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Spiel mir das Lied vom Glück

Spiel mir das Lied vom Glück

Titel: Spiel mir das Lied vom Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Lamb
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Scheunenparty.
    Carolines Kekse hatten große grüne Augen, rosa Lippen, baumelnde Ringe in den Ohren und einen Spitzenkragen.
    Katies hatten einen Stift hinterm Ohr als Symbol für ihre Liebesromane, blaue Augen und ein breites Lachen. An die ganz großen klebte ich vier kleine Schokoladenkekse. Das waren Katies Kinder.
    Ich betrachtete die Plätzchen, die mich darstellen sollten. Selbst den Keksen sah man an, dass ich Angst hatte.
    Ich zuckte mit den Schultern und redete mir ein, mich an ein Leben in Angst zu gewöhnen. Nachdem ich Katies mutige Trennung von ihrem Mann, Laras Flucht aus einem sie erdrückenden Leben und Tante Lydias tapferen Kampf gegen den Krebs erlebt hatte, schienen mir meine Ängste vor Robert, der Angstkrankheit und meiner Zukunft nicht mehr so bedeutsam.
    Aber an diesem Psycho-Abend löste Caroline etwas in mir aus. Als sie eintraf, sah sie leichenblass aus und hatte eine schwarze Klappe über dem linken Auge, dem Auge, das immer zuckte. Caroline war von Natur aus schön, ohne sich dessen bewusst zu sein, was mir manchmal sonderbar vorkam, sie mir aber umso liebenswerter machte.
    Kaum hatte ich sie gesehen, wurde mir mulmig. Vielleicht lag es an der unbeherrschten Panik in dem Blick, den sie mir zuwarf.
    »Was ist mit deinem Auge, Caroline? Du siehst aus wie ein Pirat«, sagte Tante Lydia.
    Wie immer hatten wir die Lichter heruntergedreht, damit wir die Seele der in uns verborgenen Frau kennenlernen konnten. Überall waren Kerzen aufgestellt. Tante Lydia hatte Stash ausquartiert, er musste in seinem Haus bleiben, allerdings mit Shawn und Carrie Lynn, die sich freuten, Scrambler und Katies Kinder besuchen zu dürfen.
    »Ich habe ein kleines Problem mit den Augen«, sagte Caroline und schoss wieder einen Blick in meine Richtung.
    Das reichte schon. Ich spürte, wie die Luft aus meiner Lunge wich wie aus einem Ballon.
    »Mein Mädchen, was ist denn?«, fragte Tante Lydia, nahm Caroline die Pfanne ab und hob die Folie an, um hineinzulugen. »Oh, gute Idee, Caroline! Die Pizza sieht wirklich kahl aus! Nur Käse, aber sie riecht göttlich. Ist da auch Knoblauch drin? Eine kahle Pizza, das wird eine schöne Sache für unsere Gebärmutter, die ist nämlich im Geiste auch kahl, denn keine von uns hier hat ein Kind.« Tante Lydia spürte das Schweigen und riss den Kopf hoch. »Nun, Caroline, was ist? Irgendwas stimmt nicht. Hörst du wieder Menschen schreien? Fühlst du ihre Angst?«
    Tante Lydia legte den Arm um Caroline und küsste sie auf die Wange. »Was ist, meine Süße? Du musst deine Probleme mit Frauen teilen, deren inneres Wesen dem deinen gleicht.«
    Caroline schaute mich an, und ihr Körper bebte.
    »Ach, du meine Güte!«, rief Tante Lydia, als sie ihrem Blick folgte. Schrecken zeichnete ihr Gesicht. »O nein!«
    Als Katie kurz danach eintraf, gingen wir ins Wohnzimmer und setzten uns auf Kissen – Caroline mir gegenüber, Tante Lydia links von mir, Katie rechts.
    Caroline hielt meine Finger in ihren zitternden Händen. Ihr Auge war riesengroß und blinzelte wie das Licht eines Leuchtturms. Eigentlich zwinkerte sonst immer ihr linkes Auge, aber das war ja von der schwarzen Klappe bedeckt. Dass ihr rechtes Auge jetzt auch zuckte, ließ eine neue Welle von Panik durch meinen immer schwächer werdenden Körper rollen. Ich bekam keine Luft mehr, mein Herz raste zum Zerspringen, meine Hände waren eiskalt und mein Kopf völlig dicht. Was bin ich nur für ein Jammerlappen, dachte ich. Ein absolut jämmerlicher Schisshase.
    Caroline presste die Lippen aufeinander. »Schreib seinen Namen auf!«
    »Was?«
    Katie machte ein wimmerndes Geräusch, dann holte sie einen Schreibblock und einen Stift. Beiläufig fiel mir auf, dass sie noch weiter abgenommen hatte. Niemand konnte jetzt noch behaupten, dass Katie Margold dick war. Doch schnell hatte die Angstkrankheit mich wieder in ihrer Gewalt. Ich konzentrierte mich aufs Schreiben.
    Es ist komisch, aber als ich verliebt war, hatte ich immer geübt, Roberts Namen zu schreiben. Anschließend meinen Namen nach der Hochzeit: Julia Stanfield. Unablässig. Es war mein Hobby. Wenn er mich geschlagen oder meine Selbstachtung wieder einmal mit wenigen Worten komplett zerstört hatte, dauerte es einige Tage, bis ich wieder versuchte, meinen neuen Namen zu üben, aber irgendwann tat ich es immer.
    So groß war die magnetische Anziehungskraft, die von Robert und dem Leben ausging, das er mir bot.
    Aber im warmen Schein der Kerzen am heutigen Abend konnte ich kaum

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