Spiel der Magier
ihrer Schlechtigkeit bewahren kann. Eine Zeitlang habe ich überlegt, ob ich meinen Gefolgsleuten die Ehe verbieten sollte, aber einige der älteren sagten, damit könnte ich die jüngeren abschrecken. Trotzdem glaube ich, daß das keine schlechte Idee wäre.«
»Würde das deine Anhänger nicht aussterben lassen?« fragte Garion. »Ich meine, wenn du es nur lange genug aufrecht erhältst? Keine Ehe, keine Kinder. Du verstehst, was ich meine?«
»Das habe ich noch nicht richtig zu Ende gedacht«, gestand Relg.
»Und was ist mit dem Kind – dem neuen Gorim? Wenn zwei Menschen heiraten sollen, damit sie ein Kind haben können dieses besondere Kind –, und du überredest sie, es nicht zu tun, würdest du dann nicht etwas verhindern, was ULs Wille ist?«
Relg sog scharf die Luft ein, als hätte er das noch gar nicht bedacht. Dann stöhnte er. »Siehst du? Selbst wenn ich mich noch so sehr bemühe, scheine ich immer über eine Sünde zu stolpern. Ich bin verflucht, Belgarion, verflucht. Warum hat UL mich erwählt, das Kind zu bringen, wenn ich so schlecht bin?«
Garion wechselte rasch das Thema, um ihn von diesen Gedanken abzulenken.
Seit neun Tagen ritten sie über das endlose Grasmeer auf die Berge im Osten zu, und seit neun Tagen überließen die anderen, mit einer Gleichgültigkeit, die Garion tief kränkte, ihn der Gesellschaft des eifernden Fanatikers. Er wurde mürrisch und warf ihnen gelegentlich vorwurfsvolle Blicke zu, doch sie ignorierten ihn.
Am Ostrand der Ebene erklommen sie einen langgestreckten Hügel und sahen zum erstenmal die gigantische Ostwand des Gebirges, die sich vor ihnen auftürmte, eine senkrechte Basaltklippe, die fast eine Meile aufragte und sich links und rechts in der Ferne verlor.
»Unmöglich«, sagte Barak. »Da können wir nie hochklettern.«
»Müssen wir auch nicht«, beruhigte ihn Silk zuversichtlich. »Ich weiß einen Weg.«
»Einen geheimen Weg, nehme ich an?«
»Geheim ist er eigentlich nicht«, antwortete Silk. »Ich glaube zwar nicht, daß viele Leute ihn kennen, aber er ist gut zu finden – wenn man weiß, wo man suchen muß. Ich mußte Mishrak ac Thull einmal in Eile verlassen und bin zufällig darüber gestolpert.«
»Man gewinnt allmählich den Eindruck, daß du fast jedes Land einmal in Eile verlassen mußtest.«
Silk zuckte die Achseln. »Zu wissen, wann man laufen muß, ist eines der wichtigen Dinge, die Leute meines Berufes wissen müssen.«
»Wird der Fluß dort sich nicht als Hindernis erweisen?« fragte Mandorallen, der zu dem glitzernden Aldur hinübersah, der zwischen ihnen und der drohenden, schwarzen Felswand lag. Er fuhr sich mit den Fingerspitzen leicht über die Seite, um zu prüfen, wie empfindlich seine Rippen noch waren.
»Mandorallen, laß das!« befahl Tante Pol. »Sie werden nie heilen, wenn du ständig daran herumdrückst.«
»Mir scheint, meine Dame, daß sie schon fast wieder heil sind«, antwortete der Ritter. »Nur eine bereitet mir noch etwas Unbehagen.«
»Trotzdem, laß die Finger davon.«
»Ein paar Meilen flußaufwärts ist eine Furt«, sagte Belgarath, um Mandorallens Frage zu beantworten. »Zu dieser Jahreszeit führt der Fluß nur wenig Wasser, so daß wir keine Schwierigkeiten haben werden, ihn zu durchqueren.« Er ritt wieder voran, den sanften Abhang zum Aldur hinab. Am späten Nachmittag ritten sie durch die Furt und schlugen am anderen Ufer die Zelte auf. Am nächsten Morgen machten sie sich auf den Weg zum Fuß der Felswand.
»Der Pfad beginnt ein paar Meilen weiter südlich«, sagte Silk und ritt den anderen an der düsteren Klippe entlang voraus.
»Müssen wir an der Wand hoch?« fragte Garion unruhig, den Kopf in den Nacken gelegt.
Silk schüttelte den Kopf. »Der Pfad verläuft in einem Flußbett, das sich tief ins Gestein eingegraben hat. Es ist etwas steil und eng, aber wird uns sicher nach oben bringen.«
Garion fand das nur wenig ermutigend.
Der Pfad erwies sich als kaum mehr als ein Spalt in der Felsklippe, durch den ein kleines Wasserrinnsal plätscherte, das in dem Geröllfeld am Fuß der Wand versickerte. »Bist du sicher, daß es bis ganz nach oben führt?« fragte Barak, der den engen Kamin argwöhnisch beäugte.
»Vertrau mir«, beruhigte ihn Silk.
»Nicht, wenn ich es vermeiden kann.«
Der Weg war mühsam, steil, und mit Geröll übersät. An manchen Stellen war er so schmal, daß die Packpferde entladen werden mußten, damit sie durch einen Spalt paßten. Über große Basaltblöcke, die sich
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