Spiel mir das Lied vom Glück
wieder.«
»Und wie oft ist er nüchtern?«, fragte Caroline. Ihr Ton ließ erkennen, dass sie die Antwort wusste. »Er ist Alkoholiker.«
»Nein, ist er nicht. Und wenn schon, Alkoholabhängigkeit ist eine Krankheit.«
Tante Lydia schnaubte verächtlich. Lara stieß die Luft zwischen den Zähnen hervor und machte ein angewidertes Gesicht. Caroline kniff die Lippen zusammen.
»Blödsinn!«, sagte Lara. »Wenn man einem Alkoholiker gestattet, sich als krank zu bezeichnen, entlässt man ihn aus seiner Verantwortung. Dann haben die Angehörigen Mitleid mit ihm, statt ihn vor die Tür zu setzen. Ich kenne Menschen mit
richtigen
Krankheiten, und die haben sie sich nicht selbst zugezogen, die haben sie nicht selbst herbeigeführt, indem sie über Jahre Tausende von Schnapsflaschen gekippt haben. Die einzigen Krankheiten, an der Alkoholiker leiden, sind Disziplinlosigkeit und Egoismus. Und du gibst ihm die Möglichkeit, so zu bleiben, wie er ist, Katie.«
Katie schüttelte den Kopf. »Ich kann die Kinder nicht selbst durchbringen. Er verdient ja nicht viel, aber immerhin bringt er –«
»Aber das versäuft er doch alles wieder!«, fuhr Lara sie an und schlug mit der Gabel auf den Teller. »Du musst dir doch sogar einen Babysitter holen, der auf die Kinder aufpasst, wenn du hierherkommst.«
»Das Mädchen macht das toll«, lobte Katie, als wäre das entscheidend. »Ich habe keine andere Wahl. Wieso bist du überhaupt so sauer auf mich, Lara?«
»Ich bin sauer, weil ich frustriert bin. Weil du nichts an deiner Situation änderst. Du wehrst dich einfach nicht.«
»Ich wehre mich nicht?« Katie sah aus, als würde sie jeden Moment weinen. »Und ob ich das tue.«
»Funktioniert es denn?« Lara war gnadenlos.
Tiefe Hoffnungslosigkeit legte sich auf Katies Gesicht. »Ich werde mich nicht scheiden lassen. Auf gar keinen Fall.«
Ihre Worte fielen ins Schweigen. Fast konnte ich die unausgesprochenen Worte über dem Tisch schweben sehen.
»Nun«, mischte sich Tante Lydia ein. »Du kannst aber wahrscheinlich nicht behaupten, dass du eine gesunde Muschi hast, oder?«
Erneutes Schweigen.
»Du brauchst einen Freund, Katie«, sagte Tante Lydia und stieß das Messer in die Luft. »Einen kleinen Spielkameraden. Zum Luftholen. Ein Mann, der deine Situation versteht und ein bisschen mit dir kuschelt, bis du bereit bist, diesen Scheißkerl laufen zu lassen und ein neues Leben anzufangen.«
Katie schaute hoch. Sie presste die Lippen aufeinander. Lara schüttelte auf eine Art den Kopf, die zeigte, dass sie Katie für einen hoffnungslosen Fall hielt. Dann stand sie auf und nahm Katie lange in die Arme. Caroline fummelte an ihrem Glas herum, dann hielten ihre Hände inne, und mit großen Augen starrte sie Katie an. Sie rang nach Luft.
Und dann lachte Katie. Lachte an Laras Schulter. Bis sie weinte.
»Ich bin im Himmel«, seufzte Caroline.
Alle Frauen waren wieder angezogen. Als echte Freundinnen, die wir waren, bestanden wir darauf, gemeinsam aufzuräumen. Zu fünft dauerte es nur wenige Minuten. Anschließend fläzten wir uns auf Lydias bequemen Möbeln wie schlaffe Aale.
Mit müden Muschis. Von Käse und scharfer Sauce gesegneten, aber müden Muschis. Es war schließlich schon spät, und draußen funkelten die Sterne. Der Vollmond spähte in Tante Lydias abgedunkeltes Haus.
Nachdem Lara Katie auf den Zahn gefühlt hatte, hatte Tante Lydia darauf bestanden, dass wir das Thema wechselten und über die Kontrolle unserer Scheide sprachen. Dass wir uns durch die Hitze unserer Leidenschaft nicht von unserer Kraft als Frau abbringen ließen, uns von unserer Scheide nicht irreleiten ließen.
Dann forderte Lydia uns auf, uns ein wenig vom Tisch zu lösen, damit wir unsere Muschi ansehen könnten.
Das war schwer. Ich war längst nicht so gelenkig wie Tante Lydia, meine riesigen Brüste waren mir ständig im Weg. Schließlich drückte ich sie mit beiden Händen zur Seite und traute mich, auf meine Muschi hinunterzuspähen.
Igitt. Tut mir leid. Ich weiß nicht, warum Männer und manche Frauen sich auch nur entfernt von so einem schrumpeligen, fleischigen, manchmal übelriechenden Organ angezogen fühlen. Wirklich nicht.
Schnell schaute ich wieder auf. Ich merkte, dass Lara dasselbe tat. Beide griffen wir zu unseren Daiquiris in den langen, geschwungenen rosa Gläsern.
»Stellt euch Frieden mit eurer Muschi vor«, predigte Tante Lydia. »Frieden!«
Ich stellte mir meine Scheide vor und bekam keinen Schluck Daiquiri mehr
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