Spiel der Magier
hatte, der für sie Besorgungen machte, das Gefühl, als hätte ihm jemand seine rechtmäßige Position streitig gemacht.
»Wir müssen unsere Reisegeschwindigkeit erhöhen«, sagte Wolf, als sie ihr Mahl aus Speck, Brot und Käse beendet hatten. »Wir müssen die Berge hinter uns gebracht haben, ehe die ersten Stürme kommen, und wir müssen versuchen, Brill und seinen Murgos voraus zu bleiben.« Er scharrte eine Fläche auf dem Waldboden frei, nahm einen Ast und zeichnete eine grobe Karte. »Wir sind hier.« Er bezeichnete die Stelle mit dem Stock. »Maragor liegt direkt vor uns. Wir schlagen einen Bogen nach Westen, gehen über Tol Rane und halten uns dann nach Nordosten, bis wir zum Tal kommen.«
»Wäre es nicht kürzer, Maragor zu durchqueren?« schlug Mandorallen vor und deutete auf die Karte.
»Vielleicht«, antwortete der alte Mann, »aber das werden wir nicht tun, solange wir nicht unbedingt müssen. In Maragor spukt es, und es ist am besten, es wenn möglich zu umgehen.«
»Wir sind keine Kinder, die sich vor körperlosen Schatten fürchten«, erklärte Mandorallen etwas steif.
»Niemand zweifelt an deinem Mut, Mandorallen«, sagte Tante Pol, »aber der Geist Maras wehklagt in Maragor. Es ist besser, ihn nicht zu beleidigen.«
»Wie weit ist es bis Aldurs Tal?« fragte Durnik.
»Etwa siebenhundertfünfzig Meilen«, antwortete Wolf.
»Wir werden einen Monat oder länger in den Bergen sein, selbst unter günstigsten Bedingungen. Jetzt sollten wir besser schlafen. Morgen erwartet uns vermutlich ein harter Tag.«
4
A m nächsten Morgen standen sie bereits auf, als das erste blasse Licht des Tages sich am östlichen Horizont zeigte. Der Boden war mit silbrigem Frost bedeckt, und eine dünne Eisschicht lag über der Quelle der Lichtung. Ce’Nedra, die zur Quelle gegangen war, um sich zu waschen, hob eine hauchdünne Eisschicht von dem Wasser ab und starrte sie an. »Hier oben in den Bergen ist es nun einmal viel kälter«, erklärte Garion, während er sein Schwert umgürtete.
»Das ist mir klar«, erwiderte sie spitz.
»Vergiß es«, murmelte er und stapfte davon.
In leichtem Trab ritten sie aus den Bergen hinaus in das helle Sonnenlicht. Als sie um eine vorspringende Felsnase bogen, sahen sie in den weiten Talkessel hinunter, der einst Maragor gewesen war, das Gebiet der Marager. Die Wiesen waren von einem staubigen, herbstlichen Grün, und die Flüsse und Seen glitzerten in der Sonne. Eine aus der Entfernung winzig wirkende Ruine erhob sich weit draußen auf der Ebene.
Garion merkte, daß Ce’Nedra sich abwandte, sich weigerte, auch nur hinzusehen.
Etwas weiter unterhalb am Hang war eine Ansammlung einfacher Hütten und Zelte zu sehen, die in einer steilen Schlucht lagen, durch die ein tosender Bach hinunterstürzte. Schmutzige Straßen und Pfade wanden sich an den Abhängen der Schlucht entlang, und etwa ein Dutzend zerlumpter Männer hockte verdrossen mit Hacke und Pike am Ufer des Baches und verwandelte das Wasser unterhalb der schäbigen Ansiedlung in ein schmutziges Gelbbraun.
»Eine Stadt?« fragte Durnik. »Hier draußen?«
»Eigentlich keine Stadt«, antwortete Wolf. »Die Männer in solchen Siedlungen sieben Geröll und Sand und graben am Flußufer nach Gold.«
»Gibt es denn hier Gold?« fragte Silk rasch, seine Augen blitzten. »Ein wenig«, sagte Wolf. »Wahrscheinlich nicht genug, daß es sich lohnt, Zeit in die Suche zu investieren.«
»Warum tun sie es dann?«
Wolf zuckte die Achseln. »Wer weiß?«
Mandorallen und Barak übernahmen die Führung, und sie ritten den felsigen Pfad hinunter zu der Siedlung. Als sie sich näherten, kamen zwei Männer aus einer der Hütten, rostige Schwerter in der Hand. Der eine, ein dünner, unrasierter Mann mit hoher Stirn, trug eine schmierige tolnedrische Jacke. Der andere, wesentlich größer und kräftiger, war in die zerlumpte Tunika eines arendischen Leibeigenen gekleidet.
»Das ist weit genug«, rief der Tolnedrer. »Wir lassen keine bewaffneten Männer näherkommen, ehe wir nicht wissen, was sie wollen.«
»Du versperrst den Weg, Freundchen«, sagte Barak. »Du könntest feststellen, daß dir das nicht gut bekommt.«
»Ein Ruf von mir bringt fünfzig Bewaffnete herbei«, warnte der Tolnedrer.
»Sei kein Narr, Reldo«, sagte der große Arendier zu ihm. »Der mit dem ganzen Stahl an sich ist ein mimbratischer Ritter. Es gibt auf dem ganzen Berg nicht genug Männer, um ihn aufzuhalten, wenn er sich entschließt, einfach
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