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Spiel des Schicksals

Spiel des Schicksals

Titel: Spiel des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Mischung aus Angst und Wut machte mich unvernünftig genug, daß es mich mit aller Macht danach verlangte, ins Hotel zurückzukehren, um mir in Ruhe über diese neueste Wendung der Ereignisse klarzuwerden.
    Immerhin war mein »Unfall« in Wirklichkeit gar kein Unfall. Jemand hatte mich aus einem bestimmten Grund bewußtlos geschlagen. Ich hatte die Absicht herauszufinden, wer es getan hatte und – noch wichtiger – warum.
    Als wir im Taxi über die antike Brücke ratterten, weg von der Tiberinsel, auf der sich das Krankenhaus befand, äußerte ich genau diese Gedanken John gegenüber. Er verhielt sich erwartungsgemäß zurückhaltend.
    »Ich will Ihnen einen gewissen Sinn für Romantik ja nicht zum Vorwurf machen, Lydia, aber die Theorie, die Sie mir da vortragen, kann ich nun ganz und gar nicht gelten lassen. Ich meine, die Domus Aurea ist in der Tat ein etwas unheimlicher Ort und beflügelt jegliche Art von Phantasien. Wenn man durch die dunklen Räume geht und dabei einer Spukgeschichte über Neros rastloses Treiben lauscht, könnte es…«
    »John«, unterbrach ich ihn. »Sie müssen mir einfach glauben. Eben hatte ich mich noch im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte bei der Besichtigungsgruppe befunden, und im nächsten Augenblick lag ich am Boden mit einer Beule am Kopf, dort, wo jemand mir einen Schlag verpaßt hatte.«
    Er sah mir eindringlich in die Augen. »Also gut, wenn Sie darauf beharren, wer war es aber dann und warum? Warum, Lydia?«
    »Ich weiß es nicht.« Ich dachte an Achmed Raschid und beschloß, John nichts von ihm zu erzählen. Jedenfalls jetzt noch nicht. »Irgendwie hat es meine Schwester fertiggebracht, mich in irgendeine Affäre zu verwickeln, die mir überhaupt nicht gefällt. Ich werde nicht davonlaufen, und ich werde es nicht auf sich beruhen lassen. Vielleicht rede ich sonst viel dummes Zeug, aber das im Domus Aurea war bestimmt kein Unfall.«
    Ich preßte meine Wange gegen die Fensterscheibe des Taxis und schaute hinaus, wie das ocker- und roséfarbene Rom an mir vorbeizog. Durch das Klingeln in meinen Ohren hindurch hörte ich die freundliche Stimme von Dr. Kellerman, die sagte: »Und wer sonst reicht mir das Nahtmaterial in so hübschen, wirren Knäueln wie Sie?« Gerade jetzt hatte ich seinen Rat und seine Gesellschaft dringend nötig gehabt. Allein seine Anwesenheit hätte mir alles in Ordnung erscheinen lassen. Aber Dr. Kellerman befand sich zehntausend Kilometer entfernt in einer anderen Welt. Er war im Santa-Monica und arbeitete ruhig in einem kühlen Operationssaal, während ich mit einem hämmernden Kopf durch Rom ratterte. »Lydia?«
    Ich schaute zu John auf. Er hatte die ganze Zeit geredet, doch ich hatte kein Wort verstanden. »Tut mir leid.«
    »Versprechen Sie mir, daß Sie heute nachmittag in Ihrem Hotelzimmer bleiben. Legen Sie sich hin und schonen Sie sich. Mit Kopfverletzungen ist nicht zu spaßen.«
    »Ich weiß. Ich bin ja schließlich Krankenschwester, erinnern Sie sich? Wenn sich bei mir irgendwelche Symptome zeigen, gehe ich zurück ins Krankenhaus. Aber bis dahin habe ich Dringlicheres zu tun.«
    »Seien Sie doch bloß nicht so unvernünftig, Lydia!« Da mußte ich lachen. »Sie kennen mich nicht sehr gut, John Treadwell. Ich habe in meinem ganzen Leben noch keine unvernünftige Handlung begangen.«
    »Das kann ich nicht beurteilen. Nach dem zu schließen, was Sie mir erzählen, haben Sie jedenfalls in den letzten paar Tagen nicht ein einziges Mal vernünftig gehandelt.« Ich starrte ihn verblüfft an. Er hatte recht.
     
     
    Im Hotel Palazzo Residenziale angelangt, lief ich als erstes an die Rezeption und erkundigte mich wie üblich nach einem Lebenszeichen von Adele, erhielt aber wieder eine abschlägige Antwort. Dann verabschiedete ich mich in der Empfangshalle von John. »Ich lasse Sie gar nicht gerne allein, Lydia.«
    »Ist schon in Ordnung.« Mein Kopf pochte so heftig, daß ich sicher war, jeder müßte es hören. »Ich kann schon auf mich selbst aufpassen. Zuerst werde ich einem Freund daheim einen Brief schreiben…« Meine Stimme wurde schwächer, als ich Dr. Kellerman wieder vor mir sah. »Vielleicht rufe ich ihn auch einfach nur an. Dann lege ich mich für eine Weile aufs Ohr.«
    »Ich komme gegen acht Uhr zum Abendessen zurück. Abgemacht?«
    »Bitte, kommen Sie zurück, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich Lust habe zu essen.«
    Als ich mich zum Gehen wandte, legte er mir eine Hand auf den Arm und meinte leise: »Sie glauben zu wissen, was es

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