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Spiel mit dem Feuer

Spiel mit dem Feuer

Titel: Spiel mit dem Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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»Was passiert denn
in dieser Szene?«, fragte ich ihn.
    »Sie ist Teil der Einleitungssequenz,
in der der Schauspieler, der meinen Vater spielt, als Off-Kommentar erzählt,
dass die Götter, den Mythen zufolge, oft in Menschengestalt auf Erden wandeln.
In diesem Fall die Feuergöttin Pele, die gern mit Höhlen assoziiert wird.«
    Er deutete auf eine hoch gewachsene
junge Frau. Ihr Körper war in einen hauchzarten rot-gold-orangefarbenen Stoff
gehüllt, der, wenn ihn der Wind bewegte, die Illusion von Flammen erzeugte.
»Das ist Sue Kamuela. Reinblütige Hawaiianerin, sie hat ein Modeatelier in
Waipuna. Glen hat sie am ersten Tag hier auf der Straße gesehen und sie
überredet, in dem Film mitzuspielen.« Mit ihrem taillenlangen schwarzen Haar
und ihren graziösen Bewegungen schien Sue Kamuela für die Rolle einer Göttin
prädestiniert. »Und Ihr Vater, wer spielt den?«
    »Der Mann dort neben Sue — Eli
Hathaway. Ein entfernter Verwandter. Er hat eine unheimliche Ähnlichkeit mit
meinem Vater.«
    »Sie scheinen ja ziemlich viele
entfernte Verwandte zu haben«, sagte ich im Gedanken an Russ Tanner.
    »Auf diesen Inseln sind praktisch alle
eine große Familie, Haoles, Chinesen, Japaner, Hawaiianer, egal wer. Wir sind
großenteils miteinander verwandt.«
    »Haole — heißt das Weißer?«
    »Normalerweise, ja. Eigentlich
bezeichnet es jedweden Fremden.«
    Peter schaute jetzt wieder dorthin, wo
Glenna mit dem Rücken zu uns stand. Sie hatte die Hände vors Gesicht gehoben
und formte mit Daumen und Zeigefingern einen Rahmen, durch den sie die Höhle
anvisierte. Kurz darauf winkte sie die Kamerafrau herbei, die dasselbe tat. Sie
konferierten noch ein Weilchen, dann rief Glenna einem jungen Mann zu: »Sind
die Markierungen angebracht?«
    Er guckte zuerst verständnislos,
flitzte dann ein Stück in Richtung Höhle und begann, rotes Klebeband auf einen
Felsen zu pappen. »Einer von den Praktikanten«, sagte Peter. »Es sind
Journalismusstudenten, die keine Ahnung vom Filmen haben, aber Glenna verliert
nie die Geduld mit ihnen.«
    »Und wie läuft diese Szene ab?«
    »Zuerst filmen sie Eli, wie er
nachdenklich in die Höhle spaziert. Dann geht Sue hinter ihm her und imitiert
dabei seine Bewegungen.«
    »Das ist es dann schon?«
    »Na ja, es wird mehr als einen Take
brauchen, aber nicht allzu viele. Glen holt wohl auf Anhieb ziemlich gute
schauspielerische Leistungen aus den beiden heraus. Was ich bisher an
nachbearbeitetem Material gesehen habe, ist ganz schön beeindruckend. Emily
Quentin nutzt das dritte Schlafzimmer im Malihini House als Editing-Studio, und
Glen hat ihr eine Avid-Computeranlage gemietet, von daher — schauen Sie sich
das an!«
    Die Höhle erstrahlte plötzlich in einem
grellen Licht, das Spalte, feine Risse und dunklere Nischen erkennbar machte.
Ich sagte: »Wirkt das im Film nicht unnatürlich hell?«
    Peter schüttelte den Kopf. »Der Film
ist nicht so sensibel wie Ihre Augen.«
    Glenna rief: »Gehen Sie jetzt auf Ihre
Markierung, Eli.«
    Eli Hathaway begab sich zu dem roten
Klebeband auf dem Fels. Eine Frau rannte hinter ihm her und zupfte ihm den
Kragen zurecht.
    »Okay, Eli«, sagte Glenna, »Sie können
jederzeit anfangen, sobald die Klappe durch ist und ich ›Action‹ gesagt habe.«
Sie besprach sich kurz mit der Kamerafrau und gab dann das besagte Kommando.
    Hathaway absolvierte seinen Gang und
signalisierte durch seine Körpersprache Ernst und Nachdenklichkeit.
    Ich fragte Peter: »Ist er
Profischauspieler?«
    »Nein. Er veranstaltet von Hanalai aus
Bootstouren. Glen und ich sind ihm dort auf dem Fischmarkt über den Weg
gelaufen. Ich hatte ihn zuletzt als Jugendlichen gesehen, und die Ähnlichkeit
mit meinem Vater hat mich verblüfft. Als ich das sagte, hat Glenna beschlossen,
ihm die Rolle zu geben.«
    »Dann wusste sie also, als sie hierher
kam, noch gar nicht, wer in dem Film mitspielen würde?«
    »Nein, und auch nicht, was genau sie
filmen wollte. Ihre Arbeit vor Ort ist immer ein fließender Prozeß, je nachdem,
was und wen sie dort vorfindet.«
    Hathaway hatte seinen Gang zweimal
absolviert. Er trat aus der Höhle heraus und zündete sich eine Zigarette an.
»Sehr gut, Eli«, rief Glenna. »Machen Sie jetzt eine Pause.«
    Er winkte ihr zu und ging in Richtung
Absperrung.
    Glenna, Jan Lyndon und Sue Kamuela
steckten die Köpfe über dem Script zusammen. Der Rest des Teams stand untätig
herum. »Was ich noch über das Filmen gelernt habe«, sagte Peter, »ist, dass es
überwiegend aus

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