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Spiel mir das Lied vom Glück

Spiel mir das Lied vom Glück

Titel: Spiel mir das Lied vom Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Lamb
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in seiner Jugend mit ihnen gejagt und geangelt hatte, durfte das Krankenhaus nicht erlauben, dass wir Shawn und Carrie Lynn einfach mit nach Hause nahmen.
    Es hätte überhaupt kein Problem sein dürfen, da der leibliche Vater der Kinder im Zuchthaus von Texas saß, weil er einen Polizisten angegriffen hatte, der die Unverschämtheit besessen hatte, seinen Crackkocherclub hochzunehmen, und die Mutter nun ebenfalls im Knast hockte, zusammen mit ihrem gewalttätigen, irren Freund, und da wir keine weiteren Verwandten kannten. Man hätte uns gestatten sollen, das Krankenhaus zusammen mit den Kindern zu verlassen, dann wäre es gut gewesen.
    Aber der Staat will auch etwas zu sagen haben. Deshalb tauchte jemand von der Kinderfürsorge auf und teilte uns mit, die Kinder kämen nach ihrer Entlassung zu einer Pflegefamilie.
    Als Tante Lydia das hörte, gab sie einen Kommentar von sich, dass Shawn und Carrie Lynn nur über ihre tote, verrottete,
madenzerfressene Leiche in eine Pflegefamilie kämen. Dann begann sie, ihre Waffensammlung und ihre Talente als Mutter zu preisen. Die Frau von der Kinderfürsorge regte sich auf und ging.
    Am nächsten Tag kehrte die genervte Frau mit zwei anderen Kinderfürsorgern zurück, und wir trafen uns in einem Besprechungsraum des Krankenhauses: Tante Lydia, Stash, Caroline, Lara, ihr Mann und ich sowie die Schwestern und Ärzte, die Tante Lydia und Stash kannten. Dazu, in all seiner einschüchternden, kühlen Pracht, Dean Garrett.
    Auch wenn mir beim Kampf um das Sorgerecht schon bei dem bloßen Gedanken übel wurde, Shawn und Carrie Lynn an eine Pflegefamilie zu verlieren, sah ich mich gründlich um. Stash trug tatsächlich einen Anzug und sah ganz aus wie der wohlhabende Gentleman und Vater, der er in Wirklichkeit ist. Tante Lydia trug ein violettes Kleid und rote hochhackige Schuhe. Das graue Haar hatte sie locker zu einem Knoten zusammengesteckt. Sie sah herrlich aus. Zornig, gereizt, aber hübsch.
    Lara und ihr Mann wirkten anständig und engagiert – der perfekte Pfarrer mit seiner Ehefrau.
    Und Caroline? Sie sah aus wie ein Fotomodell. Als ich sie in ihrem beigen Seidenkostüm und mit Goldschmuck sah, fiel mir die Kinnlade herunter. Ihre Pumps sahen aus, als hätten sie ein Vermögen gekostet. Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, hätte ich sie für eine höchst modebewusste, reiche Prominente gehalten.
    Ich hatte eine bordeauxrote Bluse, einen schwarzen Rock und schwarze Pumps angezogen, die einzigen guten Sachen, die ich mit nach Oregon gebracht hatte. Ich hatte mir Mühe mit meinen Locken gegeben, sie fielen mir auf die Schulter. Als Dean mich erblickte, stutzte er, dann ließ er mich nicht mehr aus den Augen.
    Aber auch ich musste ihn fortwährend anschauen. Wir gaben
ein ziemlich schickes Paar ab. Bisher hatte ich Dean nur in Jeans, Baumwollhemd, Jeansjacke und Cowboystiefeln gesehen – lässig, sexy, herrlich.
    Aber in seinem dunklen Anzug, dem strahlend weißen Hemd und der dunklen Krawatte war er umwerfend. Unwiderstehlich und einschüchternd, aber umwerfend.
    Wir setzten uns an den Tisch im Besprechungszimmer. Dean saß mir gegenüber, sodass ich sein Bein zwischen den Knien hatte. Wenn ich keine Panik gehabt und mir nicht solche Sorgen gemacht hätte, Shawn und Carrie Lynn an eine Pflegefamilie zu verlieren, hätte ich all diese sinnlichen Berührungen genossen.
    Als alle Platz genommen hatten, beugte sich Dean vor. »Du siehst wunderbar aus, Julia«, sagte er leise, und seine blauen Augen trafen mich wie eine Hitzewelle.
    Ich senkte den Kopf und bemühte mich, nicht rot zu werden. Wir waren in einer ernsthaften Angelegenheit hier. Ich wünschte mir so sehr, so verzweifelt, dass wir Shawn und Carrie Lynn mit nach Hause würden nehmen können, dass ich bereit war, nackt auf dem Tisch zu tanzen und einen Handstand mit Überschlag auf dem Boden zu machen. Trotzdem musste ich Dean Garrett ununterbrochen anlächeln.
    Und er lächelte zurück, zärtlich und ungekünstelt. Meine Beine wurden heiß, ich hatte das Gefühl auszulaufen.
    Ich begehrte diesen Mann so sehr, dass ich mich zusammenreißen musste, um ihn nicht über den Tisch hinweg anzuspringen.
    Kurz nahm er meine Hand in seine, und wieder wurde mir heiß.
    Ich war völlig im Eimer, dachte ich. Hitzewallungen, Kälteschauer, Herzrasen, das vertraute Gefühl, dass keine Luft mehr im Universum war, und zitternde Körperteile. Und dennoch schien Dean mich zu mögen.
    Die Besprechung begann, als die drei staatlichen

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