Spiel der Magier
will nicht, daß dir etwas geschieht.«
»Kann ich dir nicht helfen?«
»Nein, mein Lieber. Diesmal nicht.«
Sie ritten weiter. Der Ascheregen wurde immer dünner, und der Himmel nahm ein dunstiges, gelbes Blau an. Die Sonne, blaß und rund wie der Vollmond, stand knapp über dem Horizont im Südwesten.
»Garion, halt!«
Was kam, war kein Druck, sondern ein scharfer Stich. Garion keuchte und riß seine Gedanken los, warf das Bild mit dem Sand von sich. Tante Pol erstarrte, ihre Augen glühten. Ihre Hand machte eine rasche Geste, sie sprach ein einzelnes Wort. Die Woge, die Garion spürte, als sie ihren Willen lospeitschte, war überwältigend. In einem Augenblick des Entsetzens erkannte er, daß sein Geist noch immer mit dem ihren verbunden war. Die Verschmelzung, die den Schirm ermöglicht hatte, war zu stark, zu vollständig gewesen, um sie so einfach zerreißen zu können. Er fühlte sich mitgezogen, als ihr noch mit dem seinen verbundener Geist wie eine Peitsche losschlug. Sie schossen an der schwachen Spur des Gedanken entlang, der den Schild durchstochen hatte und fanden seinen Ursprung. Sie berührten einen anderen Verstand, der erfüllt war von dem Jubel über seine Entdeckung. Dann, ihres Ziels sicher, schlug Tante Pol mit der ganzen Kraft ihres Willens zu. Der Verstand, den sie berührt hatten, wich zurück, versuchte, den Kontakt zu unterbrechen, aber es war zu spät. Garion konnte fühlen, wie der andere Geist anschwoll, sich unerträglich ausdehnte. Dann zerbarst er plötzlich und explodierte in schnatternden Irrsinn, als ihn das Grauen überkam. Dann spürte er Flucht, blinde entsetzte Flucht über dunkle Steine, eine Flucht getrieben von dem einzigen Gedanken an ein schreckliches, endgültiges Entkommen. Die Steine waren verschwunden, und es gab nur noch das Gefühl, von einer unglaublichen Höhe herabzufallen.
Garion wich zurück.
»Ich habe dir doch gesagt, dich herauszuhalten«, fuhr Tante Pol ihn an.
»Ich konnte nicht anders. Ich kam nicht los.«
»Was ist denn geschehen?« fragte Silk verblüfft.
»Ein Grolim ist durchgebrochen«, erwiderte sie. »Hat er uns gesehen?«
»Nur einen Augenblick lang. Aber das spielt keine Rolle. Er ist tot.«
»Du hast ihn getötet? Wie?«
»Er hat vergessen, sich selbst zu verteidigen. Ich habe seinen Gedanken zurückverfolgt.«
»Er ist verrückt geworden«, sagte Garion mit erstickter Stimme, der man das Entsetzen über diese Begegnung noch deutlich anhörte. »Er ist von etwas sehr Hohem gesprungen. Er wollte springen. Es war der einzige Weg, wie er dem entgehen konnte, was mit ihm geschah.« Garion fühlte sich elend.
»Es war schrecklich laut, Pol«, sagte Belgarath gequält. »Du bist seit Jahren nicht mehr so plump gewesen.«
»Ich hatte auch diesen Passagier.« Sie warf Garion einen eisigen Blick zu.
»Es war nicht meine Schuld«, protestierte Garion. »Du hast so festgehalten, daß ich nicht loskam. Du hast uns zu fest verbunden.«
»Das tust du manchmal, Pol«, sagte Belgarath. »Der Kontakt wird etwas zu persönlich, und du scheinst dann eine ständige Verbindung daraus machen zu wollen. Ich glaube, es hat etwas mit Liebe zu tun.«
»Hast du eine Ahnung, wovon sie sprechen?« erkundigte sich Barak bei Silk.
»Ich möchte nicht mal raten.«
Tante Pol sah Garion nachdenklich an. »Vielleicht war es mein Fehler«, gab sie schließlich zu.
»Du mußt ihn eines Tages sowieso loslassen, Pol«, sagte Belgarath ernst.
»Möglich, aber jetzt noch nicht.«
»Ihr richtet besser wieder den Schild auf«, schlug der alte Mann vor.
»Sie wissen jetzt, daß wir hier draußen sind, und andere werden nach uns suchen.«
Sie nickte. »Denk wieder an Sand, Garion.«
Im Laufe des Nachmittags setzte sich die Asche allmählich, und mit jeder Meile konnten sie deutlicher sehen. Sie konnten die Umrisse unregelmäßiger Gesteinsanhäufungen erkennen und einige Basaltnadeln, die aus dem Sand aufragten. Als sie sich einem weiteren der niedrigen Felskämme näherten, die in regelmäßigen Abständen die Öde durchschnitten, sah Garion etwas Dunkles und unglaublich Hohes undeutlich vor ihnen liegen.
»Wir können uns hier verstecken, bis es dunkel ist«, sagte Belgarath und stieg vor dem Kamm vom Pferd.
»Sind wir da?« fragte Durnik, um sich schauend.
»Das ist Rak Cthol.« Der alte Mann deutete auf den drohenden Schatten.
Barak spähte hinüber. »Ich dachte, das wäre nur ein Berg.«
»Ist es auch. Rak Cthol wurde auf der Spitze erbaut.«
»Dann ist
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