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Spiel mir das Lied vom Glück

Spiel mir das Lied vom Glück

Titel: Spiel mir das Lied vom Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Lamb
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Augen. »Katie, er ist nicht mal ansatzweise akzeptabel. Wie lange bist du jetzt verheiratet?«
    »Zehn Jahre.«
    »Zehn Jahre? Vier Kinder in zehn Jahren und einen Alkoholiker als Mann.«
    »Er ist kein Alkoholiker«, widersprach Katie, aber ihre Stimme war schwach. »Er trinkt nur zu viel. Das ist was anderes.«
    »Darüber diskutiere ich nicht mit dir. Nicht weil ich überzeugt bin, im Recht zu sein, sondern weil es sinnlos ist. Aber es läuft auf dasselbe hinaus, oder? J. D. trinkt. Du arbeitest den ganzen Tag und putzt, und nimmst James oft mit zur Arbeit, weil du weißt, dass dein Mann nicht auf ihn aufpassen kann. Er könnte etwas trinken, würde James nicht schreien hören, ihm nichts zu essen geben –«
    »Hör auf, Lara!« Katie schlug die Hände vors Gesicht.
    »Du arbeitest den ganzen Tag, holst die anderen drei Kinder ab, bringst sie zum Fußball und zur Malstunde, du hilft in der Schule mit, dann gehst du nach Hause und versuchst, deinen Mann von der Couch zu bekommen, du machst Essen, hilfst
den Kindern bei den Hausaufgaben, putzt das Haus, bereitest die Lunchpakete für den nächsten Tag vor, und um elf Uhr abends fängst du an zu schreiben. Kommt das so ungefähr hin?«
    Katie rührte sich nicht.
    »So ist das doch schon während deiner ganzen Ehe. Und er ist aggressiv, wenn er trinkt, nicht wahr?«, fragte Lara unbarmherzig.
    Wie erstarrt saß ich da. Die aggressiven Trinker waren die schlimmsten. Ich hätte lieber einen netten, lüsternen Trinker zum Mann als einen aggressiven. Aggressive Trinker schlagen zu. Das hatte ich bei drei Freunden beziehungsweise Männern meiner Mutter kennengelernt.
    Katie öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Sie setzte erneut an. »Ich komme mit der Situation zurecht. Ich tue das, was für die Kinder am besten ist.«
    »Du machst dir etwas vor, Katie!«
    »Du vielleicht nicht, du perfekte Pfarrersfrau?«
    »Nein.« Lara trank einen großen Schluck von ihrem Daiquiri. »Ich bin alles andere als perfekt, und das weiß hier jeder. Aber ich habe dich lieb, Katie. Du bist einer der nettesten Menschen, die ich kenne. Du bist die beste Mutter, die ich je gesehen habe. Deine Kleinen sind so lieb und süß, und das ist ganz allein dein Verdienst. Vergiss nicht: Die Leute in der Kirche reden. Alle mögen dich. Sobald jemand krank ist oder es ihm schlecht geht, bekommt er Plätzchen von dir. Du bist immer zur Stelle. Aber niemals hilfst du dir selbst, nie.«
    »Ich helfe mir selbst, verdammt nochmal! Das tue ich. Ich halte meine Familie zusammen.« Katie stützte die Ellenbogen auf den Tisch und senkte einen Moment lang den Kopf, dann schaute sie Lara in die Augen, und der letzte Rest von Verstellung war dahin. »Ich kann mich nicht scheiden lassen. Er würde sich eine neue Frau anlachen und heiraten. Meine Kinder müssten zu ihm und ihn besuchen, ohne dass ich auf
sie aufpassen könnte. Er kann nicht für sie sorgen, schon gar nicht für den Kleinen. Er schreit sie an, Lara. Ich würde mir die ganze Zeit Sorgen machen, wenn sie bei ihm wären. Und was, wenn seine neue Frau die Kinder nicht leiden könnte? Wenn sie böse zu ihnen wäre? Wenn ihre Kinder meine nicht mögen würden und meine Kinder das ganze Wochenende bei einer bösen Stiefmutter und bei ihrem Vater hocken müssten, der sich besäuft?«
    Ich wusste nicht, was ich darauf sagen sollte. Aber ich wusste, dass Väter bei einer Scheidung immer Besuchsrecht bekamen. Sie mussten schon die Axt schwingen, Drogen spritzen oder im Knast gesessen haben, um sich von den Kindern fernhalten zu müssen. Da hatte Katie recht.
    »Aber was ist mit dir?«, rief Caroline mit blassem Gesicht. In dem Licht traten ihre Kieferknochen noch stärker hervor. »Wann entscheidest du dich mal für dich?«
    »Was meinst du damit?«
    »Ich meine, wann merkst du endlich, dass auch du wichtig bist, dass dein Glück wichtig ist, dass du es nicht verdient hast, mit einem Trinker verheiratet zu sein?«
    »Irgendwann ist J. D. so weit, dass er aufhört … «, gab Katie zaghaft von sich.
    »Nein«, entgegneten Tante Lydia, Lara und Caroline wie aus einem Mund.
    »Dafür muss er erst ganz am Boden sein«, sagte Lara. »Der ändert sich erst, wenn er ganz unten ist, wenn er sich den Kopf aufschlägt und im Dreck landet oder in seiner eigenen Kotze in einem fremden Raum mit Gitterstäben aufwacht, Katie. Wenn überhaupt.«
    »Wenn er nüchtern ist, ist er unheimlich lieb zu den Kindern.« Katies Stimme wurde schwächer. »Meistens. Manchmal. Hin und

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