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Spiel der Angst (German Edition)

Spiel der Angst (German Edition)

Titel: Spiel der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Etzold
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York. Das sagte Emily natürlich einiges.
    * * *
    Sie winkten ein Taxi heran und stiegen ein.
    »Guten Abend, zum Hauptpostamt bitte, achte Avenue, Nummer 421.«
    »Geht klar.« Der Fahrer gab Gas.
    »Wie lange werden Sie brauchen?«
    Er schaute in den Rückspiegel. »Haben Sie’s eilig?«
    »Jaaa!«
    »Zehn bis fünfzehn Minuten, länger nicht!«
    Oh Gott, dachte sie, das reicht geradeso eben. Und wir wissen noch nicht genau, was wir dort tun sollen.
    »Okay«, sagte Emily, als sie Fahrt aufgenommen hatten und das Taxi den Broadway herunterraste, rechts der Riverside Park und dahinter der Hudson River.
    »Was für eine Schließfachnummer kann das sein?« Sie schaute noch einmal auf die SMS.
    IM Z WEITENJAHR DER REGIERUNG NEBUKADNEZARS HATTE DIESER EINEN TRAUM. SUCHT DEN KOLOSS IN DIESEM TRAUM. IM SCHLIESSFACH MIT SEINER NUMMER FINDET IHR DEN SCHLÜSSEL.
    »Der Koloss in dem Traum hat eine Nummer. Und die entspricht auch dem Schließfach. Ist das dieser Koloss, von dem Daniel träumte?«
    »Denke ich mal«, sagte Lisa und blätterte durch die Bibel.
    Das Taxi raste zwischen Riverside Park zur Rechten und Central Park zur Linken durch die Stadt.
    »Ah, hier habe ich es«, sagte Lisa. »Erstes Buch Daniel, zweites Kapitel, Absatz zweiunddreißig und dreiunddreißig.«
    »Und was steht da?«
    »Hier ist der Koloss beschrieben, von dem Nebukadnezar träumte«, erklärte Lisa und las vor.
    »An diesem Bild war der Kopf von lauterem Gold, seine Brust und seine Arme aus Silber, sein Bauch und seine Hüften aus Erz. Das ist Absatz zweiunddreißig.«
    »Und dann?«
    »Dann kommt: Seine Schenkel waren aus Eisen, seine Füße waren aus Ton.«
    »Der Koloss mit den tönernen Füßen«, murmelte Ryan vor sich hin.
    Der Taxifahrer warf einen verwunderten Blick nach hinten.
    »Ist es denn zweiunddreißig oder dreiunddreißig?«, fragte Emily.
    Ryan zuckte die Schultern. »Ausprobieren. Glaube nicht, dass gleich eine Bombe hochgeht, wenn wir die falsche Zahl eingeben.«
    »Darauf würde ich es lieber nicht ankommen lassen.« Sie blickte zu Lisa. »Was könnte denn die Nummer sein?«
    »Erstes Buch Daniel wäre eine Eins. Zweites Kapitel, also eine Zwei. Und dann zweiunddreißig oder dreiunddreißig.« Sie blickte Emily über ihren Brillenrand hinweg an. »Entweder 1232 oder 1233.« Sie zuckte die Schultern. »Würde ich jedenfalls sagen.«
    Sie sausten vorbei an der U-Bahn-Station und an Macy’s, wo Emily schon oft shoppen gewesen war. Sie kannte die Gegend. Sie war ihr vertraut. Doch angesichts der Bedrohung durch diesen Verrückten erschien auf einmal alles fremd und unheimlich. Sie schaute angestrengt aus dem Fenster und blickte abwechselnd auf ihr Handy und auf die Uhr.
    In der Ferne erhob sich im Osten das Empire State Building.
    Schon wieder der Piepton.
    Sie zuckte zusammen.
    Noch eine SMS.
    BIS 2009 WAR DER ORT, DEN IHR SUCHT, VIERUNDZWANZIG STUNDEN AM TAG GEÖFFNET. SIEBEN TAGE DIE WOCHE. JETZT ABER NICHT MEHR. ALSO BEEILT EUCH. NOCH FÜNF MINUTEN!
    »Mist«, sagte Emily, »Wir müssen uns beeilen.« Sie zeigte Ryan die SMS.
    »Wieso war das nur bis 2009 sieben Tage die Woche vierundzwanzig Stunden am Tag geöffnet und jetzt nicht mehr?«, fragte Emily.
    »Ich nehme an, das hat mit der Finanzkrise zu tun. Sie mussten sparen oder so. Ist ja auch egal. Beeilen wir uns lieber! Es ist gleich zehn Uhr.«
    Das Taxi hielt an.
    Das gigantische Postamt erhob sich vor ihnen.
    Es war so groß, dass es zwei Blöcke einnahm, oder City Blocks, wie man in New York sagt.
    Gerade gingen die Rollladen zu.
    »Schnell, wir müssen da noch rein!«, rief Emily. Dieser Mistkerl! Er hat gewusst, dass die jetzt zumachen, dachte sie wütend.
    Eine breite Treppe führte zu der mit zwanzig korinthischen Säulen geschmückten Fassade.
    Wie eine Festung aus der Antike war es tatsächlich an einigen Seiten von einem Burggraben aus Beton umgeben – wenn auch einem trockengelegten.
    Sie schaute auf die Schrift, die sich in der Breite des gesamten Gebäudes über den Säulen abzeichnete.
    Emily schaute auf die Uhr. Noch drei Minuten!
    Neither snow nor rain nor heat nor gloom of night stays these couriers from the swift completion of their appointed rounds.
    Weder Schnee noch Regen noch Hitze noch die Düsternis der Nacht hindert diese Kuriere an der raschen Erledigung ihres Auftrags.
    Das war der Spruch aus Herodot. Er stand hier. Im Herzen von New York.
    Emily musste den Kopf schütteln, während sie die Treppe hinaufspurteten.
    Sie rannten zu den

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