Spiel der Herzen
seine Arme unter ihre Kniekehlen, hob ihre Beine an und legte sie sich auf die Schultern. Dabei unterbrach er jene Tätigkeit, auf die es hauptsächlich ankam, keinen Augenblick. Dies tat er auch nicht, als sie einen Laut von sich gab, den er für einen Schmerzenslaut hielt, und er sie fragte: »Tu ich dir weh?«
Das Stakkato seiner Bewegungen äußerte sich in ihrer Antwort.
»Im … Ge … gen … teil.«
»Ich warte«, sagte er.
»Auf … was?«
»Auf deine Bitte um Verzeihung.«
»Ich … bit … te … um … Ver … zei … hung.«
»Noch mal.«
»Ich … bit … te … um … Ver …« Sie brach ab, stöhnte nur noch, ihr Orgasmus kam. Hier, in ihrer Wohnung, mußte sie sich – oder er ihr – keinen Zwang antun. Ohne Werners Hand auf ihrem Mund heulte sie: »Ja … jaa … jaaa … jaaaa … jaaaaa … jaaa … jaaa … jaa … ja.«
»Neunmal«, sagte Werner anerkennend. »Ein neuer Rekord.«
Er entfernte sich aus ihr, ließ ihre Beine von seinen Schultern gleiten, kniete da und blickte auf sie hinunter. Sie sah sein sieghaftes Grinsen nicht, ihre Augen waren geschlossen. Still lag sie da, regungslos, vollkommen erschlafft. Fast hätte man sie für tot halten können, wenn nicht zu sehen gewesen wäre, daß sie noch atmete. Werner rutschte auf den Knien ein bißchen zurück, bis er über ihr rechtes Bein hinwegsteigen konnte. Dann kletterte er aus dem Bett und holte sich aus seiner Hose eine Zigarette. »Du auch?« fragte er Clara.
Die Zigarette im Mund, stand er zwischen Tür und Bett und hatte die Hose noch in der Hand. Clara öffnete die Augen und sah ihn stehen, nackt, in seiner ganzen männlichen Pracht, von der er noch gar nichts eingebüßt hatte, da er ja auf einen eigenen Orgasmus Verzicht geübt hatte, übrigens ganz bewußt.
Langsam kehrte Leben in Claras Gestalt zurück. Sich zur Seite drehend, damit sie ihn bequemer sehen konnte, sagte sie: »Du hattest dein Vergnügen nicht.«
»Wieso?« fragte er. »Du warst doch gar nicht mehr in der Lage, das wahrzunehmen.«
»Sieh dich an«, erwiderte sie, »dann weißt du, woher ich das weiß.«
Er sah an sich hinunter, lachte und sagte: »Dieser Verräter!«
»Was war der Grund?« fragte sie. »Machte es dir keinen Spaß mehr?«
»Doch, doch.«
»Warum dann?«
»Zigarette?« fragte er sie noch einmal, und als sie verneinte, zündete er sich die eigene an, setzte sich auf die Bettkante und fuhr fort: »Weil du dir heute einen Lohn verdient hast, der an keine Grenze stößt. Verstehst du mich?«
»Nein.«
»Heute mache ich dich satt.«
Sie sah ihn an.
»Ohne dich selbst zu sättigen?« fragte sie.
»Ohne mich selbst so lange nicht zu sättigen, bis du mir erklärst, genug zu haben, und mich bittest, aufzuhören.«
»Süßer!« rief sie, die Arme nach ihm ausstreckend. »Ich blicke ins Land der Verheißung!«
Um von ihr nicht gleich wieder unter die Decke gezogen zu werden, sagte er: »Laß mich erst fertigrauchen, bitte.«
»Natürlich«, meinte sie vergnügt und fragte ihn: »Womit habe ich dich denn mir gegenüber so sehr verpflichtet?«
»Mich begeistern mutige Mädchen.«
»War ich das?«
»Ja.«
»Wann und wo?«
»Heute in der Redaktion.«
»Ach, das meinst du«, sagte sie, lachte, blickte ihn an. »Und du denkst, daß das mutig war von mir?«
»Etwa nicht?«
»Nein, das war spannend. Das reizte mich, anfänglich jedenfalls. Deshalb hatte ich die Idee.«
»Aber es konnte doch jeden Augenblick die alte Lehner reinkommen?«
»Eben!« lachte sie noch stärker. »Das war ja der Kitzel für mich!«
Daran hatte Werner ein bißchen zu kauen. Nach zwei tieferen Zügen an seiner Zigarette fragte er: »Und was hättest du gemacht, wenn die uns wirklich überrascht hätte?«
»Dieselbe Frage kann ich auch dir stellen, Süßer.«
Werners Antwort kam nicht sofort. Seine Freundin anblickend, schüttelte er den Kopf, wobei er dann sagte: »Du bist pervers, Clara!«
»Hat's dir gefallen oder nicht?«
»Du bist pervers, sage ich!«
»Ob's dir gefallen hat oder nicht?«
»Das spielt nicht die entscheidende Rolle!«
»Ja oder nein?«
»Ja!«
»Na also!«
Clara sprang behende aus dem Bett, nahm Werner die brennende, erst halb gerauchte Zigarette aus der Hand, lief in die kleine Küche, warf den Glimmstengel kurzerhand in die Spüle, kam zurück, schlüpfte wieder unter die Decke, lupfte sie einladend und sagte: »Komm endlich, verdammt noch mal!«
Werner leistete ihrer Aufforderung Folge, seufzte aber dabei: »Und so was
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