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Spiel mit dem Feuer

Spiel mit dem Feuer

Titel: Spiel mit dem Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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finden konnte,
zusammenzutrommeln und in den Garten zu führen. Dort lagen wir dann im Gras,
und er, der Seemann und Spinner von Seemannsgarn, erklärte uns den Himmel.
Manchmal schenkte er uns irgendein Sternbild. Während das himmlische
Immobilieneigentum meiner Geschwister oft wechselte, blieb meins immer
dasselbe: Orion, der Jäger.
    Pa hatte damals schon auf den Grund
meiner Seele geschaut. Eine von Pas Geschichten macht mir bis heute Gänsehaut.
Er erklärte uns, dass viele Sterne, die wir sahen, schon lange vor der Zeit der
Dinosaurier erloschen waren. Dass das Licht dort über uns vielleicht das letzte
Aufflackern einer feurigen Masse war. Dass es einen toten Stern hinter sich
gelassen und sich über Millionen von Jahren fortbewegt hatte, um schließlich
auf unsere Augen zu treffen. Auch jetzt noch überlief mich ein Schauder bei dem
Gedanken, dass dieses funkelnde Licht vielleicht von einem Ort kam, den es gar
nicht mehr gab, so wie mich schauderte, wenn ich daran dachte, dass das
Sonnenlicht, das ich für so selbstverständlich nahm, eines Tages von einer
ausgebrannten Hülle aus zu einer fernen Galaxie reisen würde.
    Jetzt fragte ich mich, ob das Licht der
feurigen Vulkanausbrüche, die diese Inseln vor vielen tausend Jahren geschaffen
hatten, auch immer noch auf der Reise durch das Universum war. Wenn ja, hatte
es jedenfalls keine ausgebrannte Hülle zurückgelassen. Hier auf Kauai schlummerte
immer noch ein mächtiges Explosionspotential — menschlicher Art.

3. APRIL
     
     

Kauai
9
Uhr 20
    Die Höhle grub sich ein paar hundert
Meter in den Fuß einer kahlen Felswand, ein dunkler Schlund hinter dem weiten
Maul. Ich schaute darauf, und sie erinnerte mich an einen noch dunkleren
Stollen in einem alten Bergwerk und an das, was mir dort drei Jahre zuvor
widerfahren war. Rasch packte ich die Erinnerung in die Schublade meiner
Psyche, die für reale Albträume reserviert war. Hinter mir waren Glenna, Peter
und zwei Polizeibeamte dabei, die Zone zwischen der Höhle und der Straße mit
Seilen abzusperren. Vom öffentlichen Strand kamen bereits Leute
herüberspaziert, um nachzusehen, was der ganze Rummel sollte. Zwei
Set-Elektriker zogen Kabel von einem mobilen Generator auf einem Transporter,
und die Kamerafrau, Kim Shields, baute ihre Gerätschaften auf. Jan Lyndon
wartete, das Script in der Hand, auf die Besprechung mit Glenna. Andere Leute,
über deren Funktion ich nur spekulieren konnte, standen herum und tranken Kaffee
aus Styroporbechern.
    Bei dem Dreh, den ich in San Francisco
miterlebt hatte, war Glennas Team wesentlich kleiner gewesen. Aber auf der
Fahrt hierher hatte sie mir erklärt, dass Peter ein paar einheimische Helfer
angeworben und ihr außerdem drei Praktikanten von der Universität von Hawaii
vermittelt hatte. Doch nach hiesigen Maßstäben — auf Kauai waren Filme wie Jurassic
Park zum Teil gedreht worden — war das hier trotzdem ziemlich unbedeutend.
    Ich spazierte ein bisschen herum, sah
zu, wie die Crew in der Höhle Lampen aufbaute, und passte auf, ob jemand sich
in irgendeiner Weise verdächtig verhielt. Keiner der Zuschauer zeigte ein
auffälliges Interesse an Team oder Ausrüstung. Schließlich gab ich mich
zufrieden und setzte mich auf eine Mülltonneneinfriedung, um mir zu notieren,
was ich Mick auftragen wollte, wenn ich in der Detektei anrief.
    Hy war nicht mitgekommen. Er war
eigentlich kein Sicherheitsexperte — seine Tätigkeit bei RKI lag im Bereich
Krisen Verhandlungen und Geiselbefreiung und außerdem sollte ein RKI-Techniker
von Oahu herüberkommen, um sich die Anlage im Malihini House anzusehen. Hy
hatte auf Glennas Vorschlag hin Russ Tanner gefragt, ob er ihn zum Flughafen
von Lihue fliegen könne, um den Mann dort abzuholen, und Tanner hatte sofort eingewilligt.
Er hatte den Hubschrauber — einen Hughes der 500er Serie, wie Hy mir erklärt
hatte — mit Bravour auf dem großen Rasen vor dem Haus gelandet, und bevor Hy
hingerannt war, hatte ich noch dieses Leuchten in seinen Augen gesehen und
gewusst, dass er bald einen gültigen Flugstundennachweis für Helikopter sein
eigen nennen würde. Sosehr ich diese Fluggeräte hasste, war mir klar, dass ich
doch nachgeben und mitfliegen würde und dass die beiden mich, eh ich mich’s
versah, dazu bringen würden, das Steuer zu übernehmen.
    Na ja, was wäre das Leben, wenn man
nicht in der Lage wäre, Vorurteile zu überwinden?
    Glenna konferierte jetzt mit Jan
Lyndon, also kam Peter herüber und setzte sich neben mich.

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