Spiel der Magier
Pol.«
Die purpurschwarze Wolke zog drohend über den Himmel auf sie zu. Schwaches Donnergrollen begleitete sie.
»Wenn diese Asche der in Nyissa ähnelt, werden wir wie Blinde herumtappen, Belgarath«, sagte Barak.
»Mach dir darüber keine Sorgen«, erwiderte der Zauberer. »Ich habe Rak Cthol angepeilt. Die Grolims sind nicht die einzigen, die so ein Ziel bestimmen können. Laßt uns weiterreiten.«
Sie ritten weiter an dem Höhenzug entlang, als die Wolke über ihnen war. Der Donner grollte unablässig, und Blitze zuckten. Die Blitze krachten und prasselten trocken, wenn Millionen kleinster Teilchen kochten und schäumten und gewaltige statische Entladungen aufbauten. Dann sanken die ersten Ascheflocken durch die eisige Luft, und Belgarath führte sie von dem Hügelrücken fort in die sandige Ebene.
Nach der ersten Stunde fand Garion, daß es einfacher geworden war, das Bild in seinem Geist festzuhalten. Es war nicht mehr wie zu Anfang nötig, sich ganz darauf zu konzentrieren. Nach der zweiten Stunde war es nur noch langweilig. Während sie durch den stärker werdenden Ascheregen ritten, dachte er an eines der riesigen Skelette, an denen sie vorbeigekommen waren, als sie zuerst in die Wüste kamen. Peinlich genau konstruierte er eines und stellte es in das Bild, das er aufrecht erhielt. Im großen und ganzen sah es recht gut aus, und es beschäftigte ihn.
»Garion«, sagte Tante Pol barsch, »bitte versuch nicht kreativ zu sein.«
»Bitte?«
»Bleib beim Sand. Das Skelett ist sehr hübsch, sieht aber mit nur einer Hälfte etwas seltsam aus.«
»Eine Hälfte?«
»Auf meiner Seite des Bildes war kein Skelett, nur auf deiner. Bleib beim Einfachen, Garion. Keine Verzierungen.«
Sie ritten weiter, die Gesichter verhüllt, um die erstickende Asche nicht in Mund und Nase zu bekommen. Garion spürte einen tastenden Druck gegen das Bild. Etwas schien gegen seinen Geist zu flattern, fast wie die zappelnden Kröten, die er einst im Teich auf Faldors Farm gefangen hatte.
»Halt es aufrecht, Garion«, warnte Tante Pol. »Das ist ein Grolim.«
»Hat er uns gesehen?«
»Nein. Da, er zieht weiter.« Die flatternde Berührung verschwand.
Sie verbrachten die Nacht auf einem der Geröllstreifen, die über die Öde verstreut waren. Sie verzehrten ein kaltes Mahl aus Brot und Dörrfleisch und machten kein Feuer. Garion und Tante Pol hielten abwechselnd das nur aus Sand bestehende Bild schräg wie einen Regenschirm über alle. Er entdeckte, daß es viel einfacher war, wenn sie sich nicht bewegten.
Am nächsten Morgen regnete es noch immer Asche, aber der Himmel war nicht mehr so tintenschwarz wie am Vortag. »Ich glaube, es läßt nach, Belgarath«, sagte Silk, als sie die Pferde wieder sattelten. »Wenn es vorbei ist, müssen wir wieder den Patrouillen ausweichen.«
Der alte Mann nickte. »Wir sollten uns beeilen«, stimmte er zu. »Ich kenne eine Stelle, an der wir uns verstecken können etwa fünf Meilen nördlich der Stadt. Ich möchte gern dort sein, ehe der Ascheregen aufhört. Von den Mauern Rak Cthols aus kann man dreißig Meilen weit in alle Richtungen sehen.«
»Sind die Mauern denn so hoch?« fragte Mandorallen.
»Höher, als du dir vorstellen kannst.«
»Gar höher als die Mauern Vo Mimbres?«
»Zehnmal, fünfzigmal höher. Du mußt es gesehen haben, um es zu begreifen.«
Sie legten an diesem Tag ein scharfes Tempo vor. Garion und Tante Pol hielten den Gedankenschirm aufrecht, aber die suchenden Berührungen der Grolims kamen jetzt öfter. Einige Male war der Druck gegen Garions Geist sehr stark und kam ohne jede Warnung.
»Sie wissen, was wir tun, Vater«, sagte Tante Pol. »Sie versuchen, den Schirm zu durchdringen.«
»Haltet ihn fest«, sagte er. »Du weißt, was zu tun ist, wenn einer von ihnen durchbricht.«
Sie nickte grimmig.
»Warne den Jungen.«
Sie nickte wieder und wandte sich dann an Garion. »Hör mir jetzt gut zu, Lieber«, sagte sie ernst. »Die Grolims wollen uns überraschen. Der beste Schild der Welt kann durchbrochen werden, wenn man schnell und fest genug zuschlägt. Wenn einem von ihnen der Durchbruch gelingt, werde ich ›Halt!‹ rufen. Wenn ich das rufe, möchte ich, daß du das Bild sofort auslöschst und deinen Geist völlig davon löst.«
»Das verstehe ich nicht.«
»Das brauchst du auch nicht. Tu einfach genau, was ich dir sage. Wenn ich ›Halt!‹ sage, mußt du den Kontakt mit meinem Geist sofort abbrechen. Ich werde dann etwas sehr Gefährliches tun, und ich
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