Spiel der Magier
unterbrach Relg Garions Beschreibung von Flügeln. »Er hat dich Belgarion genannt. Ist das dein Name?«
»Nun«, antwortete Garion unbehaglich. »Nicht ganz. Eigentlich heiße ich Garion, aber der andere Name gehört auch zu mir später einmal, glaube ich, wenn ich älter bin.«
»UL weiß alles«, erklärte Relg. »Wenn er dich Belgarion genannt hat, ist das dein wahrer Name. Ich werde dich Belgarion nennen.«
»Mir wäre lieber, du tätest das nicht.«
»Mein Gott hat mich getadelt«, stöhnte Relg, und heftiger Selbsthaß lag in seiner Stimme. »Ich habe vor ihm versagt.«
Garion konnte dem nicht ganz folgen. Irgendwie war Relg, selbst in seiner Panik noch, von einer theologischen Krise erschüttert. Er saß im Gras, das Gesicht vom Feuer abgewandt, und ließ in völliger Niedergeschlagenheit die Schultern hängen.
»Ich bin unwürdig«, sagte er schluchzend. »Als UL in der Stille meines Herzens zu mir sprach, fühlte ich, daß ich über alle Menschen der Welt geehrt worden war, aber jetzt bin ich weniger als Schmutz.« In seinem Kummer begann er, mit den Fäusten gegen den Kopf zu schlagen.
»Laß das«, sagte Garion energisch. »Du tust dir noch weh. Was soll das?«
»UL sagte mir, daß ich es sei, der Ulgo das Kind enthüllt. Ich habe seine Worte so verstanden, als hätte ich vor seinen Augen besondere Gnade gefunden.«
»Um welches Kind handelt es sich denn?«
»Um das Kind. Den neuen Gorim. Es ist ULs Art, sein Volk zu leiten und zu schützen. Wenn das Werk eines alten Gorims getan ist, zeichnet UL die Augen des Kindes, das ihm nachfolgen wird. Als UL mir sagte, daß ich ausersehen sei, Ulgo das Kind zu bringen, habe ich seine Worte auch anderen verkündet, und sie haben mich verehrt und mich gebeten, in ULs Worten zu ihnen zu sprechen. Ich sah überall um mich nur Sünde und Verderbtheit und verkündete es auch. Die Menschen hörten mir zu – aber es waren meine Worte, nicht die ULs. In meinem Stolz habe ich geglaubt, für UL zu sprechen. Ich habe meine eigenen Sünden verkannt, um die Sünden anderer anzuprangern.« Relgs Stimme war heiser vor fanatischer Selbstbezichtigung. »Ich bin Schmutz«, erklärte er. »Unrat. UL hätte seine Hand gegen mich erheben und mich vernichten sollen.«
»Das ist verboten«, sagte Garion, ohne nachzudenken.
»Wer hat die Macht, UL irgend etwas zu verbieten?«
»Ich weiß nicht. Ich weiß nur, daß es verboten ist, etwas ungeschehen zu machen – selbst den Göttern. Es ist eins der ersten Dinge, die wir lernen.«
Relg sah ruckartig hoch, und Garion wußte, daß er einen schrecklichen Fehler gemacht hatte.
»Du kennst die Geheimnisse der Götter?« fragte der Fanatiker ungläubig.
»Daß sie Götter sind, hat damit nichts zu tun«, antwortete Garion. »Das Verbot gilt für jeden.«
Relgs Augen erglühten in plötzlicher Hoffnung. Er warf sich auf die Knie und beugte sich, bis sein Gesicht den Boden berührte. »Vergib mir meine Sünden«, flehte er.
»Was?«
»Ich habe mich selbst erhöht, als ich unwürdig war.«
»Du hast einen Fehler gemacht, das ist alles. Tut’s einfach nicht wieder. Bitte steh auf, Relg.«
»Ich bin böse und unrein.«
»Du?«
»Ich hatte unschickliche Gedanken über Frauen.«
Garion errötete vor Verlegenheit. »Wir alle haben hin und wieder solche Gedanken«, sagte er mit einem nervösen Räuspern.
»Meine Gedanken sind sündig… sündig«, stöhnte Relg schuldbeladen. »Sie brennen in mir.«
»Ich bin sicher, UL versteht das. Bitte steh auf, Relg. Du darfst das nicht tun.«
»Ich habe mit meiner Zunge gebetet, wenn mein Herz und meine Seele nicht beim Gebet waren.«
»Relg…«
»Ich habe verborgene Höhlen gesucht, nur um der Freude des Findens willen, nicht um sie UL zu weihen. Ich habe die Gabe entweiht, die mir mein Gott verliehen hat.«
»Bitte, Relg…«
Relg schlug den Kopf auf die Erde. »Ich habe einmal eine Höhle gefunden, in der noch das Echo von ULs Stimme hallte. Ich habe sie den anderen nicht gezeigt, sondern den Klag von ULs Stimme für mich allein behalten.«
Garion wurde unruhig. Der fanatische Relg steigerte sich in eine Raserei hinein.
»Bestrafe mich, Belgarion«, flehte Relg. »Erlege mir eine harte Strafe auf für meine Schlechtigkeit.«
Garions Kopf war ganz klar, als er antwortete. Er wußte genau, was er sagen mußte. »Das kann ich nicht tun, Relg. Ich kann dich nicht bestrafen so wenig, wie ich dir vergeben kann. Wenn du etwas getan hast, das du nicht hättest tun sollen, dann geht
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