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Spiel mir das Lied vom Glück

Spiel mir das Lied vom Glück

Titel: Spiel mir das Lied vom Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Lamb
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Scheunendrescher. »Auf Schokolade achten!«, flüsterte sie mir zu, genau wie beim letzten Treffen. »Die Schokolade wird dein Leben ändern. Diese Torte ist wirklich großartig!«
    »Mit Torten wie dieser könntest du Tausende verdienen, Julia«, sagte Lara. »Millionen. Du musst solche Torten machen und sie verkaufen.«
    Ich lachte.
    Schokoladentorten verkaufen!
    Sehr komisch!

7
    Später sagte Caroline uns die Zukunft voraus, aber ich verzichtete, und sie beharrte nicht darauf. Fürs Erste hatte ich genug von ihren Vorhersagen. Es machte mir keine Angst mehr, dass sie wirklich hellsehen konnte. Aber ich erkannte nun die gewaltigen persönlichen Probleme, die diese Fähigkeit nach sich zog: dass sie sich beispielsweise von ihrer eigenen Zukunft und der anderer verfolgt fühlte und hilflos war, unschlüssig, ob sie die Zukunft von anderen und alle sich daraus ergebenden Konsequenzen ändern sollte. Aber im Moment wollte ich nicht noch mehr über mich hören.
    In Tante Lydias Zukunft sah Caroline Strohballen, eine Band, die Farbe Gelb, ein Steak und Lachen. Lydia bedankte sich und sagte, Caroline dürfe in der nächsten Woche wiederkommen.
    In Laras Zukunft sah Caroline Farbe. Nichts Ungewöhnliches, schließlich malte Lara gerne. Aber Caroline sah ein ganz besonderes Bild mit einem nackten Mann, um den sich eine Sonnenblume rankte. Unten neben der Sonnenblume war eine kleine violette Blüte. Selbst im Dunkeln konnte ich sehen, dass Lara blass wurde.
    Als Caroline Katie die Zukunft voraussagte, wirkte sie kurz bestürzt, überspielte es aber. Katie hatte es nicht bemerkt, sie betrachtete die gefalteten Hände von ihr und Caroline. Zum Ende hin wurde Caroline jedoch ruhiger und lächelte. Das Lächeln war schwach, aber es war da, und hinein mischte sich ein wenig … ja, was? Erleichterung vielleicht? »Ich sehe ein
neues Haus für dich, Katie. Ich sehe Farbeimer. Ich sehe ein Stück Land hinter dem Haus. Ich sehe, wie du am Schreibtisch arbeitest. Du sitzt am Computer. Und lächelst.«
    Katie freute sich. »Das nehme ich!«, sagte sie, als würde sie ein Auto kaufen.
     
    Einige Tage später ging ich abends mit schmerzenden Schultern und Armen ins Bett. Als ich nachmittags aus der Bücherei zurückgekommen war, hatte Stash auf mich gewartet, zwei Gewehre im Arm. Er war freundlich und entgegenkommend gewesen, aber wir machten uns sofort an die Arbeit und marschierten auf das hinterste von Tante Lydias Feldern, wo Stash eine Zielscheibe auf Strohballen stellte.
    »Meine Kronjuwelen brauche ich noch für deine Tante Lydia, meine Liebe, also pass auf, worauf du den Püster richtest«, mahnte er. Stash war ein Sicherheitsfanatiker, daher beruhigte ich ihn, ich wüsste durchaus, wie man ein Gewehr sicherte, ich würde nicht versehentlich auf ihn schießen.
    Wir übten drei Stunden.
    Am Ende zollte er mir das höchste Lob, das es bei ihm gab: »Gar nicht so übel.«
    Und dann sagte er, wie schon zuvor Tante Lydia: »Immer draufhalten, Julia. Immer mitten draufhalten!«
    Freundschaftlich legte er mir den Arm um die Schultern, ich lehnte mich gegen ihn. Seine Worte hallten in meinem Kopf wider.
     
    Es ist schwierig, sich zu einer Bibelstunde zu schleppen, wenn man nicht mal überzeugt ist, dass Gott sich noch an einen erinnert. Doch als Lara Katie und mich vor einigen Tagen bat, zu ihrer Bibelstunde zu kommen, weil sie unbedingt Unterstützung brauche, und als ich in ihre erschöpften blauen Augen blickte, konnte ich nicht anders als nicken, wie eine Marionette.
    In der Nacht davor schlief ich wieder schlecht, weil Robert mich verfolgte, diesmal mit einem Mixer. Die silbernen Rührstäbe drehten sich auf höchster Stufe und spritzten Schokolade umher. Ich versteckte mich hinter einem riesigen gelben Schwein, doch Robert fand mich, und die Rührstäbe verwandelten sich in kleine rosa Messer von genau derselben Farbe wie das Tischtuch auf Tante Lydias Muschi-Abend.
    Schweißgebadet und mit klopfendem Herzen erwachte ich aus meinem Traum.
    Am Morgen war ich blass. Dennoch freute ich mich zu sehen, dass die blauen Flecken schwächer geworden waren. Sie wirkten wie übergeschminkt. Mein Haar war ein einziger Wirrwarr, die Locken standen in alle Richtungen ab. Ich fütterte die Hühner, erledigte die Arbeiten auf dem Hof und fuhr zu Katie, um sie abzuholen. Ich fühlte mich ausgelaugt und erschöpft.
    Katie sah noch schlimmer aus.
    Als ich klopfte, öffnete der dreijährige Logan die Tür. Wie sein Bruder Luke, fünf Jahre alt,

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