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Spiel des Schicksals

Spiel des Schicksals

Titel: Spiel des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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zugab, mußte ich mir selbst eingestehen, daß dieser Fremde ungemein interessant war. »Sie drücken sich mit kluger Vorsicht aus, Miss Harris. Ich beziehe mich auf den Elfenbein-Schakal, den Ihre Schwester Ihnen in einem Päckchen schickte und den Sie, wie ich glaube, mit nach Rom gebracht haben.«
    Ich biß mir auf die Unterlippe. »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    »Natürlich nicht.« Er stand nun auf und fuhr in einem schnoddrigen Ton fort: »Nicht ich habe Sie in der Domus Aurea niedergeschlagen, und ebensowenig war ich derjenige, der Ihr Zimmer durchsucht hat. Doch ich erwarte nicht, daß Sie mir dies glauben oder mir vertrauen. Wenn Sie es täten, würde ich Sie für eine Närrin halten, was Sie nicht sind.«
    »Wo ist meine Schwester, Mr. Raschid?«
    »Ich wünschte wahrhaftig, ich wüßte es. Ruhen Sie sich nun aus, Miss Harris. Vielleicht können wir uns später unterhalten.«
    »Ich wüßte nicht, worüber wir uns unterhalten sollten. Außerdem habe ich hier in Rom einen Freund, und seine Hilfe wird mir vollauf genügen.«
    »Natürlich. Ich hoffe, es geht Ihnen bald besser. Inscha’allah. Auf Wiedersehen.«
    Ich wartete, bis seine Schritte auf dem Steinfußboden im Hotelflur verhallt waren, dann schlich ich vorsichtig zur Tür und verriegelte sie. Die Aufregungen dieses Tages hatten mir schwer zugesetzt. Mit letzter Kraft schleppte ich mich zur Couch zurück und brach darauf zusammen. Meine Gedanken waren wirr, meine ganze Gemütsverfassung ziemlich erschüttert. Die Ruhe und Sicherheit, die mir mein Zuhause und meine wenigen Freunde gaben, schienen so weit entfernt zu sein wie der Mond. Und fast ebenso unerreichbar. Adele hatte sich in irgendeine gefährliche Angelegenheit hineinmanövriert und in ihrer wirklichkeitsfremden Art auch mich mit hineingezogen. Auf einmal hatte ich da einen Gegenstand in meinem Besitz, dessen Wert ich nicht ermessen konnte, einen Gegenstand, den mindestens eine, wenn nicht gar mehrere Personen in ihren Besitz bringen wollten und dessentwegen ich nun um mein Leben bangen mußte. Dies waren meine letzten Gedanken, ehe mich auf der Couch der Schlaf übermannte. Mehrere Stunden hatte ich tief und fest geschlafen, bis ich von einem Klopfen an der Tür geweckt wurde. Die Nachmittagssonne warf lange Schatten über den Fußboden, und etwas verwirrt schleppte ich mich zur Tür und preßte meine Wange dagegen. »Wer ist da?« fragte ich.
    Die Stimme der Hotelangestellten antwortete: »Scusi, signorina. Una lettera.«
    » Wie bitte?«
    »Non capisco, signorina.«
    »Na, macht nichts.« Ich fummelte an dem Schloß herum und öffnete die Tür einen Spalt weit. Nun reichte sie mir einen Briefumschlag und fragte: »Como sta?«
    » Mir geht’s blendend, danke.«
    Ich verriegelte die Tür und lehnte mich seufzend dagegen, während ich benommen auf den Brief starrte. Ich war noch nicht ganz wach und spürte die Kopfschmerzen abermals heraufziehen. So war ich keineswegs in der Verfassung, die unerwartete Post eingehend unter die Lupe zu nehmen. Ein paar bunte Briefmarken klebten schief auf einem leichten Luftpost-Umschlag, und mein Name und die Adresse des Hotels waren in einer vertrauten Handschrift daraufgeschrieben. Noch immer nur halbwach, riß ich den Umschlag auf und entfaltete das einzige dünne Blatt Papier, das mit einem Briefkopf sowohl in arabischer als auch in englischer Sprache versehen war: »Shepheard’s Hotel«.
    Darunter hatte dieselbe Hand eine eilige Notiz an mich gekritzelt. Sie lautete schlicht:
     
    Lyddie, Du mußt mir sofort nach Kairo nachkommen. Ich werde in diesem Hotel sein. Werde alles erklären, sobald Du hier eintriffst. Beeil dich!
    Adele

7
     
     
     
    Mit den größten Befürchtungen und das Schlimmste ahnend, saß ich nur Stunden, nachdem ich Adeles Brief erhalten hatte, an Bord eines Flugzeuges der Alitalia. Zumindest – damit konnte ich mich trösten – wußte ich jetzt, wo meine Schwester sich aufhielt, und würde bald Antworten von ihr bekommen. Aus diesem Grund hatte ich Dr. Kellerman von Rom aus nicht angerufen. Ich wollte dieses Gespräch so lange aufschieben, bis ich Adele getroffen hatte, so daß ich ihm zumindest ein Rückreisedatum nennen konnte. Und doch saß in meinem armen, geschwollenen Hinterkopf eine nagende, kleine Angst, daß Adele mir abermals entwischen könnte, und die Aussicht, mich allein in Ägypten wiederzufinden, erschien mir weit gefährlicher als mein kurzer Aufenthalt in Rom. Während ich langsam den Rest meines

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