Spiel, Kuss & Sieg
scheint, als könntest du ganz schön austeilen, Lady Calthorpe, aber nichts einstecken.“
Sie hob den Kopf. Es überraschte ihn, wie entschlossen ihre Augen aufblitzten. Dieses pink-goldfarbene Ding, das sie trug, war völlig durchnässt und klebte an ihrem Körper wie eine zweite Haut. Deutlich zeichneten sich darunter BH und Höschen ab. Alejandro erkannte die schlichte weiße Baumwollunterwäsche, die sie in seinem Beisein in die Tasche gepackt hatte, um unschuldig und rein zu wirken.
„Austeilen? Seit wann teile ich irgendetwas aus?“
Das kalte Wasser hatte sie so weit abgekühlt, dass sie nun heftig zitterte. Die geröteten Lippen, die ihm noch vor einer Minute so einladend erschienen waren, schimmerten nun leicht bläulich.
Ohne eine Antwort zu geben, schlenderte Alejandro zu einem Regal hinüber und nahm ein großes Handtuch heraus, das er ihr über die Schultern hinweg zuwarf.
„Zieh die nassen Sachen aus“, meinte er knapp.
„Oh, das werde ich …“, setzte sie wütend an, wurde aber vom Klappern ihrer Zähne unterbrochen. „Aber falls du glaubst, ich würde es hier tun, täuschst du dich gewaltig.“
Damit legte sie das Handtuch über ihre Schultern und marschierte in Richtung Umkleidekabine.
8. KAPITEL
Cool und professionell?
Was für ein Witz!
Tamsin stöhnte leise auf, während sie sich in dem Spiegel über den beiden Waschbecken betrachtete. Ein bleiches Gesicht starrte ihr entgegen. Die verschmierte Mascara und das feuchte Haar waren schon schlimm genug, doch noch quälender erschien ihr die Erinnerung an die von Verlangen getriebene Kreatur, die sich so schamlos an Alejandro gepresst hatte.
Oh, Gott, wie peinlich!
Aber da war auch Lust gewesen. Die verbotene himmlische Lust, Alejandro zu küssen, seinen Körper an ihren geschmiegt zu fühlen und sich einen Augenblick der Täuschung hinzugeben, dass alles so einfach und richtig war, wie es sich in diesem Moment anfühlte. Dass sie nur ein Mann und eine Frau waren, die eine unsichtbare Kraft zueinander geführt hatte – und dass er keine grausamen Psychospielchen mit ihr spielte.
Tamsin schloss die Augen und lehnte den Kopf kurz gegen das kühle Spiegelglas. Dann drehte sie den Wasserhahn auf und wusch die Mascaraspuren aus dem Gesicht.
Er hatte sie nur hergebracht, um ihr zu beweisen, dass sie ein ahnungsloses, verwöhntes Mädchen war, ohne einen Funken Talent. Und dann hatte er angefangen, sich Sorgen zu machen, dass er möglicherweise falsch lag. Und das war ja völlig ausgeschlossen, oder? Alejandro D’Arienzo würde eher sterben als sich einzugestehen, einen Fehler gemacht zu haben.
Und beinahe wäre sein perfider Plan aufgegangen.
Wer wusste, wie weit er gegangen wäre, wenn sie nicht in Ohnmacht gefallen wäre?
Wütend zog sie die nasse Tunika über den Kopf. Sie zögerte einen Moment, dann schlüpfte sie auch aus der feuchten Unterwäsche. Nachdem sie ihren Körper und die Haare trocken gerubbelt hatte, zog sie den eisvogelblauen Bademantel über.
Es passte ihr gar nicht, etwas anziehen zu müssen, was Giselle gehörte, aber ihr blieb kaum eine andere Wahl. Entweder den Bademantel oder nackt.
Die feine Seide fühlte sich himmlisch auf ihrer Haut an. Überrascht stellte sie bei einem Blick in den Spiegel fest, wie die Farbe ihre grünen Augen fast türkis wirken ließ. Nicht, dass es einem auffiel, wenn der Rest von ihr so schrecklich aussah. Die Haare begannen bereits zu trocken, aber ohne ihre Stylingprodukte wurden sie weich und flauschig wie die eines Babys.
Großartig, dachte sie, und zurrte den Gürtel des Morgenmantels ein bisschen enger um die Taille. Gleich musste sie, eine erfolgreiche Modedesignerin, die Präsentation ihres Lebens abliefern, und sie sah aus wie eine Landpomeranze nach einer durchzechten Nacht. Eines Tages würde sie zurückblicken und darüber lachen können.
Dummerweise nicht mehr in diesem Leben.
Alejandro hörte, wie die Tür zur Umkleidekabine geöffnet wurde, doch er zwang sich, gleichmäßig weiterzuschwimmen. Er erreichte den Beckenrand, vollführte unter Wasser eine Drehung, kam wieder an die Oberfläche und sah, wie Tamsin auf ihn zuging.
Der blau schimmernde Bademantel umschmeichelte ihre Figur perfekt, das hellblonde Haar fiel ihr weich ins Gesicht, ein frischer rosiger Schimmer lag auf ihren Wangen. Sie strahlte eine Natürlichkeit aus, die seiner Seele einen Stich versetzte.
Offensichtlich war auch er nicht immun gegen die Hitze des Dampfraums und litt unter einem
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