Herz hämmerte wie verrückt und ihr Mund so trocken wurde, dass sie kaum schlucken konnte. Sie hielt den Kopf gesenkt, damit bloß niemand auf die Idee kam, sie anzusprechen, solange ihre Gefühle durcheinanderflatterten wie aufgeschreckte Vögel.
    Ihr war schlecht, in ihrem Magen rumorte es und ihre Unterlippe bebte verdächtig. Ihr fielen all die Dinge ein, die sie ab jetzt nicht mehr mit Cal tun konnte. Die großen und die kleinen.
    Nie wieder mit ihm schlafen.
    Nie wieder mit ihm lachen.
    Nie wieder Hand in Hand mit ihm gehen. Durch irgendeinen Tag.
    Nie wieder würde sie sich nach dem Aufwachen an ihn schmiegen und den Moment des Aufstehens um wenige, köstliche Minuten hinauszögern. Nie wieder würde sie ihm nach dem Frühstück einen Nutellaklecks vom Kinn tupfen. Nie wieder mit ihm streiten.
    Und sich nie wieder mit ihm versöhnen.
    Sie würde nicht mehr an seinen Ohrläppchen knabbern. Ihm keine Geheimnisse mehr anvertrauen und ihm nichts mehr verschweigen. Ihn nicht mehr abhören, wenn er Rollen lernte. Nach einem anstrengenden Tag nicht mehr voller Sehnsucht nach Hause kommen.
    All das war vorbei.
    Nur eines würde sie immer und immer weiter tun.
    Ihn lieben.
    Sie schnappte sich ihre Sachen und schaffte es, die Redaktion zu verlassen, bevor die Tränen sie überwältigen konnten.
    *
    Eine Weile war Maxim nach der Aufregung mit Griet ziellos durch Bonn gelaufen. Dann hatte er sich vorgenommen, Björn ein Geschenk zu machen. Er graste einen Laden nach dem andern ab, doch er konnte sich für nichts entscheiden.
    Natürlich wusste er insgeheim, dass er bloß eine Beschäftigung brauchte, um sich von seinen Problemen abzulenken. Dass er sich müdelaufen wollte, um endlich zur Ruhe zu kommen.
    Er hatte beschlossen, nicht zu früh wieder zu Björn zurückzukehren. Ihm fehlte jegliches Talent zum Schauspielern. Björn hätte ihm seine Ängste sofort angesehen. Ich werde ihn nicht mit meinen Ahnungen belasten, schwor er sich.
    Warum sollte denn auch ausgerechnet Björn gefährdet sein? Dass es zwei seiner Freunde getroffen hatte, konnte ein schrecklicher, unbegreiflicher Zufall gewesen sein.
    Wenn der Mörder Björn hätte töten

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