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Spiegelschatten (German Edition)

Spiegelschatten (German Edition)

Titel: Spiegelschatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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aufschwang.
    » Björn?«
    Maxims Stimme. Maxims erstaunte, wunderbare Stimme.
    Björn konnte die Anwesenheit der fremden Augen noch immer spüren. Er richtete sich auf, stieß Maxim in die Diele zurück, stürzte ihm nach und warf die Tür hinter sich zu.
    » Heh!« Maxim war gegen die Wand geprallt und rieb sich die Schulter. » Spinnst du?«
    » Pscht!«
    Björn presste das Ohr an die Tür und lauschte. Nichts. Kein Trappeln von Füßen. Kein Geräusch. Als ihm bewusst wurde, dass der Mörder direkt vor der Tür stehen konnte, nur wenige Zentimeter von seinem Ohr entfernt, wich er entsetzt zurück.
    » Was ist los, Mann?«, fragte Maxim.
    Björn zog ihn in die Küche. » An der Tür klebt eine Nachricht«, flüsterte er.
    » Eine Nachricht? Was für eine Nachricht?«
    » Psst! Nicht so laut!«
    Björn griff nach seinem Handy, das auf der Fensterbank lag. Er war heilfroh, dass er die Mobilnummer des Kommissars gespeichert hatte.
    Bert Melzig meldete sich nach dem ersten Klingeln.
    » Björn Berner hier«, sagte Björn mit gedämpfter Stimme. » Ich glaube, wir haben eine Botschaft vom Mörder erhalten.«
    » Eine Botschaft?«
    » An meiner Wohnungstür klebt ein Blatt Papier. Er muss es eben erst dort befestigt haben, denn vor zehn Minuten war es noch nicht da.«
    » Langsam, Herr Berner. Beruhigen Sie sich erst einmal.«
    Leicht gesagt. Björn holte tief Luft, aber er wurde davon nicht ruhiger.
    » Wo sind Sie jetzt?«
    » In meiner Wohnung.«
    » Allein?«
    » Mein Freund ist bei mir.«
    » Gut. Lassen Sie die Wohnungstür zu und warten Sie auf uns. Haben Sie verstanden?«
    » Ja.«
    » Wie lautet die Nachricht?«
    Björn wusste es genau. Er würde die Worte nie vergessen.
    » Da steht: Fühl dich bloß nicht zu sicher. In Großbuchstaben.«
    » Haben Sie irgendetwas gesehen oder gehört?«
    » Nein.«
    » Gibt es Anzeichen dafür, dass sich derjenige, der die Nachricht angebracht hat, noch in Ihrem Haus befindet?«
    » Ich weiß nicht«, flüsterte Björn.
    » Wir sind schon unterwegs, Herr Berner. Sollte die Situation sich ändern, wählen Sie den Notruf. Sie und Ihr Freund bleiben, wo Sie sind, ist das klar?
    » Ja.«
    » Herr Berner?«
    » Ja?«
    » Öffnen Sie unter keinen Umständen die Tür. Und fassen Sie nichts an.«
    » Tun wir nicht, Herr Kommissar.«
    » Du hast die Nummer des Kommissars gespeichert?«, fragte Maxim, sobald das Gespräch zu Ende war.
    » Ja. Zum Glück.«
    » Findest du das nicht ein bisschen… paranoid?«
    » Maxim«, Björn wies mit ausgestrecktem Arm auf die Tür, » das da draußen ist eine Warnung.«
    » Und wenn uns nur irgendein perverser Spaßvogel einen Streich gespielt hat? Und die Bullen kommen völlig umsonst mit großem Tatütata angebraust?«
    » Besser einmal zu viel als einmal zu wenig.«
    Björn fühlte sich allmählich sicherer. Wenn der Mörder einen von ihnen oder sie beide hätte töten wollen, hätte er sich nicht die Mühe gemacht, ihre Tür zuerst mit einer Vorankündigung zu verzieren. Das hatte er schließlich bei Leonard, Sammy und Tobias auch nicht getan.
    Oder doch?
    Vielleicht hatte er seine Taten ja angekündigt, und die Freunde hatten das mit einem Schulterzucken abgetan, so wie Maxim.
    Endlich legte er die Tüte mit den Brötchen auf den Tisch. Er hatte sie noch immer in der Hand gehalten. Der Appetit war ihm allerdings gründlich vergangen.
    *
    Maxim hatte sich aus dem Staub gemacht. Er hatte keine Lust auf ein Gespräch mit den Bullen. Lieber wollte er die Zeit nutzen, um nachzudenken.
    Björn gegenüber hatte er so getan, als stünde er über den Dingen, aber in Wirklichkeit hatten die Worte auf dem Papier ihn in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Etwas in ihm wollte tatsächlich zu gern daran glauben, dass irgendein Witzbold sich einen geschmacklosen Scherz auf ihre Kosten erlaubt hatte.
    Es konnte sich bloß nicht durchsetzen gegen das andere Gefühl, das ihm schon seit einer geraumen Weile zusetzte– es gab einen Verfolger, und er kam näher.
    Im ersten Moment hatte er geglaubt, die Drohung sei an ihn selbst gerichtet. Rasch war ihm jedoch klar geworden, dass sie ebenso gut Björn meinen konnte.
    Und wenn wir nach Berlin abhauen?
    Das war keine Alternative, wie er sehr gut wusste, denn was sollte den Mörder daran hindern, ihnen dorthin zu folgen?
    Die Welt war klein, wenn man das Gesicht der Gefahr nicht kannte.
    Sie saßen in der Falle.
    Erst jetzt bemerkte er, dass sich die Sonne durch die Wolken geschoben hatte. Sie war noch winterblass,

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