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Spiel des Schicksals

Spiel des Schicksals

Titel: Spiel des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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und ausstiegen, ich war arg mitgenommen, hörte ich eine hohe Stimme meinen Namen rufen: »Miis Harris!« Asmahan kam auf den Gehsteig hinausgerannt und umarmte mich. Sie sprach keuchend und abgehackt und in einer ungewöhnlich hohen Tonlage. Als sie zurücktrat, sah ich, daß ihre Augen rot umrandet waren. Bevor ich ein Wort sagen konnte, faßte mich Achmed Raschid am Arm und schickte sich an, mich in das Gebäude zu führen. Er blieb gerade lange genug stehen, um die Straße hinauf und hinunter zu blicken und sich zu vergewissern, daß niemand in den spätnachmittäglichen Schatten lauerte. Dann gingen wir nach oben. Erst als wir uns allesamt in der Wohnung befanden, die Tür verriegelt und die Fensterläden geschlossen waren, wandte er sich endlich mir zu. In seinen Augen spiegelte sich die Wut, die er in seiner Stimme zu beherrschen suchte. »Was glaubten Sie eigentlich zu tun, Miss Harris?«
    Ich öffnete meinen Mund, um zu sprechen, aber alles, was herauskam, war ein kaum hörbares Flüstern. »Es tut mir leid.«
    »Konnten Sie sich nicht vorstellen, in welche Gefahr Sie sich begeben würden?«
    »Ich dachte nicht…«
    »Miss Harris« – seine Stimme wurde lauter –, »Sie hatten kein Recht, sich einem solchen Risiko auszusetzen. Oder Asmahan. Oder mir diese Sorge zu bereiten. Ich habe eine Menge Schwierigkeiten in Kauf genommen, um Sie zu beschützen. Und dann tun Sie so etwas. Als ich heimkam und Asmahan mir erzählte, sie habe Sie aus den Augen verloren, konnte ich es gar nicht fassen. War Ihr Telefonanruf so wichtig?«
    Ich antwortete nicht, sondern starrte ihn an wie ein getadeltes Kind.
    »Als Asmahan sagte, Sie seien im Muski-Viertel, allein im Muski, da bekam ich es mit der Angst! Was sage ich? Ich war geradezu verzweifelt! Ich wußte nicht, was ich tun sollte! Um Sie unter all diesen Menschen zu finden, bevor jemand anders Sie aufspürte…« Seine Stimme versagte ihm plötzlich, aber seine Augen drückten noch immer Ärger und Wut aus.
    Wir standen alle drei lange in dem dunkel werdenden Zimmer. Asmahan hielt sich hinter ihm, rang die Hände und schien die ganze Schuld auf sich nehmen zu wollen. Achmed stand direkt vor mir, weniger als einen Meter entfernt, kochend vor Wut und mit finsterster Miene. Es fiel ihm sichtlich schwer, sich zu beherrschen. Ich konnte sie nur entschuldigend ansehen und wußte nicht, was ich sagen sollte. Seine Stimme hatte sich wieder beruhigt, als er in wohlüberlegten Worten weitersprach: »Ich habe Asmahan nicht gesagt, warum Sie hier sind oder daß Sie sich in Gefahr befinden. Ich habe ihr nur gesagt, Sie seien eine Freundin, die sich in Kairo nicht auskennt und eine Unterkunft braucht. Ihr die Wahrheit zu sagen, hätte ihr nur unnötig Angst und Sorge bereitet. Selbst jetzt ist ihr der Ernst dessen, was heute geschehen ist, nicht voll bewußt. Wenn ich sie jetzt darauf ansprechen würde und ihr erklären würde, daß man Sie hätte ermorden können…«
    »Warten Sie. Warten Sie bitte. Seien Sie nicht streng mit ihr. Es war alles meine Schuld.«
    »Das weiß ich. Ich war nicht böse auf sie. Aber Sie sehen ja selbst, wie schuldbewußt sie ist. Meine Angst und meine Sorge um Sie, als Sie allein im Muski waren, überraschten sie. Sie hat mir immer wieder versichert, daß Sie allein heimfinden würden. Wie hätte ich ihr sagen können, daß Sie vielleicht niemals zurückkommen würden?«
    »Mr. Raschid…«
    »Was haben Sie sich eigentlich dabei gedacht, als Sie die Wohnung verließen? Und Asmahan dieser Gefahr aussetzten?«
    »Ich dachte, es sei in Ordnung. Sie sagten schließlich, ich sei sicher…«
    »Gestern abend sagte ich, wir würden noch nicht ausgehen. Hatten Sie John Treadwell ganz vergessen?«
    »Jetzt halten Sie aber mal die Luft an!« Plötzlich war ich ärgerlich. »Ich sagte bereits, daß es mir leid tut. Es gefällt mir nicht, daß Sie da vor mir stehen und sich aufführen wie der höchste Scharfrichter. Wie oft muß ich mich noch entschuldigen? Ich fühle mich elend, hundeelend wegen dem, was passiert ist! Ich weiß, daß Sie sich um Asmahan Sorgen machten, und Sie haben recht. Ich hätte sie nicht mitnehmen sollen. Ich riskierte meinen eigenen Kopf und hätte allein gehen sollen. Aber um Gottes willen, ich fühle mich deswegen schrecklich! Und ich fühle mich am ganzen Körper krank, verschrammt und verletzt!« Meine letzten Worte hingen schwer in der Luft, und ich bemerkte, daß meine Stimme hoch und schrill geworden war. Ich zitterte auch wieder.
    Im

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