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Spiel mit dem Feuer

Spiel mit dem Feuer

Titel: Spiel mit dem Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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mit einer handschriftlich
notierten Telefonnummer, einen weiteren mit einer Adresse in Honolulu und
etwas, was aussah wie ein Wahlkampfbutton und proklamierte: »Austritt aus der
Union — jetzt!«
    Als ich mir sicher war, dass ich nichts
übersehen hatte, raffte ich meine Schätze zusammen und ging los, um die Nacht
im Datsun zu verbringen. Ich machte es mir auf dem Beifahrersitz bequem, die
Füße auf dem Fahrersitz, und inspizierte meine Funde.
    Die Bluse würde ich Sue Kamuela zeigen;
möglich, dass sie sie genäht hatte und mir etwas über Amy Laurentz erzählen
konnte. Die Telefonnummer und die Adresse würde ich am Montag den RKI-Leuten
durchgeben, damit sie für mich recherchierten. Der Button hatte vermutlich mit
der Sezessionsbewegung zu tun. Ich würde ihn Tanner zeigen.
    Die Handschrift auf dem Block war
schwer zu entziffern. Ich leuchtete mit der Taschenlampe darauf, konnte ein
paar Worte unter dem durchgestrichenen Gekrakel identifizieren: »die ‘aina«, »hört auf die Hawaiianer«, »Selbstbestimmung«, »Entkolonialisierung«. Diese
Schlagwörter deuteten auf ein Flugblatt hin, dessen Erstellung dem Verfasser
Mühe bereitet hatte.
    Als nächstes hielt ich die Postkarte in
den Taschenlampenstrahl. Es war eine schlichte weiße Karte, abgestempelt in
Lihue, mit Datum vom letzten Donnerstag. Die Adresse war getippt, ebenso der
Text: »Freitag, 9 Uhr. Trockenhöhle.«
    Ich hatte jemanden den Ort des
Heckenschützenanschlags als Trockenhöhle bezeichnen hören. Und die Dreharbeiten
hatten um neun Uhr begonnen. Jemand, der den Drehplan kannte, hatte Amy und
ihrer Chaotenbande Ort und Zeitpunkt mitgeteilt. Jemand, der sie angeheuert
hatte, die Filmerei zu stoppen? Jemand aus Glennas nächster Umgebung?
    Diese Entdeckung beunruhigte mich,
machte mir das Schlafen unmöglich. Ich sagte mir, dass ich mich ausruhen
musste, und schloss die Augen. Sie fühlten sich sandig an, und über meiner
rechten Augenbraue war ein pochender Schmerz. Mein Magen knurrte; ich hatte
seit dem Sandwich und der Cola nichts mehr zu mir genommen. Ich versuchte mich
in eine bequeme Position zu nesteln. Schnappte mir einen Pullover vom Rücksitz
und knüllte ihn unter meinen Kopf. Wehrte die Vorstöße der Moskitos ab.
    Als ich schließlich wegdöste, träumte
ich von einer Meereshöhle, wo mächtige Wellen den schlaffen Leichnam eines
Mannes gegen die Felsen schmetterten. Im Dunkeln färbte sich ihr
phosphoreszierender Schaum blutrot.

4. APRIL
     
     

Kauai
10
Uhr 29
    Das Malihini House schlummerte
friedlich in der Sonne, vor der Kulisse des glitzernden Meers. Hennen pickten
auf dem Rasen vor sich hin, während ein Hahn in der Nähe herumstolzierte und
voller Besitzerstolz krähte. Erst als ich aus dem Datsun stieg, bemerkte ich
die seltsame Stille.
    Ich rannte die Stufen zum Lanai hinauf, rief nach Hy und Glenna. Keine Reaktion. Die Fliegentür war zugezogen,
die innere Tür verschlossen. Ich holte meinen Schlüssel heraus, trat ein, rief
noch mal. Keine Antwort.
    Für einen Moment packte mich Panik — war
vielleicht in meiner Abwesenheit etwas passiert? Doch dann fiel mir der Dreh
auf den Na-Pali-Klippen wieder ein. Über den nächtlichen Ereignissen in den
Zuckerrohrfeldern und dem Problem mit dem lahm gelegten Datsun hatte ich ganz
vergessen, dass Tanner ja schon im Morgengrauen mit der Transportaktion hatte
beginnen wollen. Jetzt waren natürlich alle schon am Drehort. Russ flog seine
Chartertour und ich saß hier fest.
    Es hatte eine Ewigkeit gedauert, per
Anhalter nach Waimea zu kommen, und noch länger, dort einen Mechaniker dazu zu
bringen, sich um den Wagen zu kümmern. Als der Datsun wieder fahrfähig gewesen
war, hatte ich erwogen, sofort zur Polizei zu fahren und zu erzählen, was ich gesehen
hatte, es dann aber als vergebliche Mühe verworfen. Der Mann, den sie ins Meer
geschmissen hatten, war inzwischen sicher längst Haifischfutter, und selbst
wenn die Polizei die Mühlenbesetzer finden würde, stünde doch letztlich das
Wort einer Besucherin vom Festland gegen das von vier Einheimischen. Jetzt, bei
Tageslicht, erschien die Szene auf den Klippen selbst mir surreal; für die
Polizei würde das wie eine Okolehao-bedingte Halluzination klingen.
    Ich ging zu dem kleinen Schreibtisch in
der einen Ecke der Küche, um nach dem Anrufbeantworter zu gucken, und entdeckte
einen Zettel mit Hys Handschrift: »McCone — hoffe, es ist alles okay. Ruf mich
an, sobald Du das hier liest.« Ich wählte rasch seine Handy-Nummer und

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