Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spiel mir das Lied vom Glück

Spiel mir das Lied vom Glück

Titel: Spiel mir das Lied vom Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Lamb
Vom Netzwerk:
Caroline.
    »Ach, nur ein bisschen. Manche Leute haben Probleme. Wir alle. Auch unsere Freunde manchmal.«
    »Allerdings. Wir Frauen haben Probleme im Überfluss, und wir müssen sie mit unserem gesamten Arsenal bekämpfen und nicht in Selbstmitleid schwelgen!« Tante Lydia stampfte mit dem Fuß auf.
    »Aber du weißt ja, dass ich immer diese eine Sorge in Bezug auf diese eine Person hatte, über die ich mir dir einmal gesprochen habe«, ratterte Caroline los. Die Hand mit dem Brotteller zitterte leicht.
    »Ja, ich weiß«, sagte Tante Lydia mit ernstem Gesicht.
    »Und du weißt, dass ich versuche, mich nicht in das Leben anderer einzumischen, höchstens, wenn es um Leben und Tod geht, aber … «
    »Verstehe«, sagte Tante Lydia.
    »Ich aber nicht«, protestierte ich. »Was ist hier los?«
    Beide schauten mich an. Caroline nickte. Tante Lydia ebenfalls.
    »Es ist am besten, wenn sie was mitnimmt, oder?«, fragte Caroline Tante Lydia. »Dann denkt keiner, dass ich ihn bespitzle oder in seinem Leben herumschnüffele. Wäre dann nur ein kleiner Besuch.«
    »Mit stinknormalen Brotscheiben?« Tante Lydia schüttelte den Kopf. »Du spinnst doch, Caroline! Warte! Ich hole ein Glas von meiner Marmelade.«
    »Nein!« rief Caroline so laut, dass wir zusammenfuhren. »Dafür ist keine Zeit mehr.« Sie drückte mir den Teller mit dem weißen Toastbrot in die Hand.
    »Julia, bring das Brot zu Lara«, sagte Tante Lydia. »Jetzt sofort. Beeil dich! Das ist nur ein Vorwand. Sag einfach, du wolltest ihr Brot bringen.«
    »Aber das ist stinknormales Toastbrot.«
    Tante Lydia und Caroline schauten sich an, als würden sie jeden Augenblick in die Luft gehen.
    »Das ist egal, Julia! Atme tief durch und spüre deine weibliche Stärke und Gnade. Du wirst gleich beides gebrauchen können. Jetzt geh! Geh!«
    Caroline fasste mich am Ellenbogen und führte mich zu Tante Lydias Pick-up. Zwei Brotscheiben fielen zu Boden. Caroline kümmerte sich nicht darum.
    »Ich habe wohl irgendwas verpasst«, sagte ich zu den beiden, während ich weggeschoben wurde. »Ich habe nur Bahnhof verstanden!«
    »Fahr zu Lara!«, trug Caroline mir mit hoher, nervöser Stimme auf. »Fahr zu Lara!«
    Ich schaute ihr in die Augen. Mein Magen zog sich zusammen.
    »Los, Julia, fahr!«
    Ich gehorchte.
     
    Lara war in einem traurigen Zustand. Sie schluchzte, ächzte und weinte gleichzeitig. Ihre Augen waren geschwollen, ihre Wangen gerötet.
    »Willst du nach New York? Heute?«, fragte ich. Ich stellte den Teller mit dem Weißbrot auf die Arbeitsfläche in der Küche. Lara warf kurz einen verständnislosen Blick darauf, dann beschloss sie offenbar, nicht näher darauf einzugehen. Mit einem Schluckauf ging sie in ihr Schlafzimmer.
    Es war so sauber und aufgeräumt wie der Rest des Hauses: eine Tagesdecke mit blauem Blumenmuster, zwei Kreuze an der Wand, ein Jesusbild, eine alte braune Kommode und ein Schreibtisch. Müde wirkende blaue Vorhänge, deren Muster zur Tagesdecke passte. Nirgends ein Staubkorn. Das Zimmer war so unpersönlich, dass ich mir vorkam wie in einem Hotel, aber in keinem besonders schönen. Lara klappte einen Koffer auf, warf Socken und Unterwäsche hinein. Dann zog sie ein rotes Negligé aus dem Kleiderschrank.
    Das sah schon eher nach der Lara aus, die ich kannte: kühn und lebendig.
    Sie nahm das kühne, lebendige Negligé, knüllte es zusammen und weinte sich die Augen aus. Ich eilte zu ihr und legte die Arme um sie.
    »Lara, sag mir doch bitte –«
    »Ich kann nicht mehr so leben.« Sie drückte das rote Negligé
gegen ihre Augen. »Ich sitze in der Falle. Ich habe das Gefühl, die Rolle eines anderen Menschen zu spielen. Weißt du, wie mein Tag gestern aussah?«, fragte sie mich. Sie stand auf, lief im Zimmer auf und ab und boxte in das rote Negligé.
    »Um sieben Uhr habe ich in der Kirche eine Betstunde für werktätige Frauen geleitet. Um halb neun habe ich Tische rausgestellt und Limonade für die Frauengruppe gemacht. Um neun hatte ich Bibelstunde für Frauen, die dauerte bis ungefähr elf Uhr. Die anderen Damen aßen zu Mittag. Ich war in der Zeit im Büro und habe Papierkram erledigt, bin zur Bank gegangen, um das Geld einzuzahlen, und als ich zurück war, habe ich drei Beratungsgespräche mit Gemeindemitgliedern geführt, ohne Pause. Ein Pärchen steht kurz vor der Scheidung, weil die Frau lesbisch ist und eine Freundin in der Stadt hat. Ihr Mann hat immer gedacht, sie führe zweimal im Monat zu christlichen Workshops.
    Eine Frau war da,

Weitere Kostenlose Bücher