Spiel mit dem Feuer
eine ganze Menge Straßen in die Zuckerrohrfelder ab, aber vor
der, die Sie nehmen müssen, kommt ein Papayahain, der einzig größere in der
Gegend. Folgen Sie der Straße etwa eine halbe Meile, dann geht links ein
Fahrweg ab. Nehmen Sie den, noch mal eine halbe Meile, dann sehen Sie schon die
alte Zuckermühle.«
»Sie kennen den Weg ja sehr gut.«
»Sollt ich wohl. Diese Zuckerrohrfelder
wurden noch bis in die Achtziger bestellt, aber die Mühle hat schon ein paar
Jahre vorher zugemacht. Als Pete und ich noch jung und stürmisch waren, sind
wir manchmal mit irgendwelchen Mädchen dort hingegangen.« Plötzlich verdüsterte
sich sein Gesicht, und er legte seine Hand auf meine. »Passen Sie auf, wenn Sie
da hingehen, schöne Frau. Diese Leute sind aggressiv und dumm. Üble
Kombination.« Dann wanderte sein Blick über meine Schulter hinweg, und er
sagte: »Aha. Da sind Pete, Sweet Pea und Ripinsky, auf der Suche nach uns.«
Ich drehte mich um und zog meine Hand
unter seiner hervor. Glenna und Peter winkten, und Hy nickte. Sein Blick war
neutral, ruhte gelassen taxierend auf mir und Tanner. Sie kamen alle drei zu
uns rüber, und nach einer kurzen Konfusion, die Sitzmöglichkeiten betreffend,
beschlossen wir, an einen der Tische auf der Meerseite umzuziehen. Während die
anderen schon dort hinsteuerten, zog ich Hy beiseite.
»Seid ihr alle in einem Auto gekommen?«
»Nein, ich bin mit dem Datsun gefahren;
Glenna ist mit Peter in seinem Auto gekommen. Warum?«
»Da ist eine Spur, die ich verfolgen
will, und dafür brauche ich einen Wagen.« Ich umriss kurz, was mir Tanner erzählt
hatte. Hy sagte: »Lohnt sich auf jeden Fall, dem mal nachzugehen. Bist du
sicher, dass du heute noch hinwillst?«
»Ich glaube, ich sollte nicht lange
warten.«
»Willst du, daß ich mitkomme?«
Ich zögerte. »Ja, aber einer von uns
muss bei Glenna und Peter bleiben, sicherheitshalber. Besser du, weil du
bewaffnet bist.« Ich hatte die Konturen der Pistole unter seinem lose
herabhängenden Hemd gesehen, als er gekommen war.
»Ist das so offensichtlich?«
»Nur, wenn man drauf achtet. Und nach
dem, was heute Morgen war, bin ich davon ausgegangen, dass du dir eine Waffe
beschaffen würdest.«
»Peter hat sie mir geliehen, aus der
Waffensammlung seines Vaters im Cottage. Netter 45er Colt, Government Model.«
»Du kannst ganz schöne Schwierigkeiten
kriegen, wenn du in diesem Bundesstaat eine Waffe trägst.«
»Lass das mal meine Sorge sein.« Er zog
einen Satz Autoschlüssel aus der Tasche, drückte sie mir in die Hand und
schloss meine Finger darum. »Ich passe hier auf; geh du nur. Aber, McCone, von
jetzt an will ich, dass du sehr vorsichtig bist.«
Dieser letzte Satz hatte eine zweite
Bedeutungsebene, die ich sofort registrierte. Verdammt, warum durchschaute er
mich so leicht?
21
Uhr 53
Es war schon völlig dunkel, als ich das
Raketentestgelände erreichte. Flache Gebäude scharten sich zu meiner Linken;
das Leuchtfeuer des Flugfelds blinkte grün-weiß-weiß, grün-weiß-weiß vor dem
dunklen Himmel. Das Marine-Waffentestareal erstreckte sich über viele Morgen
Land entlang der Küste, aber bald lag es hinter mir, und hohes Zuckerrohr
säumte den Highway. Ich begegnete keinem anderen Fahrzeug, sah nichts als ein
überfahrenes Huhn. Schließlich rechts der Straße die Silhouette des
Papayahains.
Die alte Straße in die Zuckerrohrfelder
ging unmittelbar hinter dem Hain ab — schmal, ausgefahren und zugewuchert. Ich
prüfte den Kilometerstand, bog dann ab und folgte der Straße eine sachte
Steigung hinauf. Im Scheinwerferlicht des Datsun erkannte ich rote Erde,
gesprenkelt mit Hubbein und niedrigem Gesträuch; der fast volle Mond goss
silbernes Licht auf Erdrisse und -furchen.
Nach einer knappen Meile sichtete ich
den Fahrweg zur alten Fabrik, eine ebene, einspurige Piste, die ins Dickicht
hineinführte. Ich hielt an, schnappte mir ein Fernglas, das ich auf dem zugerümpelten
Rücksitz entdeckt hatte, und sah damit den Fahrweg entlang, bis ich ein
schwaches, flackerndes Licht ausmachen konnte. Viel weiter traute ich mich
nicht zu fahren; den Rest würde ich zu Fuß machen müssen.
Ein paar Meter weiter am Straßenrand
befand sich eine wilde Müllkippe: türlose Kühlschränke, Waschmaschinen- und
Trocknerleichen, ein ausgebrannter Transporter, verschlissene Matratzen. Ich
parkte den Datsun dahinter, stellte Motor und Licht ab und stieg aus. Die Nacht
war so still, dass ich das Rauschen der fernen Brandung hören
Weitere Kostenlose Bücher