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Spiel mir das Lied vom Glück

Spiel mir das Lied vom Glück

Titel: Spiel mir das Lied vom Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Lamb
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Erregung die Haare raufte, das war Sex pur. Ich wollte ihn an mich reißen und nie mehr loslassen.
    Ich musste lächeln.
    »Hör auf zu lächeln, Julia«, fuhr er mich an. »Ich bin stinksauer auf dich.«
    Ich gab mir Mühe. Aber es gab so viel, für das ich dankbar war. Robert war wegen tätlichen Angriffs festgenommen worden. Hier in Oregon fackelte man nicht lange. Mami und Papi schickten erstklassige Anwälte rüber, doch wie viele auch kamen, sie konnten die Tatsache nicht ändern, dass Roberts Fingerspuren auf den Briefen und der Kiste mit der toten Katze waren.
    Auch noch so viele erstklassige Anwälte konnten nicht ändern, dass Caroline gesehen hatte, wie er mich ins Gesicht schlug.
    Und kein Anwalt hatte eine andere Erklärung dafür, warum mein Bein gebrochen, mein Gesicht aufgeplatzt und meine Brustwarze fast abgebissen war, schon gar nicht da ich die Abdrücke von drei Zähnen im Fleisch hatte. Aber ich wusste, sie würden es versuchen.
    Momentan jedoch saß Robert im Gefängnis, und ich war am Leben, so unglaublich das auch war. Tante Lydia ging es deutlich besser, sie war zusammen mit Stash da und machte gerade Mittag in der Cafeteria des Krankenhauses.
    »Ich weiß, dass du böse auf mich bist, Dean«, sagte ich. Ich wollte ihm auch sagen, dass ich keinen Slip unter meinem Hemd trug und dass ich mich richtig sexy gefühlt hätte, wäre mein Bein nicht in einer Schlinge gewesen und hätte ich nicht das halbe Gesicht verbunden gehabt.
    Dean Garrett konnte mich immer in Wallung bringen.
    Er setzte sich auf die Bettkante. Ich hoffte, er würde meine Hand halten, doch er tat es nicht.
    »Du hättest es mir sagen müssen.«
    Ich nickte. Er war böse, und ich hatte ein sehr, sehr schlechtes Gewissen.
    »Du hättest mir sagen müssen, dass du Briefe bekommst.«
    Wieder nickte ich und fühlte mich noch schlechter.
    »Du hättest mir von dem Huhn mit dem Messer im Hals erzählen müssen.«
    Ich nickte. So langsam bekam ich Angst.
    »Du hättest mir erzählen müssen, dass er dir eine tote Katze geschickt hat.«
    Ich nickte voller Angst.
    »Warum hast du das nicht gemacht?«
    Ich holte tief Luft, dann sagte ich ihm die Wahrheit: Ich hatte nicht gewollt, dass er in den hässlichen Teil meines Lebens gezogen würde. Dass ich das, was uns verband, nicht mit meiner Vergangenheit besudeln wollte. Dass unsere Beziehung zu frisch war, um sie mit einem psychotischen Ex zu belasten.
    »Diese Ausreden reichen mir nicht, Julia.«
    Ich schloss die Augen und machte mich auf einiges gefasst. Dean würde jetzt gehen und nie mehr etwas mit mir zu tun haben wollte. Ich spürte ein Gefühl des Verlusts, das ich noch niemals empfunden hatte.
    »Ich hätte dich beschützt, Julia. Ich hätte dich mit nach Portland genommen. Ich hätte Ermittler auf ihn angesetzt. Ich hätte ihn gefunden. Ich hätte verhindert, dass das hier passiert.«
    Ich hatte Dean Garrett entmannt. Auch wenn ich es nicht gewollt hatte.
    »Du hast mich nicht an dem teilhaben lassen, was dein Leben ausmacht. Du hast mir nicht vertraut, Julia.«
    »Doch. Ich vertraue dir. Bitte, Dean«, flehte ich, obwohl ich wusste, dass ich ihn verloren hatte.
    Er schüttelte den Kopf und küsste mich auf die Stirn. Es war nicht der Kuss eines Liebenden, sondern der eines Freundes.
Ein Freund, der mir vergab, aber der nicht vergessen würde, was ich getan hatte.
    Ich wollte ihn anflehen, wollte betteln, aber sein zurückhaltender, verletzter, kaum beherrschter Gesichtsausdruck sagte mir, es sei sinnlos.
    Ich schaute in diese kühlen blauen Augen, die sonst immer warm geworden waren, wenn sie mich angeblickt hatten. Sie blieben kalt und distanziert. Mir wurde klar, dass ich ihm unvorstellbar wehgetan hatte. Dean Garrett war ein altmodischer Mann, einer von der Sorte, die fast ausgestorben ist. Er wollte Heim und Weib beschützen. Ich hatte ihn nicht Mann sein lassen.
    So veraltet es auch klang, es war die Wahrheit. Ich hatte mich nicht an ihn gelehnt, ihn nicht um Hilfe gebeten, ihm nicht die Wahrheit gesagt. Das tat ihm weh.
    »Dean«, flüsterte ich. Ich legte die Hand auf seine Wange, fuhr mit dem Daumen über seine Lippen, wollte nicht vergessen, wie sie sich anfühlten. Ich nahm allen Mut zusammen, um ihm die Wahrheit zu sagen. »Ich liebe dich.«
    Meine Worte fielen in Schweigen. Dean drehte mir den Rücken zu und schlug die Hände vors Gesicht.
    Ich wollte noch etwas sagen, doch in dem Augenblick kamen Tante Lydia und Stash ins Zimmer. »Macht das Fernsehen an!«, tönte

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