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Spiel mir das Lied vom Glück

Spiel mir das Lied vom Glück

Titel: Spiel mir das Lied vom Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Lamb
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Idee, die Versicherung des Fahrers so richtig auszunehmen. Daher besorgte sie sich einen Anwalt und zog den Mann nach allen Regeln der Kunst über den Tisch. Dennoch musste ich weiterhin die Straße runter zur Kirche und mir dort neue Klamotten holen. In der Schule bekam ich das Essen umsonst.
    Einmal hatte ich eine Lungenentzündung und wurde im kritischen Zustand in die Klinik eingeliefert. Meine Mutter hatte die Anzeichen ignoriert, nicht auf die Anrufe von der Schule gehört, die Bitten der Frauen in der Kirche missachtet, doch mit mir zum Arzt zu gehen. Als ich irgendwann sonntags morgens nicht in der Kirche erschien, kamen zwei Frauen aus der Gemeinde in unsere heruntergekommene, dreckige Wohnung und brachten mich ins Krankenhaus.
    Sieben Tage blieb ich dort. Anschließend holte meine Mutter mich ab.
    Immer wenn ich als Kind im Krankenhaus gewesen war, ging es mir schlecht. Nicht wegen der Ärzte und Krankenschwestern, die fast ausnahmslos nett zu mir waren. Nicht wegen der Behandlung, der Spritzen und Untersuchungen. Nicht mal wegen meiner Verletzungen.
    Nein, ich hatte Krankenhäuser hassen gelernt, weil mir dort immer vor Augen geführt worden war, dass ich meiner Mutter scheißegal war.
    Doch als uns an jenem Vormittag beim Frühstück der Anruf
der Polizei erreichte, konnte ich nicht schnell genug zum Hospital nach Monroe kommen, der Stadt, wo ich in der Bücherei arbeitete.
    Und da erfuhr ich dann eine Menge über Methamphetamin.
     
    Methamphetaminmissbrauch hat einen Menschen absolut im Griff. Der Abhängige verliert seine Freundlichkeit, Großzügigkeit und seine geistige Gesundheit und wird zu einem gefährlichen, jämmerlichen, verzweifelten Verbrecher ohne jede Moral. Der Missbrauch verändert das Gehirn so stark, dass keine große Chance besteht, wieder der nette Mensch von früher zu werden.
    Ein Freund von Shawn und Carrie Lynns Mutter, methamphetaminsüchtig, hatte die beiden Kinder in der vergangenen Nacht krankenhausreif geschlagen.
    Als Tante Lydia, Stash, Caroline, Lara und ich auf die schlafenden Kinder hinabschauten, schluchzend ihre zugequollenen Gesichter und die Infusionen und Schläuche in ihren Körpern betrachteten, machte ich mir Vorwürfe. Immer wieder kamen Ärzte und Schwestern vorbei und vergewisserten sich, dass die Operation gut verlaufen war.
    Ich hätte Shawn und Carrie Lynn vor ihrer Mutter und deren Freunden retten müssen. Ich hätte darauf bestehen müssen, dass die Polizei bei ihnen vorbeischaute. Ich hätte darauf bestehen sollen, dass das Jugendamt noch einmal hinfuhr. Als es sich weigerte, hätte ich Briefe schreiben sollen, hoch bis zum Gouverneur. Ich hätte die Mutter zwingen, notfalls erpressen sollen, dass sie mir die Kinder gibt.
    Ich fühlte mich verantwortlich für das, was geschehen war. Ich hatte die Kinder im Stich gelassen. Ich hatte versagt, vollkommen. Ich hatte das hier zugelassen. Und als ich mir die Augen über diese beiden Kinder ausweinte, wusste ich eines ganz genau: Keine Minute länger würde ich ertragen, dass Shawn
und Carrie Lynn ein Leben wie das meine führen mussten, egal was da komme, und wenn ich mit ihnen nach Australien fliehen müsste.
    Tante Lydia, Stash, Caroline und Lara dachten offenbar dasselbe.
    »Wir nehmen sie mit nach Hause«, sagte Tante Lydia, und ihre Stimme war brüchig wie tote Zweige. »Wir nehmen sie mit.«
     
    Eine Woche lang blieben Shawn und Carrie Lynn im Krankenhaus.
    Ich saß an ihren Betten, und Tante Lydia, Stash, Dave, Scrambler, Caroline, Katie, Lara und Laras Mann Jerry kamen zu Besuch. Auch Dean kam. Wir hielten uns in den Armen und weinten.
    Da die Meldung durch die lokale und überregionale Presse lief, wurden die Kinder mit Geschenken überhäuft. Sobald ich daran denke, muss ich vor Rührung heulen, weil sich das Gute gegen das Böse behauptete.
    Die Kinder bekamen neue Kleidung, neue Bücher, neues Spielzeug, neue Jacken. Die Reaktion der Eltern aus der Bücherei war überwältigend. Die Mütter sammelten Geld und schenkten den beiden neue Bettwäsche und Decken mit passenden Nachttischlampen und Teddybären.
    »Damit die Kinder etwas Schönes haben, für einen Neuanfang«, sagte eine der Mütter, und die Tränen liefen ihr nur so übers Gesicht. In der Zeitung hatte gestanden, die Kinder hätten das ganze Wochenende in ihrem eigenen Blut im Bett gelegen. Die Mutter hätte gar nicht gemerkt, wie stark verletzt sie waren, da sie vollgepumpt mit Crystal war.
    Es wurde ein Fonds für ihre

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