Spiel der Magier
an deiner Stelle nicht anmerken lassen«, riet der zweite.
»Ich kann Befehle so gut entgegennehmen wie jeder andere«, sagte der erste, »aber der hier fängt an, mich zu reizen. Ich finde, ein Messer zwischen den Rippen stände ihm sehr gut.«
»Ich glaube nicht, daß ihm das gefallen würde, und außerdem würde es nicht leicht zu bewerkstelligen sein.«
»Ich könnte ja warten, bis er schläft.«
»Ich habe ihn noch nie schlafen sehen.«
»Jeder schläft mal früher oder später.«
»Es ist deine Sache«, antwortete der zweite mit einem Achselzucken, »aber ich würde nichts Übereiltes tun – es sei denn, du willst Rak Hagga nie wiedersehen.«
Die beiden ritten weiter und waren bald außer Hörweite.
Silk duckte sich und kaute nervös an seinen Fingernägeln. Seine Augen wurden zu schmalen Schlitzen, und sein scharfgeschnittenes Gesicht war gespannt. Dann begann er, vor sich hinzuschimpfen.
»Was ist los, Silk?« flüsterte Garion.
»Ich habe einen Fehler gemacht«, antwortete Silk gereizt. »Laßt uns zu den anderen gehen.« Er kroch durch die Büsche auf die Lichtung zu.
Meister Wolf saß auf einem Baumstamm und kratzte geistesabwesend seinen geschienten Arm. »Nun?« fragte er aufblickend. »Fünfzehn Murgos«, antwortete Silk knapp, »und ein alter Freund.«
»Es war Brill«, berichtete Garion. »Er schien der Anführer zu sein.«
»Brill?« Die Augen des alten Mannes wurden groß vor Erstaunen.
»Er hat Befehle erteilt, und die Murgos haben sie ausgeführt«, sagte Silk. »Es gefiel ihnen zwar nicht besonders, aber sie haben getan, was er ihnen befahl. Sie schienen Angst vor ihm zu haben. Ich glaube, Brill ist etwas mehr als nur ein einfacher Mietling.«
»Wo ist Rak Hagga?« fragte Ce’Nedra.
Wolf sah sie scharf an.
»Wir hörten zwei von ihnen reden«, erklärte sie. »Sie sagten, daß sie aus Rak Hagga wären. Ich dachte, ich würde die Namen aller Städte in Cthol Murgos kennen, aber den habe ich noch nie gehört.«
»Bist du sicher, daß sie Rak Hagga gesagt haben?« fragte Wolf.
»Ich habe es auch gehört«, sagte Garion. »Das war der Name, den sie gebrauchten – Rak Hagga.«
Meister Wolf stand auf, sein Gesicht war plötzlich finster. »Dann müssen wir uns beeilen. Taur Urgas bereitet sich auf den Krieg vor.«
»Woher weißt du das?« fragte Barak.
»Rak Hagga liegt dreitausend Meilen südlich von Rak Goska, und die Murgos aus dem Süden kommen nie in diesen Teil der Welt, wenn der König der Murgos nicht kurz vor einem Krieg steht.«
»Laß sie nur kommen«, meinte Barak mit einem finsteren Lächeln.
»Wenn es euch recht ist, möchte ich erst unsere Aufgabe erledigen. Ich muß nach Rak Cthol, und ich würde es vorziehen, wenn ich nicht durch ganze Murgo-Armeen waten müßte, um dorthin zu gelangen.« Der alte Mann schüttelte zornig den Kopf. »Was denkt sich Taur Urgas bloß?« brach es aus ihm heraus. »Die Zeit ist noch nicht reif.« Barak zuckte die Achseln. »Eine Zeit ist so gut wie jede andere.«
»Nicht für diesen Krieg. Zu viele Dinge müssen erst noch geschehen. Kann Ctuchik diesen Irren denn nicht im Zaum halten?«
»Unberechenbarkeit macht einen Teil von Taur Urgas’ einzigartigem Charme aus«, stellte Silk sardonisch fest. »Er weiß selbst nicht, was er von einem auf den nächsten Tag tun wird.«
»Kennt Ihr den König der Murgos?« fragte Mandorallen.
»Wir haben uns getroffen«, erwiderte Silk. »Wir lieben uns nicht besonders.«
»Brill und seine Murgos müßten jetzt weg sein«, sagte Meister Wolf. »Wir müssen weiter. Wir haben einen langen Weg vor uns, und die Zeit läuft uns allmählich davon.« Er ging rasch zu seinem Pferd.
Kurz vor Sonnenuntergang kamen sie an einen hohen Paß, der zwischen zwei Bergen hindurchführte, und blieben für die Nacht in einer kleinen Schlucht ein paar Meilen hinter dem Paß.
»Mach ein möglichst kleines Feuer, Durnik«, bat Meister Wolf den Schmied. »Die Murgos aus dem Süden haben scharfe Augen und können den Schein eines Feuers meilenweit sehen. Ich möchte nicht mitten in der Nacht Gesellschaft haben.«
Durnik nickte und machte die Grube für ihr Feuer tiefer als sonst.
Mandorallen war Prinzessin Ce’Nedra gegenüber sehr aufmerksam, als sie sich für die Nacht bereitmachten, und Garion beobachtete dies verdrossen. Obwohl er sich jedesmal heftig gewehrt hatte, wenn Tante Pol darauf bestand, ihn zum persönlichen Diener Ce’Nedras zu machen, hatte Garion jetzt, wo das kleine Mädchen den Ritter
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