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Spiel mir das Lied vom Glück

Spiel mir das Lied vom Glück

Titel: Spiel mir das Lied vom Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Lamb
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umarmte ihr Bein, doch er wirkte besorgt, legte die Stirn in Falten. Wenn es je zwei kleine Jungen gegeben hatte, die ihre Mutter liebten, dann waren es Logan und Luke.
    Wieder wischte sich Katie über die Augen.
    »Nicht weinen, Mami«, sagte Logan mit schüchterner, flehender Stimme.
    »Mami ist nur müde. Sehr müde.«
    »Hast du gestern Abend noch lange deine Geschichte geschrieben?«, fragte Luke.
    »Ja.« Katie putzte sich die Nase. »Mami hat gestern noch lange geschrieben.«
    »Papi ist böse«, sagte Logan und schlang seine kleinen Arme um Katies Hals.
    »Ich hasse Papi«, teilte Luke mir im Plauderton mit, als hätte er gerade gesagt, er möge keine Zwiebeln.
    Katie seufzte und fuhr Luke durchs Haar. Ich wusste, dass Katies Mann trank. Ich wusste, dass sie nicht glücklich mit ihm war. Aber ich vermutete noch etwas anderes. Sie hatte einen Gesichtsausdruck, den Frauen bekommen, wenn sie die Nase gestrichen voll haben. Wenn sie ihren Mann aufgegeben haben. Wenn sie ihn nicht mehr lieben, und noch schlimmer, ihn geradewegs verabscheuen, ihn nicht mal mehr als Freund oder Vater ihrer Kinder ertragen können. Frauen mit diesem Gesichtsausdruck hatten den Ekel und die Verachtung, die Wut und den Hass hinter sich gelassen, sie hatten einen Zustand erreicht, wo sie nur noch überleben wollen.
    Sie hangelten sich von einem Tag zum anderen, ihr Leben bestand aus Arbeit und Kindern und dem Unvermögen, mit einem Mann klarzukommen, der jeden Tag neue Probleme aufwarf.
    »Holt eure Rucksäcke, ihr Süßen«, sagte Katie. »Dann packe ich euer Essen ein.«
    Die beiden hüpften davon, vorbei an dem sabbernden Wildschwein im Wohnzimmer.
    Dreimal versuchte Katie, den Deckel auf die Erdnussbutter zu schrauben, aber weil sie Tränen in den Augen hatte, merkte sie nicht, dass es der Deckel vom Gelee war.
    Ich nahm ihn ihr aus der Hand und verstaute Erdnussbutter und Gelee.
    Katie griff das Brot und legte es in den Kühlschrank. Während sie die Arbeitsfläche abwischte, brachte ich das Brot in den Vorratsraum.
    Dann legte sie die Frühstücksbeutel in die Mikrowelle. Ich brachte sie ebenfalls in die Vorratskammer.
    Es war kein guter Tag für Katie.
    »Er hat jemanden gefunden.«
    »Wer?«
    Das Wildschwein etwa?
    »J. D.«, flüsterte sie. »Er hat ein Verhältnis.«
    Mein Magen zog sich zusammen. »Ein Verhältnis?« Ich klang wie ein Papagei. Jetzt mal ehrlich, wer wollte ein Verhältnis mit J. D. haben? Gab es Frauen, die gerne mit trächtig aussehenden Wildschweinen schliefen, die Grunzlaute von sich gaben?
    Aber dann fiel mir wieder ein, was Tante Lydia gesagt hatte: J. D. besäße einen gewissen Charme, auf den dumme Frauen hereinfielen. Dass er nicht schlecht aussähe, wenn er sich fein machte, dass er den Frauen Honig ums Maul schmierte. Er sei aalglatt, hatte sie mir gesagt. Aalglatt.
    »Ja.«
    Ich nickte. Ich konnte Katies Schmerz nachempfinden. Aber vielleicht würde sie ihn nun endlich verlassen.
    »Das tut mir leid, Katie.«
    »Mir auch.« Sie schlang die Arme um sich und starrte den Kirschkuchen an. »Aber ich bin auch sauer.«
    Was sollte ich dazu sagen? Alles würde dumm klingen. Und herablassend. »Wenn sich dir die Möglichkeit bietet, solltest du ihm vielleicht seine Eier abschneiden.«
    »Was?« Verwirrt schaute Katie auf.
    »Du hast gesagt, du wärst sauer auf J. D. Ich habe vorgeschlagen, ihm seine Kronjuwelen abzuschneiden.«
    »Ich bin sauer wegen des Kuchens. Ich habe einen für die Bibelstunde gebacken und einen für die Kinder. Sie lieben meinen Kirschkuchen. Aber er hat einen Kuchen mitgenommen. Und zwar zu seiner Freundin.«
    »Was für eine Unverschämtheit!«, schimpfte ich. »Weißt du, wer es ist?« Oh, wie gedankenlos von mir. Wie unpassend. Warum hatte ich das gefragt?
    »Nein.«
    »Willst du es wissen?« Hm, wenn sie sich nicht an meiner ersten Frage gestört hatte, kam sie vielleicht auch mit der zweiten klar.
    Katie schwieg, in ihrem Kiefer zuckte ein Muskel.
    »Katie!« Eine barsche Stimme, schwer von Müdigkeit und Alkohol, gellte bis in die Küche. Das musste das Wildschwein im Wohnzimmer sein. »Katie! Wo bist du, verdammt nochmal?«
    Katie verdrehte die Augen. »Bin gleich wieder da.«
    Sie schob die Verbindungstür auf und schloss sie wieder hinter sich. Ich drückte das Ohr an die Tür, um zu hören, was vor sich ging. Peinlich, mein Benehmen.
    Das Wildschwein grunzte irgendetwas Unverständliches. Ich nahm an, dass Katie direkt vor ihm stand. Dann hörte ich ihn furzen.
    »Hab

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