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Spiel mir das Lied vom Glück

Spiel mir das Lied vom Glück

Titel: Spiel mir das Lied vom Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Lamb
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Tante Lydias Grundstück und hätte beinahe ein Schwein und eine Blumentoilette umgefahren.
    Wir gingen sie begrüßen. Tante Lydia hatte am folgenden Tag einen Bestrahlungstermin, deshalb hatten wir uns in waschechter Lydia-Manier den Rücken krummgearbeitet. »Ist doch sinnlos, über etwas nachzugrübeln, das wir eh nicht ändern können«, hatte sie mir erklärt. In den letzten Tagen hatten wir nach der üblichen Arbeit alle Hühner-«Häuser« rot angestrichen, um die Ladys daran zu erinnern, immer wagemutig zu sein. Die Türen waren gelb gestrichen, damit die Ladys nicht vergaßen, das Positive im Leben zu sehen.
    Außerdem hatten wir drei kleine Quilts genäht, die Lydia dem Krankenhaus für kranke Babys schenken wollte. Auf die Quilts waren Küken genäht.
    »Ich habe vor, jeden einzelnen Tag hier draußen zu sein, Julia, komm also nicht auf die Idee, dass ich wegen dieser Pipi-Bestrahlung auch nur einen Gang zurückschalte«, erklärte sie mir am Morgen. Sie hatte der Bestrahlung diesen Beinamen gegeben, damit sie wie eine »richtige Frau« dagegen kämpfen konnte.
    Obwohl sie immer wieder versicherte, Krankenhäuser und Ärzte zu hassen, hatte sie an dem behandelnden Arzt einen
richtigen Narren gefressen. Zum Glück war er dreißig Jahre jünger als sie, sonst hätte sie Stash wohl auf der Stelle den Laufpass gegeben. Sie nannte Doktor Strahl ihren »Sonnenstrahl«, auch in seiner Anwesenheit.
    Jedes Mal, wenn Dr.Strahl Tante Lydia ansah, erhellte sich sein Gesicht. Er war der Sohn eines Priesters, niedlich und ein wenig scheu. Bereits am ersten Tag kamen die beiden gut miteinander aus, obwohl Lydia ihm mit dröhnender Stimme verkündete, sie traue keinem Mann in einem weißen Kittel, und alle Ärzte seien neunmalkluge Quacksalber. Es stellte sich heraus, dass er der Einzige war, der sie überzeugen konnte, mit der Strahlentherapie anzufangen und die empfohlenen Intervalle einzuhalten, anstatt immer ein paar Jahre zwischen den einzelnen Bestrahlungen zu warten, wie sie es vorgeschlagen hatte.
    Tante Lydia und ich hatten Melissa Lynns Zaun gerade grasgrün gestrichen, damit die Sau verstand, dass es besser war, das Gras im eigenen Garten zu fressen, statt sich nach dem Gras in Nachbars Garten zu sehnen, als Caroline mit ihrem Wagen um die Ecke geschleudert kam.
    Caroline fuhr eigentlich nie schnell, weil sie alles im Leben lieber langsam anging. Sie kam mit quietschenden Reifen zum Stehen, warf die Tür auf und lief auf uns zu. Sie trug einen violetten Rock mit Blumenmuster, ein weißes Top, ein blaues Jeanshemd, einen langen roten Schal und weiße Tennisschuhe.
    Schlanke Menschen können anziehen, was sie wollen, es ist immer schick. Wenn ich mich so gekleidet hätte, hätte ich ausgesehen wie eine riesige Weintraube.
    Caroline hatte einen Teller in der Hand, auf der etwas lag, das wie Brotscheiben aussah. Es war nicht mit Alufolie oder Frischhaltefolie abgedeckt.
    »Guten Morgen, Caroline!«, rief Lydia aus vollem Hals, obwohl sie nur noch einen Meter entfernt war. »Der Sonnenstrahl hat mir gesagt, mein Krebs wird durch die Bestrahlung
bei lebendigem Leibe gefressen! Das ist ein Grund zum Feiern. Mein Körper ist eine Krebskillermaschine. Jetzt sag nicht, du hast mein Lieblingsbrot gebacken!«
    »Nein«, erwiderte Caroline. Sie fuhr sich mit der Hand durchs Haar und atmete schwer. Anscheinend hatte sie vergessen, dass sie das Haar zu einem Knoten gesteckt hatte, weil sie sich mit den Finger darin verfing. »Nein. Das ist normales Brot. Ganz normales.«
    Sie holte tief Luft. »Hallo, Julia.« Ihr Auge zuckte ziemlich heftig. Mit der Hand, die gerade noch durchs Haar gefahren war, zerrte sie nun am Saum ihrer Bluse.
    »Na, gut«, sagte Tante Lydia leicht verwirrt. »Möchtest du reinkommen und das Brot essen? Wir könnten eine Tasse Kaffee trinken –«
    »Nein, nein«, sagte Caroline und stand einfach da. Starrte uns beide an. Mit der Zungenspitze fuhr sie sich über die Lippen, dann holte sie erneut tief Luft.
    Weshalb war sie bloß so aufgeregt, fragte ich mich. Wenn sie nicht bald aufhörte, so zu japsen, würde ich noch einen Anfall von Angstkrankheit bekommen, nur weil sie es mir vormachte.
    »Nein, keinen Kaffee. Hm.« Sie schaute mich an, ihre großen braunen Augen flehten.
    »Kann ich dir irgendwie helfen, Caroline?«, fragte ich.
    »Hm, ich brauche eigentlich keine Hilfe, also
ich
nicht.«
    Ich spürte, wie Lydia neben mir erstarrte.
    »Aber du bist irgendwie aufgeregt heute«, sagte sie zu

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