Spiel der Herzen
ist adelig.«
»Du kannst mich nicht beleidigen«, raunte sie ihm heiß ins Ohr. »Weißt du, wie ich das sehe?«
»Wie?«
»Daß du mir zwar den Pelz wäschst, mich aber nicht naßmachen kannst.«
»Klar«, erwiderte er. »Wie denn auch? Im Moment ist doch nicht einmal ein Hemdchen vorhanden, geschweige denn ein Pelz.«
»Irrtum.«
»Wieso?«
»Ein Pelz ist durchaus da«, raunte sie ihm noch heißer ins Ohr. »Zwar ein kleiner, aber ein sehr dichter.« Dabei ergriff sie seine Hand und führte sie bei sich dorthin, wo sich die Sehnsucht nach seinen Fingern regte.
Obwohl ihm das gefiel, meinte er: »Trotzdem muß ich dir sagen, daß die Anwendung von Sprichwörtern nicht deine Stärke zu sein scheint.«
»Nein?«
»›Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht naß‹ sagt man, wenn –«
»Aber die Pelz-Verbindung herzustellen«, unterbrach Clara, »ist mir doch gelungen, Süßer?«
»Schon, nur –«
»Dann laß sie nicht wieder abreißen, bitte.«
»Nein, aber –«
»Bitte!«
Hier war nicht Germanistik gefragt. Dies einsehend, praktizierte Werner von nun an einen halben Tag lang nichts anderes mehr als Liebe. Möglich war ihm das nur, weil er sich an das Konzept hielt, das er Clara angekündigt hatte. Erst als Clara das Gefühl hatte, nicht mehr Wollust zu empfinden, sondern aus dem Leim zu gehen, und sie ihm das sagte, setzte er auch für sich selbst den vollen Schlußpunkt, der ihn für alle vorausgegangene Entsagung entschädigte. Er wußte, daß sie die Pille nahm, deshalb konnte er es sich gestatten, ganz und gar auf seine Kosten zu kommen.
Danach brauchten sie beide Ruhe, um sich zu erholen. Sie blieben noch im Bett liegen. Werner holte sich wieder eine Zigarette.
»Was ist mit dir?« fragte er Clara. »Du auch?«
Sie lehnte abermals ab.
»Ist auch besser«, nickte er. »Rauchen steht dir nicht.«
»So?«
»Das hat man heute in der Redaktion wieder gesehen.«
»Ich rauche nur, wenn ich nervös oder wütend bin.«
»Soso.«
»Und da war ich es!«
»Was warst du?« grinste er. »Nervös oder wütend?«
»Beides.«
»Aber nicht lange.«
»Wenn du mich noch einmal versetzt, werde ich es sehr lange sein.«
Sie drehte sich auf den Bauch, stützte die Ellenbogen auf die Kissen, legte das Kinn in die Handflächen und blickte ihn an.
»Du sagst nichts, Werner?«
»Was soll ich sagen?«
»Daß du mich nicht mehr versetzen wirst.«
»Das habe ich dir doch schon versprochen.«
»Du weißt das noch?«
»Natürlich.«
»In Anbetracht der Situation, in der du das gesagt hast, hätte es ja sein können, daß du da gar nicht mehr richtig bei dir warst.«
»Daraus geht hervor«, antwortete er, wobei er natürlich wieder grinste, »daß du, wenn du etwas aus mir herausholen willst, immer eine solche Situation herbeiführen solltest.«
»Trotz Frau Lehner?«
»Es gibt ja auch noch andere Örtlichkeiten.«
»Du bist frivol.«
»Und das aus deinem Munde!«
»Werner«, sagte Clara plötzlich in einem ganz anderen Ton, »ich liebe dich.«
Völlig unvorbereitet auf so etwas, meinte er nur: »Schön.«
»Ich liebe dich sehr.«
»Sehr schön.«
»Dann sag mir eines …«
»Was?«
»Wer ist diese Thekla Bendow?«
Völlig überrascht nahm er erst einen Zug aus seiner Zigarette, ehe er entgegnete: »Wie kommst du denn plötzlich auf die?«
»Ist die verheiratet?«
»Warum?«
In Claras Augen tauchte ein neuer Schimmer auf.
»Nur verheiratete Frauen lassen sich ›postlagernd‹ schreiben.«
Der äußerst fragende Ausdruck, mit dem Werner Clara anblickte, konnte sie nicht von dem abbringen, was sie dachte.
»Von Liebhabern«, ergänzte sie.
Nun zeigte ein erstes Zucken in Werners Gesicht, daß ihm ein Licht aufzugehen begann.
»Soll ich lachen?« fragte er.
»Ich finde das gar nicht zum Lachen.«
»Weil du verrückt bist.«
»Wie alt ist sie?«
»Sechsundzwanzig, aber –«
»Und hübsch, nicht?«
»Sehr hübsch, kein Zweifel, aber –«
»Seit wann kennst du sie?«
Werner wußte wirklich nicht, ob er lachen oder eher weinen sollte. Was ihm da plötzlich entgegentrat, war groteskeste Eifersucht, eine Eifersucht, die jeden Funken Verstand bei Clara aus dem Gehirn drängte.
»Clara, bist du denn wirklich verrückt geworden?«
»Seit wann kennst du sie?«
»Überhaupt nicht.«
»Du lügst!« brach es aus ihr heraus. »Man schreibt nicht postlagernd einer hübschen, verheirateten, sechsundzwanzigjährigen Unbekannten, die diesen Briefwechsel vor ihrem Mann zu verbergen
Weitere Kostenlose Bücher