Spiel mit dem Feuer
für eine tolle Art, diese Küste
zum ersten Mal zu erblicken! Danke, ich meine, mahalo.«
Er nickte brüsk.
Ich schaute nach hinten. Zwei der
Geschäftsleute steckten die Köpfe über einer Tabelle zusammen, der dritte
bearbeitete einen Taschenrechner. Tanners begegnete meinem Blick, und wir
prusteten los.
»Absurde Situationen«, sagte ich.
»Genau.« Er machte ein paar
Steuerbewegungen, und der Hubschrauber schoss um eine Reihe von
Klippenvorsprüngen, so jäh, dass ich mich an der Sitzkante festklammerte.
»Schauen Sie mal da runter.«
Wir schwebten jetzt über einem flachen
rötlichbraunen Areal auf einem der Kliffs. Es war flaschenförmig: der
Flaschenboden dem Meer zugekehrt, während der Hals in ein dicht bewaldetes Tal
mündete. Die undurchdringliche Vegetation zog sich meilenweit dahin, flankiert von
schroffen Palis; ein Wasserfall stürzte eine der Bergwände hinab und verschwand
im Unterholz.
Tanner sagte: »Hier will Sweet Pea
morgen filmen. Hat uns einen ganzen Tag gekostet, die richtige Location zu
finden.«
»Warum gerade hier?«
»Na ja, sehen Sie die Steine da?«
Ich folgte seinem Zeigefinger. »Ja.«
Sie befanden sich mitten im Bauch der Flasche — mächtige plattenförmige Brocken
von Vulkangestein, übereinander getürmt.
»Ein Heiau, wie wir hier sagen.
Ein alter Altar. Hier an der Küste gibt es viele solche Stätten.«
»Da haben die Menschen die Götter
verehrt? Wie sind sie denn hingekommen?«
»Die Alten waren ein kühnes Volk. Ihre
Pfade ziehen sich kreuz und quer durch die Täler. Sehen Sie den Hain dort am
Klippenrand? Brotfruchtbäume. Die Kombination aus diesen Bäumen und dem Heiau entspricht genau der Legende, die Sweet Pea nachzeichnen will — der Sache mit
der Sprungstelle.«
»Erzählen Sie.«
Er zog den Knüppel an, und der
Hubschrauber flog in einem ausholenden Steigflug übers Meer. »In der Legende
geht es um die verzweifelten Totengeister. Echte Loser, Leute, die es im
Leben zu gar nichts gebracht haben. Nach ihrem Tod werden sie zu unsichtbaren
Landstreichern, die auf der Insel herumziehen und mit irgendwelchen Tricks in
die Unterwelt runterzukommen versuchen. Die Pfade in die Unterwelt — leina-a-ka-uhane — befinden sich immer auf westwärts gelegenen Klippen und sind durch
Brotfruchtbäume gekennzeichnet. Die verzweifelten Totengeister lungern unter
diesen Bäumen herum und warten, dass ein freundliches höheres Wesen
vorbeikommt, das sie mit runternimmt.«
»So eine Art spirituelle
Freeway-Auffahrt.«
»Genau. Aber es kommt nicht oft eine
Mitfahrgelegenheit vorbei, und nach einer Weile drehen die Geister durch. Sie
klettern auf die Bäume und stürzen sich von den Klippen, in der Hoffnung, durch
eine Meereshöhle einen Weg in die Tiefe zu finden. Aber ich glaube nicht, dass
es viele von ihnen schaffen.«
Obwohl er lächelte, lag in seiner
Stimme eine Intensität, die mir sagte, dass die Mythen und Geister für ihn noch
genauso lebendig waren wie für seine Vorfahren. Es gab vieles, was ich von
einem Mann wie Russ lernen konnte — und vieles, was ich nie verstehen würde.
»Wegen morgen«, sagte ich. »Hy und
seine Leute werden sicher als Erste am Drehort sein wollen, und ich würde auch
gern mitkommen.«
»Wie viele Sicherheitsleute hat er
angefordert?«
»Drei.«
»Dann hole ich die am besten gleich bei
Tagesanbruch im Malihini House ab und komme dann sofort wieder zurück, um Sie
und einen Teil der Ausrüstung einzuladen. Ich werde ein paar Mal fliegen
müssen, bis alle Leute und alle Sachen dort draußen sind, und ich habe einen
Charterflug am Vormittag.«
»Danke, das ist sehr nett.«
»Ist nur die Aloha-Mentalität, schöne
Frau.« Er legte mir die Hand aufs Knie und drückte es leicht. »Und außerdem mag
ich Sie.«
Diese Geste — von jemandem, den ich
kaum kannte — überraschte mich, war mir aber nicht unangenehm. Vielleicht
steckte mich die Aloha-Mentalität ja schon an. Ich fragte: »Was war mit Elson
und Celia? War ihre Ehe immer schon unglücklich?«
»Solange ich sie kannte, ja, aber
anfangs müssen sie sich wohl wirklich geliebt haben. Sie war eine Schönheit — ist
es bis heute. Tochter eines reichen Viehzüchters von der Hauptinsel und seiner
balinesischen Frau. Elson war ein gut aussehender Intellektueller, hatte auf
irgendeiner Elite-Uni seinen Doktor gemacht. Aber dann fingen sie beide
ziemlich zu trinken an, und man hörte von wilden Partys und Affären. Um 1990,
als Andrew gänzlich aus der Bahn geriet, ging die Ehe
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