Spiel der Angst (German Edition)
Ich war vorhin schon mal bei ihm oben, und jetzt funktioniert es wieder nicht. Ich soll das mal checken, und zwar schnell.«
Cooper. Das war einer der häufigsten Namen in den USA.
Der Mann klickte durch eine Liste. »Gary Cooper?«, fragte er dann.
Ryan nickte. »Genau.«
»Wo ist ihre ID?«
Ryan war eine Sekunde aus dem Konzept gebracht. Doch auch das hatten sie abgesprochen. »Ist noch oben, ich war vorhin schon mal bei ihm. Da war die interne Revision da, und ich musste meine ID zeigen.« Er zuckte die Schultern. »Leider habe ich sie da auf dem Schreibtisch von Gary liegen gelassen.«
»Ich rufe Cooper mal an«, sagte der Mann. Emily merkte, wie Ryan nervös wurde.
Das Freizeichen ertönte.
»Der ist ja gar nicht da.«
Glück gehabt, dachte Emily und merkte, wie ihr Herz langsamer schlug, sonst hätten wireinen Haufen dummer Fragen von einem Herrn Cooper gehabt.
»Klar ist der da«, sagte Ryan, »das werden sie gleich merken, wenn er runterkommt und mich zusammenscheißt, warum ich noch nicht oben bin. Und dann muss ich ihm leider sagen, an wem es gelegen hat.«
Der Mann wand sich unbehaglich. Auf einen Streit mit einem von diesen Testosteron gesteuerten Bankern hatte er heute Abend offensichtlich keine Lust.
»Und die ID haben Sie nicht?«, versicherte er sich erneut.
Noch vier Minuten.
»Zeige ich Ihnen, wenn ich wieder unten bin«, sagte Ryan. »Und ansonsten können wir die Diskussion gleich hier unten mit Mr Cooper weiterführen. Ich kenne ihn, der rastet komplett aus, wenn sein Terminal nicht funktioniert. Der verliert Millionen, mit jeder Sekunde, wo es nicht geht.«
»Na schön, unter Umständen …«
Ryan konnte es sich erlauben, noch einen draufzusetzen. »Bin sicher, er ist nur deswegen nicht ans Telefon gegangen, weil er schon auf dem Weg nach unten ist.«
»Okay«, sagte der Mann. »Tragen Sie sich hier ein und tragen Sie diesen Besucherausweis gut sichtbar bei sich. Und wenn Sie fertig sind, kommen Sie sofort wieder runter. Klar?« Er warf ihm eine Plastikkarte zum Anklippen über den Tisch. »Sie wissen, wo Sie hin müssen?«
»Klar, ist ja nicht das erste Mal«, erwiderte Ryan.
Dann verschwand er in einem der Aufzüge.
30
TAG 4: DIENSTAG, 4. SEPTEMBER 2012
Emily schaute auf die Uhr. Es war fast Mitternacht.
Noch drei Minuten.
Sie griff zum Handy. »Wo bist du Ryan?«, fragte sie aufgeregt.
»Im Fahrstuhl«, sagte der. »Kann sein, dass der Empfang gleich weg ist. Ich werde …«
Dann war wirklich nichts mehr zu hören.
Sie versuchte es wieder. Und noch einmal.
»Kein Empfang?«, fragte Lisa.
»Scheint so.« Emily biss die Zähne zusammen. »Hoffentlich weiß er, wie er aufs Dach kommt. Hoffentlich weiß er –«
Ihr Handy klingelte.
Sofort nahm sie an, dass es der Psychopath war. Aber es meldete sich Gott sei Dank Ryan. Ein Glück.
»Bin jetzt im Treppenhaus im neunundfünfzigsten Stock. Ganz nach oben geht es nicht anders. Es gibt da eine kleine Balustrade vor dieser Dachschräge. Ich habe mal auf den Grundriss geschaut, der hier bei den Notfallplänen für einen Feueralarm an der Wand hängt. Ein richtiges Dach gibt es gar nicht. Hoffe mal, dass die Türen auf dem Rückweg auch noch offen sind. Muss mich ziemlich beeilen, da … Scheiße!«
»Was?«
Nur noch eine Minute.
Wieder tauchte das Bild vor Emilys innerem Auge auf. Von Julia in dem Flugzeugwrack.Beziehungsweise von dem, was von ihr noch übrig sein würde.
Was hatte der Irre gemeint? Sie sollte sich vorn hinsetzen, dann kommt der Servierwagennoch einmal vorbei …
»Ich komme hier nicht weiter. Außer …« Ryan brach ab.
»Außer was?«, hakte Emily nach.
»Ich muss die Feueralarm-Tür öffnen. Dann komme ich raus«, antwortete Ryan.
»Dann mach das!«, gab Emily zurück.
»Bist du wahnsinnig?«, fragte Ryan.
»Nein, wenn der Feueralarm läutet, dann kommst du doch auch wieder raus. Zieh dich auf dem Klo um und geh mit deinen normalen Klamotten die Treppe hinunter. Das merkt kein Schwein«, sagte Emily.
»Ich soll den Feueralarm auslösen?«, wollte Ryan wissen.
»Ja. Jetzt!«, rief Emily.
»Wenn die uns erwischen, dann …«, stammelte Ryan.
»Wenn Jonathan uns erwischt, ist einer von uns tot. Mach schon!«
Die Verbindung endete.
Und in dem Moment hörte Emily den Feueralarm. Und die Durchsage, die durch das Foyer schallte.
»Es wurde soeben Feueralarm ausgelöst. Bitte verlassen Sie das Gebäude. Bitte bewahrenSie Ruhe und benutzen Sie auf keinen Fall die Aufzüge. Es wurde soeben
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