Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spiel mir das Lied vom Glück

Spiel mir das Lied vom Glück

Titel: Spiel mir das Lied vom Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Lamb
Vom Netzwerk:
ich mir vorstellte, wie ich mich für ihn geändert hatte, wie sehr ich mich verbogen hatte, um ihm zu gefallen, wenn ich mir vorstellte, dass ich bei ihm geblieben war, noch
als er mir »versehentlich« mit dem Bügeleisen den Po verbrannte, dann wurde mir schlecht. »Hoppla«, hatte er gesagt, »das tut mir aber leid, mein Brauereipferd. Hab nicht gemerkt, dass du neben mir stehst, aber keine Sorge, dein Hintern ist ja groß genug.« Er lachte, als ich weinte. »Mensch, stell dich nicht so an! Ich hab doch gesagt, dass es mir leidtut.«
    Bis heute hatte ich eine Narbe auf dem Po.
    Lara ließ sich zu Boden sinken und barg den Kopf in den Händen.
    »Lara, liebst du Jerry?«
    Wieder brach sie in Tränen aus. »Ja. Ich liebe ihn, aber ich glaube, ich liebe ihn nicht genug, um den Rest meines Lebens Pfarrersfrau zu sein. Ich kann nicht so leben. Aber ich liebe ihn. Das habe ich schon gesagt, oder?«
    »Ja. Was liebst du an Jerry?« Ich setzte mich ihr im Schneidersitz gegenüber.
    »Was ich an ihm liebe?« Sie war verwirrt, als hätte ich sie gerade gebeten, ihren Darm herauszuholen, damit ich ihn vermessen könne. »Alles. Er ist lieb, er ist lustig, er ist ehrgeizig. Jerry weiß, was er will, und er setzt alles daran, es zu bekommen. Im konkreten Fall möchte er, dass seine Gemeinde wächst, damit alle, die es wollen, Gott kennenlernen können. Er verwöhnt mich und sagt mir immer wieder, dass ich Gottes größtes Geschenk sei, dass er ohne mich nicht leben könne.«
    »Hast du ihm mal gesagt, wie es dir geht?«
    »O nein, auf keinen Fall!«, erwiderte sie. »Auf gar keinen Fall!« Wieder raufte sie sich die Haare. Wenn sie das Haar streng nach hinten zog, sah ihr Kopf fast wie ein Totenschädel aus. »Bei unserer Heirat haben wir eine Vereinbarung geschlossen. Er übernimmt ein geistliches Amt, und ich helfe ihm dabei. Ich habe ihm gesagt, dass ich es gerne tun würde, dass ich gerne im Kirchendienst leben würde. Gemeinsam wollten wir diese Gemeinde aufbauen. Aber inzwischen hasse
ich mein Leben. Ich bin so müde, Julia. Müde und ausgelaugt und ohne jede Hoffnung.«
    »Aber Jerry muss doch merken, dass du unglücklich bist!« Mir war so ungefähr von der ersten Minute an klar gewesen, dass es Lara nicht gut ging. Sicher, da hatte sie sich auch das Kreuz vom Hals gerissen, aber dennoch. Jerry hatte doch Augen im Kopf, oder? Er musste seine Frau doch hin und wieder mal ansehen!
    »Er fragt mich manchmal, ob ich irgendwas hätte, aber ich sage immer, es wäre alles in Ordnung, oder ich wäre nur ein bisschen müde oder würde mir über diesen und jenen Sorgen machen das stimmt auch oft.«
    »Was macht Jerry, wenn du ihm sagst, dass du müde oder besorgt bist?«
    Lara drückte die Faust gegen den Mund, um ein Schluchzen zu unterdrücken. »Er schickt mich ins Bett und liest mir etwas vor, oder er massiert mir den Rücken, holt einen Film oder macht Abendessen.«
    Alle Achtung, dachte ich. Als ich einmal zu Robert sagte, ich sei müde, hatte er mir kräftig auf den Hintern gehauen. »Das kommt nur, weil du so fett bist, Opossum. Nimm was ab, dann siehst du auch nicht immer so fertig aus.«
    »Meinst du, er merkt, dass du ihm nicht die Wahrheit sagst?«
    Erneutes Schluchzen. »Glaub schon«, sagte Lara leise. »Ich spüre, dass er mich beobachtet. Wenn ich Hausarbeit mache, hilft er mir. Wenn wir ins Bett gehen, nimmt er mich in den Arm, und wenn ich nachts aufwache, hält er mich immer noch fest. Er sagt zu mir, ich solle nach oben gehen und malen, und wenn er arbeiten muss, nimmt er seine Sachen mit auf den Dachboden und arbeitet dort. Er sagt, er möchte, dass wir immer zusammen sind.« Sie schlang die Arme um sich und krümmte sich. »Ständig rede ich mir ein, dass alles gut wird, dass ich mich irgendwann an dieses Leben gewöhne, dass ich
das Richtige tue, dass alles andere egoistisch wäre. Dann muss ich losgehen und ein, zwei Gläschen trinken, bis all meine Lügen ineinander verschwimmen und ich das Gefühl habe, mit meiner Verlogenheit klarzukommen.«
    Ja, das mit den ein, zwei Gläschen hatte ich schon gesehen. Konnten auch mal fünf werden. »Was hält Jerry von den ein, zwei Gläschen?«
    »Davon weiß er nichts. Am Psycho-Abend komme ich spät nach Hause, da schläft er schon. Ich schlafe auf der Couch, stehe früh auf und dusche. Ich trinke immer was, bevor er nach Hause kommt oder wenn er schon im Bett ist. Ist keine große Sache. Nichts Besonderes.«
    Das stimmte nicht. Das wusste ich so gut wie

Weitere Kostenlose Bücher