Spiel mit dem Feuer
und
ich watete auf den flachen, glatten Steinen hinaus. Wellen leckten an meinen
Knöcheln, und in den Gezeitentümpeln sah ich kleine Krebse und Muscheln. Ich
bückte mich nach einem spiralig gedrehten, lila-weißen Seeschneckenhaus,
inspizierte es und suchte dann weiter.
Ich war zwar keine ernsthafte
Strandläuferin, ja, ich interessierte mich nicht mal besonders für Muscheln,
aber das hier schien mir eine gute Möglichkeit, meine Gedanken auf meine
Ermittlungsarbeit zu konzentrieren. Beides erforderte, kleine Segmente genau
abzusuchen und auf Details zu achten, die man auf den ersten Blick gar nicht
bemerkte; beides zwang einen, langsam zu machen, nichts zu übersehen. Leider
musste ich feststellen, dass es mit den Muscheln weit besser klappte als mit
den Gedanken.
12
Uhr 38
Das viermotorige Flugzeug schwenkte im
Tiefflug über dem Korallenriff meerwärts, und seine Landescheinwerfer
verwandelten das Wasser in Quecksilber. Ich richtete mich auf, bemüht, auf dem
Lavabrocken das Gleichgewicht zu halten. Es war jetzt bewölkt, heiß und
stickig; ehe ich meine Augen gegen das Gleißen abschirmte, wischte ich mir
Feuchtigkeit von der Stirn.
Trotz der Größe der Maschine hatte ich
sie nicht kommen hören. Das passiert gelegentlich, je nach Flugbahn und
Windrichtung. Ich beobachtete, wie das Flugzeug aufs Meer hinauszog, mit dem
Grau des Himmels verschmolz. In den letzten fünf oder zehn Minuten hatte ich
eine Zunahme des Hubschrauberverkehrs vor der Küste bemerkt, mir aber nichts
weiter dabei gedacht. Tanner hatte mir erklärt, dass die Tourenhelikopter die
Route zu nehmen pflegten, auf der wir gestern hier vorbeigeflogen waren, und
ich war davon ausgegangen, dass das Geschäft florierte, weil Samstag war. Doch
jetzt sah ich einen regelrechten Hubschrauberschwarm auf die Klippen im Westen
zusteuern.
Dort war irgendetwas Außergewöhnliches
im Gang.
Das Flugzeug kam jetzt in etwa
fünfhundert Fuß Höhe wieder zurück, im Langsamflug, als suche es etwas. Eine
C-130 vermutlich, ein Militärtransporter. Ich kniff die Augen zusammen und
starrte auf den Rumpf, versuchte das Kennzeichen auszumachen.
US-Küstenwache.
Eine Such- und Bergungsaktion.
Mein Magen kribbelte vor Anspannung.
Ein Badeunfall vor einem dieser einsamen Strände, die ich aus der Luft gesehen
hatte? Ein Wanderer, der von einem Klippenpfad gestürzt war? Oder...? »Okay«,
sagte ich, »keine voreiligen Schlüsse.«
Die C-130 näherte sich dem Riff; die
Motoren dröhnten und ratterten. Die Maschine schwenkte wieder aufs Meer hinaus
und kam im weiten Bogen zurück, diesmal weiter westlich. Sie suchte das Wasser
segmentweise ab, so wie ich die Gezeitentümpel nach Muscheln abgesucht hatte.
Inzwischen beteiligten sich noch mehr Hubschrauber an der Aktion, die sich auf
den Streifen vor den Klippen konzentrierte. Den Klippen, wo Glenna und ihr schwer
geprüftes Team filmten. Den Klippen, wo Hy...
Ich krabbelte von der Lavazunge und
rannte über den Sand zu dem Pfad, der zum Malihini House führte. Die Hunde
hingen kläffend an meinen Fersen.
Tanner und sein Hubschrauber waren
nicht auf dem Heliport, aber aus dem Haus kam das Murmeln des Funkscanners, und
die Tür war nicht verschlossen. Ich betrat einen schlichten weißen Raum mit
Rattanmöbeln und entdeckte den Scanner auf einem niedrigen Bücherregal. Er war
auf die Frequenz 118,9 eingestellt. Ich drehte die Lautstärke auf und hörte die
unverkennbar ruhigknappen Worte eines Fluglotsen, vermutlich aus Lihue.
»...in Startposition rollen und warten,
einminütige Startverzögerung wegen Wirbelschleppen.«
»Fünf-acht-Tango, verstanden.«
»Fünf-acht-Tango, freigegeben zum
Start.«
Ich wollte nicht wissen, was auf dem
Flughafen lief. Ich wollte den Flugfunkverkehr vor der Na-Pali-Küste abhören.
Verdammt, warum hatte Tanner nicht
irgendwo eine Sektionskarte herumliegen, auf der ich die Frequenz nachgucken
konnte? Na ja, wozu sollte er eine Karte brauchen? Er kannte den Luftraum von
Kauai so in- und auswendig wie ich den zwischen Oakland und Mendocino County.
122,7.
Das war’s. Mir war gestern aufgefallen,
dass die Frequenz dieselbe war wie die des Mendocino County Airport in der Nähe
unseres Häuschens an der kalifornischen Küste.
Ich stellte die Frequenz ein, hörte
zuerst nur Rauschen. Dann sagte eine Männerstimme: »Drei-zwo-fünnef,
wiederholen, bitte.«
»Vier-neun-neun, habe die treibende
Person geortet. Befinde mich, äh... eine halbe Meile südwestlich von
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