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Spiel des Lebens 1

Spiel des Lebens 1

Titel: Spiel des Lebens 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Etzold Veit
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beenden und dann noch ein dreckiges Lachen hinterherschicken. So als ob Emily gerade vierzehn Jahre alt geworden wäre.
    Sie trat auf die Straße, und ihr Blick suchte nach Matt und Jim. Wo waren denn die beiden Bodyguards? Sonst klebten die doch an ihr wie Zwei-Komponenten-Kleber.
    »Emily Waters?«
    Die Stimme des Mannes war plötzlich neben ihr, und sie zuckte zusammen. Der Mann erinnerte sie ein wenig an Matt und Jim, jedenfalls hatte er eine ähnliche Statur, wenn auch die Haare etwas fettig waren und die Rasur nicht unbedingt frisch.
    »Wollte Sie nicht erschrecken, M’am«, entschuldigte er sich und schob die Sonnenbrille nach oben. »Ich bin Dave.« Er reckte sein Kinn und zeigte auf einen zweiten, hageren Kerl mit einer schwarzen Jacke und auch einem von diesen Ohrhörern. Er trug ebenfalls eine Sonnenbrille, die ein wenig zu groß erschien und deren Rahmen über sein schmales Gesicht hinausragte und ihm das Aussehen einer Libelle verlieh. »Das ist Stuart. Wir sind für Ihre Sicherheit zuständig. Die Kollegen von Scotland Yard wissen Bescheid.«
    Emilys Blick flog von einem zum anderen.
    »Und Matt und Jim?«
    »Die können Sie ja nicht wochenlang Tag und Nacht bewachen«, sagte Dave und fuhr sich durch seine fettigen Haare. »Wir sind von der gleichen Firma. Darum teilen wir uns das auf. Morgen sind Matt und Jim wieder für sie da.«
    Emily nickte. »Okay.«
    »Wollen Sie zum Wohnheim?«, fragte Dave.
    Emily schüttelte ihr Handgelenk, um auf ihre Uhr zu sehen. Eigentlich wollte sie mit Julia noch in ein Café abseits des Campus gehen, und sie hatten sich für achtzehn Uhr vor dem Eingang verabredet. Julia hatte manchmal eine etwas eigenartige Art, mit Emilys Problemen umzugehen, aber sie war nun mal wirklich ihre beste Freundin und hatte es eigentlich nicht verdient, bei all dem außen vor gelassen zu werden. Sie schaute auf die Uhr. Es war Viertel nach sechs und Emily hatte schon gedacht, sie wäre spät dran, aber Julia war noch nicht da. Oder vielleicht schon wieder weg?
    »Ich bin noch verabredet mit einer Freundin«, erklärte sie. »Vielleicht begleiten Sie uns einfach unauffällig?« Der Gedanke, dass sie mit Julia ins Café ging und diese beiden etwas ungepflegten Kleiderschränke ihnen hinterherlatschten, gefiel ihr zwar überhaupt nicht, aber so war das wohl nun einmal mit Personenschützern.
    Dave nickte und stieß kurz auf, wobei er die Backen aufblies. »Machen wir.« Auch Stuart nickte kurz.
    Emily zog die Augenbrauen zusammen, blickte erneut auf ihre Uhr und schaute dann gedankenverloren die Straße hinunter, wo Autos, schwarze Taxis und die berühmten roten Busse fuhren, als ihr Handy klingelte. Sie sah aufs Display.
    Julia.
    Na endlich , dachte sie. Hat sich wohl verspätet.
    »Julia, wo bleibst du?«
    »Emily!!!« Julias Stimme schoss flüsternd, aber dennoch so schrill und panikerfüllt aus dem Hörer, dass Emily unwillkürlich zusammenzuckte. Dave hob erstaunt eine Augenbraue.
    Was ist los , wollte Emily fragen, doch da sprach Julia schon mit gedämpfter und sich dennoch überschlagender Stimme weiter, wie ein ratterndes Maschinengewehr: »Ich bin entführt worden«, zischte sie. »Jemand hat mich entführt, er – «
    »Julia, was hast du gesagt?«
    »Er ist hier.« Julia atmete schwer.
    Emily erstarrte. »Wer?«
    »Der Typ mit dem Spiel«, antwortete Julia leise.
    Emily kam es so vor, als wäre da noch jemand bei Julia. Vielleicht war er es. Der Irre. Julia atmete tief ein und aus, dann sprach sie weiter: »Jedenfalls hat er gesagt, ich soll dich anrufen. Dann werde ich gerettet.«
    Emily merkte, wie ihr schwarz vor Augen wurde. Der Irre! Er hatte Julia! Ihre beste Freundin! Bilder erschienen vor ihrem Kopf von Julia, irgendwo gefesselt in einem dunklen Keller. Und dann ging die Tür auf, und der Irre kam herein. Er würde vielleicht irgendwelche Dinge mit Julia machen, die …
    »Wo bist du?«, rief Emily ins Telefon.
    »Ich … ich … ich bin in einem Keller, im Heizungskeller des College.« Sie hustete und schwieg einen Moment, und Emily hörte gedämpfte Worte, als würde jemand im Hintergrund sprechen und Julia Anweisungen geben. »Du musst tun, was ich dir sage. Dann werde ich befreit.« Wieder eine Pause, so als würde sich Julia die Bestätigung abholen, dass sie alles richtig gesagt hatte. Von ihm wahrscheinlich.
    »Heizungskeller des College?«, fragte Emily.
    »Ja!« In Julias Stimme bebte Panik. »Die Treppe runter und dann durch die Gänge durch.«
    Wieder Schweigen

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